Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
sicher war, er würde ohnmächtig.
Der hagere Killer machte einen Schritt nach vorn und griff unter sein Jackett. Ich hatte mich ablenken lassen. Ich bremste ihn erneut aus.
Achtung! Halt dich fest, Daxx. Schütz Julian!
Ich spürte eine Berührung, einen schweren Druck, nicht hier, aber auf meinem Körper fast zweihundertfünfzig Meilen entfernt.
Nein!
Nicht jetzt!
Ich richtete meine volle Konzentration darauf, hier zu bleiben. Wenn ich Sinh jetzt allein ließ – wenn auch nur für wenige Sekunden – würde er sterben. Wie ein Matrose im Orkan, der sich verzweifelt an den Mast klammert, widerstand ich der mir unerklärlichen Gewalt, die meinen Geist mit meinem Körper vereinen wollte, jetzt, da er in Gefahr schwebte. Im selben Augenblick, als mich ein heftiger Ruck durchschüttelte, ich wie durch einen langen Tunnel ein metallisches Krachen hörte, machte der Killer eine weitere Bewegung und zog eine Glock 17 samt Schalldämpfer hervor.
Ich blieb im Krankenhaus in San Angelo.
Sinhs Augen weiteten sich, aber das war auch sein einziges Zeichen von Angst. Ich bewunderte ihn innerlich dafür, wie gefasst er seinem direkten Ende entgegentrat. Vielleicht hatte ich mich in all den Jahren zu sehr an den Gedanken gewöhnt, unsterblich zu sein, nie zu altern, nie zu erkranken, jedenfalls nicht, so lange ich Bewohner der Villa war. Wie schnell der Mensch sich anpassen kann. Wahrscheinlich hat unsere Rasse deshalb so lange überlebt.
Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder komplett auf den Killer. Er erstarrte in seiner Bewegung, die Waffe schon fast auf Sinh gerichtet. Sollte ich mich jetzt noch einmal ablenken lassen, wenn auch nur für eine Sekunde, wäre alles vorbei.
Raus aus seinem Schussfeld, Sinh! Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich ihn halten kann!
Sinh legte sich der Länge nach auf den Boden und rollte sich seitwärts unter seinem Krankenbett hindurch. Wenige Fuß von der Zimmertür entfernt blieb er auf dem Bauch liegen und begann, mühsam zur Tür zu robben, direkt auf den Killer zu. Ich sah mich sinnlos um. Gab es in diesem verfickten Krankenhaus keinen Wachdienst?
Die Schmerzen durchzogen mein Gehirn wie Wasser, das seinen Weg durch ausgetrocknete Flussbetten findet. Wie viel Zeit blieb mir noch, bevor ich Sinh schutzlos zurücklassen musste?
Der Killer bewegte sich. Kaum sichtbar, wie in extremer Zeitlupe. Konzentration! Er darf nicht ...
Oh Scheiße! Was ist das da am Horizont?
Das war Daxx.
Im gleichen Augenblick tauchte eine Gestalt hinter dem Killer auf.
Und ich wurde von meinem imaginären Mast gerissen.
Samstag, 30. Juni 2012 – 14:05 Uhr
Fort Worth
Allgemeine Raumzeit
Ich lag zusammengekrümmt auf der Rückbank. Genauer gesagt, schwebte ich wenige Inch darüber, prallte im nächsten Moment darauf und rutschte haltlos in den Fußraum. Der Wagen schlug auf. Durch den Stoß drückten sich winzige Stücke zerbrochenen Sicherheitsglases in meine Handflächen, allerdings ohne sie zu zerschneiden. Unbeholfen kletterte ich zurück auf die Hinterbank. Meine Schulter schmerzte.
„Bleib unten!“, schrie Daxx, der wieder auf der Rückbank kniete, und warf sich in dem beengten Raum über mich.
Eine Sekunde später zerschmetterte eine gewaltige Explosion die Luft über uns. Donner hallte tausendfach wieder. Eine Druckwelle spülte heiße Luft durch die kaputten Scheiben, als hätten wir gerade das Tor zum Fegefeuer passiert.
So seltsam es auch klingen mag, aber für einen winzigen Augenblick war es ein tröstliches, ja wirklich angenehmes Gefühl, Daxx’ Körper an meinem zu spüren; sein Gewicht auf mir, in dieser Hölle, die wir irgendwie entfesselt hatten. In dieser kurzen Spanne wäre ich bereit gewesen, alles aufzugeben und mich einfach treiben zu lassen.
Wie einfach das gewesen wäre.
Zu einfach. Unser Wagen beschrieb eine scharfe Linkskurve. Wir kippten, ich spürte das drückend, hebende Achterbahngefühl in meinem Magen.
„Festhalten!“, schrie Alain von vorn. Der Hummer legte sich seitlich, wie ein angeschossenes Pferd, brachte mich in eine aufrechte Position, so dass ich zu Daxx’ früherem Platz rutschte, der jetzt nicht mehr rechts, sondern unter mir war. Auf der Seite liegend rutschten wir fast ungebremst weiter. Daxx drückte mich nicht mehr nach unten, sondern hielt sich an mir fest. Ich sah das braungrüne Gras unter uns an seinem Seitenfenster vorbeiziehen, das einem Fernseher glich, der nichts als Wiese zeigte, und hielt mich
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