Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
mein Freund doch noch das Zeitliche gesegnet hatte. Sein schicker Versaceanzug ließ keine Zweifel darüber aufkommen, was er wirklich war.
Noch ein Killer.
Just in dem Moment riss mich eine Erschütterung zurück in meinen Körper.
Samstag, 30. Juni 2012 – 13:56 Uhr
Fort Worth
Allgemeine Raumzeit
Ich wurde gegen die Wagendecke geschleudert, spürte, wie meine Haare den Himmel berührten, und landete hart auf der Rückbank. Die Stoßdämpfer gaben ein gequältes Geräusch von sich. Völlig orientierungslos, als wäre ich gerade aus einem Albtraum erwacht, versuchte ich mit aufgerissenen Augen in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen. Vor uns befand sich ein aufsteigender steiler Grashang, seitlich spritzte lehmiges Wasser empor. Wir befanden uns in einer tiefen Senke mitten auf offenem Feld. Ein Schatten, groß und gefährlich wie der eines Pyrodactylus zog über uns hinweg. Daxx, mir den Rücken zugewandt, mit dem linken Arm am Vordersitz klammernd, dem Schatten hinterher sehend, zögerte nicht und quetschte sich zwischen den Rückenlehnen hindurch auf den Beifahrersitz. Er schlängelte sich so elegant durch den schmalen Spalt, dass er mich dabei nicht einmal berührte. Die Nase des Hummers hob sich bedenklich, als Alain mit voller Geschwindigkeit den Hang vor uns hinaufpreschte. Für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, in der brutalsten Achterbahn der Welt zu sitzen. Wir rutschten auf dem feuchten Untergrund ein wenig seitwärts. Ohne Geländewagen wäre unsere Fahrt hier zu Ende gewesen.
Alain hing verkrampft hinter dem Lenkrad. Daxx, der mittlerweile auf dem Beifahrersitz hockte, legte mit beiden Händen an, abgestützt auf dem Armaturenbrett, die Beretta fest umklammert durch den Rahmen der zerstörten Windschutzscheibe über der Motorhaube haltend. Der Wagen driftete leicht nach links. Alain nahm das Gas weg, als die Reifen wieder griffen, drückte er das Pedal voll durch. Wie ein Projektil schossen wir über den Kamm des Hügels. Und ohne, dass ich die Zeit manipulierte, kam sie mir plötzlich langsamer vor.
Wie in Zeitlupe sah ich den stahlblauen Himmel vor uns auftauchen, gleichmäßig und beinahe perfekt, bis auf den dunklen metallischen Fleck. Der Hubschrauber hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht und hing wie ein angriffslustiges Tier nur wenige Yards vor uns in der Luft. Unsere Reifen verloren den Bodenkontakt, als wir die Kuppe erreichten. Für einen Moment standen sich zwei fliegende mechanische Monster wie bei einem Duell gegenüber.
Daxx wartete, zielte.
Zielte.
Zielte.
Dann krümmte er den Finger. Der Schlitten schnellte zurück. Die Waffe verriss leicht nach oben. Eine rauchende Hülse wurde ausgespieen, der Knall pflanzte sich unbarmherzig durch brachiale Schallwellen fort. Das Projektil verließ den gedrehten Lauf, begleitet von einer Wolke aus Rußpartikeln, und folgte seiner durch Daxx vorgegebenen Bahn.
In derselben, grausamen Langsamkeit biss ich die Zähne zusammen und hielt mich an den Kopfstützen fest, den Blick starr auf den Hubschrauber gerichtet. Unser Aufprall auf dem weichen Grasplateau vor uns geschah zeitgleich mit dem der Kugel auf der Frontscheibe des Helikopters. Ich schlug gegen Alains Kopfstütze. Die konkave Glasscheibe verwandelte sich augenblicklich in ein Netzmuster. Sie zerplatzte nicht, aber irgendetwas hinter ihr. Der Hubschrauber machte einen unkontrollierten Satz direkt auf uns zu und beschleunigte. Instinktiv biss ich die Zähne noch fester zusammen. Bewusst oder unbewusst, ich verließ meinen Körper.
Samstag, 30. Juni 2012 – 13:59 Uhr
San Angelo
Allgemeine Raumzeit
Der Killer war verschwunden.
Ich befand mich wieder im Schwesternzimmer. Die Stille, begleitet von dem leisen Alarm aus Sinhs Zimmer, stand im völligen Gegensatz zu dem Motorenlärm in unserem Hummer, und verwirrte mich unnötig. Die beiden Frauen lagen unverändert am Boden, auch sonst hatte sich nichts geändert, außer, dass ich mit ihnen allein war und die Tür nun offen stand.
Scheiße!
Das rote Blinken auf Sinhs Überwachungsmonitor wirkte wie die Visualisierung eines teuflischen Hohnlachens. Der zweite Killer war gerade dabei, das zu vollenden, was sein Kollege nicht geschafft hatte. Oder hatte es bereits getan.
Ich raste los, dem menschlichen Verstand entsprechend erst zur Tür. Dann schlug ich einen Bogen, als mir bewusst wurde, dass ich Türen nicht benötigte. Ich durchquerte die Wand, einen dunklen Raum mit
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