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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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die mich hilflos machte, da sie sämtliche meiner Sinne ausschaltete.
    „Bereit?“, fragte Julio, und Sinh bejahte.
    Okay , dachte Julio. Dann los. Gee-Man, du hältst am besten die Zeit an. Bis auf uns und bis wir am Fahrstuhl sind.  
    Gut , dachte ich und stoppte die Zeit, allerdings nur um das Krankenhaus herum, da ich nicht Alain, Daxx und meinen Körper beeinflussen wollte. Das heißt, ich versuchte es, denn in dem Moment, als ich beginnen wollte, hörte ich Daxx’ angstverzerrten Schrei dermaßen laut in meinem Kopf, dass ich mir sicher war, er müsse platzen.  
    Alain, Vorsicht! Nein!
    Dann wurde ich weggerissen.
     
     
    Die Villa
     
    Das ‚Nein!’, das Daxx in völliger Verzweiflung gebrüllt hatte, schwang etliche schmerzhafte Augenblicke in meinem Kopf nach, wie ein Echo in der größten Höhle der Welt.  
    Dann ein unterdrücktes Husten von Sinhs Krankenbett aus. Noch während ich mich umdrehte, wurde mir wieder bewusst, dass ich mich nicht mehr im Hospital befand. Die Eindrücke, die ich empfand, glichen denen beim Aufwachen aus einem Traum, nur umgekehrt. Ein fließender Übergang, bei dem sich Schicht um Schicht die Illusion über die Realität schob.
    Das sonnige Licht im Krankenzimmer wich einem kalten, unbarmherzigen Licht; ich hatte plötzlich das Gefühl, von zig toten Augenpaaren angestarrt zu werden, und als ich meine Drehung beendet hatte, sah ich nicht Sinhs zerwühltes Bett, sondern ein großes Doppelbett aus Eichenholz. Es war nicht unordentlich, aber belegt.
    „Madame Rosalyn?“
    Sie neigte ihren auf drei Kissen hoch gebetteten Kopf leicht in meine Richtung.
    „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass du mich Rose nennst, Liebling?“
    Ich war viel zu verwirrt, um ihr darauf zu antworten. Die neue Realität sickerte langsam in meine fünf Sinne. Und mit ihr eine anfangs unbestimmbare Furcht.
    Die Augen gehörten den Puppen, die ihr schier endloses Leben in völliger Starre auf den schweren Eichenmöbeln fristeten. Das Licht besaß keine wahrnehmbare Quelle.
    Ich befand mich in Madame Rosalyns Schlafgemach, dem Zimmer, das mir drei Tage zuvor so viel Angst eingejagt und mich mit seinem dunklen Herzen fast getötet hatte. Aber im Gegensatz zu meinem letzten Aufenthalt hörte ich kein leises Brummen, nur den leisen Gesang der Vögel im Garten.
    Von der tapezierten Tür ging keinerlei Bedrohung aus, sie war, was sie sein sollte: eine kleine Tür zu einer Abstellkammer.
    Erleichterung wischte den düstren Schleier der Furcht weg. Trotzdem blieb ich nervös. Es stimmte, ich wollte mit der Mutter der Rosen sprechen, aber im Moment brauchten mich meine Freunde. Menschen, die auf meine Hilfe angewiesen waren, die ich liebte.
    Die ich liebe.
    Alain! Was war mit ihm geschehen?
    „Denk nicht so viel über Dinge nach, die sowohl falsch als auch unveränderbar sind“, sagte Rose in einem heiseren Flüsterton. „Wenn du etwas Nützliches tun möchtest, dann hilf mir bitte aufzustehen.“  
    Dabei schob sie die seidenen Laken beiseite. Dina, die ich noch gar nicht wahrgenommen, und die zusammengerollt auf ihrem Bauch gelegen hatte, machte mürrisch drei schnelle Sätze zur leeren Seite des Betts und streckte sich ausgiebig.
    „Ich muss zurück zu Alain“, presste ich so höflich wie möglich hervor. „Es ist ihm etwas zugestoßen. Ich habe keine Zeit!“
    „Unfug. Nun hilf mir schon.“
    Die beinahe unverschämte Ruhe und Selbstsicherheit in ihrer Stimme nahm mir den Wind aus den Segeln. Ein Teil von mir wusste, dass Alain sterben würde, oder bereits tot war. Aber zu meiner Schande und zu meinem eigenen Entsetzen muss ich gestehen, dass ein anderer Teil von mir hier bleiben wollte, in der heimischen Villa, meiner vertrauten Umgebung, in der Ruhe eines lauen Sommerabends, der keiner war, und der Gegenwart von Rose. In dieser falschen Geborgenheit.
    Die kleine Standuhr auf einer der beiden Kommoden stand still.
    Ich nahm Rose’s ausgestreckte Hände und zog sie ohne große Kraftanstrengung in eine sitzende Position. Sie drehte sich, so dass ihre Beine über die Bettkante glitten und strich ihr besticktes Nachthemd glatt. Dann lächelte sie mich an.
    „Danke, mein Junge. Ich möchte hier nicht rumliegen wie eine nutzlose alte Fettel, während wir wichtige Dinge besprechen.“
    Sie sagte es beinahe beiläufig, aber ich glaubte, dass es ihr sehr wichtig war.
    „Du musst dir keine Sorgen machen, du verpasst nichts. Die Zeit, die hier existiert, ist eine ganz andere. Setz dich

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