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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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zuzujubeln, nach Angehörigen Ausschau zu halten oder den König zu begaffen. In den vergangenen zwei Wochen hatte Inani sich aufmerksam umgehört und wenig erstaunt feststellen müssen, dass die Roen Ormer es regelrecht genossen, auf ihren König zu schimpfen. Offenbar ging es ihnen zu gut, trotz der wechselhaften Launen, Ilats verschwenderischen Lebensstil, der hohe Steuern zur Folge hatte, und seiner unberechenbaren Grausamkeit. Mal kümmerte er sich überhaupt nicht um Politik und Regierung, sondern überließ alles der strengen Hand der Priester, was nicht unbedingt freundlich von den einfachen Leuten aufgenommen wurde; mal befahl er seltsame Militärmanöver und versetzte damit seinen Soldaten in Angst und Schrecken. Was auch immer Ilat bisher getan hatte, Roen Orm hielt zu ihm. Dies mochte sich jetzt ändern, je nachdem, wie verlustreich der Blitzangriff auf Lynthis gewesen war.
    Es dauerte mehrere Stunden, bis die Flutwelle der Stadtbewohner in ihre Richtung zurückschwappte. Inani saß still, niemand beachtete sie, doch ihre Ohren hörten jedes leise Wort, ihre Augen erfassten alle Zeichen von Trauer, Wut oder Schmerz. Viele Soldaten waren gestorben, viele, die niemals wieder heimkehren würden. Noch mehr, die schwer verwundet, verbrannt oder verstümmelt zurückkamen. Dazu unzählige, die in Lynthis verblieben waren und womöglich erst in einigen Jahren heimkehren würden. Man fluchte voller Zorn auf Ilat, der bereits längst auf anderen Wegen in seinem Palast angekommen war, und noch viel lauter auf die Priester. Neugierig versuchte Inani zu enträtseln, was geschehen war. Für gewöhnlich wurden die Söhne des Lichts verehrt, gleichgültig, was sie taten.
    „Aus dem Weg! Lasst die Priester durch!“
    Inani sprang von der Mauer, verhüllte ihr Gesicht, prüfte hastig, ob ihre magische Aura sichtbar war. Ein knappes Dutzend Priester betrat die Brücke und teilte mühelos die Menge. In ihrer Mitte schritt ein Gefangener, erbarmungslos gefesselt.
    Gefesselt, als wäre er eine Hexe.
    Inani erkannte in ihm den jungen Geweihten, den Schützling von Rynwolf, der sie zu Shoras Verhaftung geführt hatte. Er war schwer misshandelt worden und taumelte unter dem Gewicht des Eisens.
    „Der hat nichts getan als einen Verletzten zu heilen, und dafür schleift man ihn wie ’nen Verbrecher zu Gericht!“, hörte Inani jemanden flüstern.
    Heilzauber? Erdmagie bei einem Sonnenpriester? Sicher ein Irrtum, für den man diesen Jungen jetzt töten wollte. Sie verzog missbilligend das Gesicht. Es gab Tage, an denen wünschte sie, Ti würde diese Welt ganz einfach verbrennen und alles Elend beenden. Hexen, Priester, Elfen, Sterbliche, Unsterbliche, es war immer dasselbe. Elend, wohin man schaute!
     
    Janiel hob den Kopf, sein Blick fiel auf eine schwarz verhüllte Gestalt, die neben der Gruppe seiner Bewacher einherschritt. Ein Windstoß bewegte die Kapuze, und für den Bruchteil einer Sekunde sah er in eisblaue Augen, spürte Wärme, die seine Seele streifte. Er stolperte, und als er sich wieder gefangen hatte, war die Gestalt verschwunden.
    Sie brachten ihn direkt in den Tempel, warfen ihn vor die Füße des Erzmagiers, und ließen die beiden allein.
    „Du hast mich enttäuscht, Janiel. Was soll ich mit dir machen?“ Rynwolf erhob sich drohend über ihn, sprach voller Zorn und Bitternis von Gesetzen, Verlockungen des Bösen und dass nur die Schwachen von dem Pfad der Weisheit abweichen würden. Janiel war alles gleichgültig. Sollten sie ihn töten, dann wäre es wenigstens vorbei, und keine Fragen würden ihn mehr quälen. Fragen, auf die es keine Antwort gab, Fragen, die er nicht einmal laut stellen durfte.
    „Verstehst du nicht? Wenn du einen heilst, kommen alle an. Rette ein Leben, und hunderte werden um das Gleiche bitten. Janiel, ich weiß, warum du den Jungen retten wolltest, und dafür mache ich dir keinen Vorwurf.“ Rynwolf kniete nun neben ihm und flüsterte kaum hörbar in sein Ohr. „Du hättest jedoch niemals alle retten können. Auch mit allen Brüdern zusammen, wenn sie dich magisch gestützt hätten, wärt ihr ausgebrannt, bevor ihr jeden einzelnen Verletzten gerettet hättet. Wen hättest du gewählt? Wen hättest du leben, wen sterben lassen? Was hättest du denen gesagt, für die deine Kraft nicht gereicht hätte? Janiel, auf diesem Weg findest du nichts als Schmerz und Wahnsinn! Und denke weiter, über diese unsinnige Schlacht hinaus. Hier in Roen Orm wäre es nicht allzu schwierig, jeden Kranken zu

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