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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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und durch die Straßen rennen. Doch dazu sind zu viele Leute unterwegs. Als sie einige Jugendliche auf der anderen Straßenseite betteln sieht, kommen ihr doch wieder die Worte von Britilia in den Sinn. Hätte sie der Widerstand nach der Ermordung ihrer Eltern nicht aufgenommen, könnte auch sie jetzt bettelnd auf den Straßen von Vathexon stehen. Wut und Traurigkeit weichen. Stolz und Selbstbewusstsein kehren zurück. Sie läuft auf die schmutzigen, ausgemagerten Jugendlichen zu. Sie greift in ihre Taschen, packt ohne zu zögern die Taler aus Gold und wirft diese den Jugendlichen, die ihr Glück kaum glauben können, vor die Füße. Erleichtert und befreit strahlt sie die um die Goldmünzen herum tanzenden Jugendlichen an. Sie weiß, dass diese das wenige Geld mehr als nötig haben, auch wenn es ihnen nur für wenige Tage das Leben erleichtern wird. Trotzdem macht sie die Freude in den strahlenden Gesichtern der Jugendlichen glücklich. Glücklicher, als mit dem Geld die kränkende und beleidigende Bitte des Botschafters zu erfüllen.
     
    Unruhig läuft Elythias Glasherz vor dem Fenster seines Zimmers auf und ab. In wenigen Minuten wird man ihn zum großen Empfang von Königin Lynarat abholen. Für die Tatsache, dass er in dieser Unterkunft sogar bequemer und pompöser eingerichtet ist als in seiner Heimat, dem Palast in Aqilon, hatte er seit seiner Ankunft in Bilanis Ixis überhaupt kein Auge. Als seine Blicke zufällig den Raum verlassen und er unkonzentriert aus dem Fenster in den großen Innenhof des Palastes schaut, sieht er ein riesiges Heer aus berittenen Soldaten. Das Schlagen von tausenden von Hufen auf den harten Steinboden ist bis durch sein mehrere hundert Meter entferntes Fenster zu hören. Elythias stellt sich näher an das Fenster und zupft dabei an seiner hellbraunen, mit goldenen Knöpfen bestickten Weste herum, die er unter dem langen, grünen und recht schweren Mantel seines Vaters trägt.
    Diese kneift an der einen oder anderen Stelle. Er bemerkt die Banner seiner eigenen Reiter, die sich offenbar auf ihren Weg in den Westen den Kriegern der Südberg-Eiserlinger angeschlossen haben und gemeinsam nach Bilanis Ixis geritten sind. Zu gern würde er sich seinen Kriegern anschließen, sich nach ihrem Wohl erkundigen und sie in der Hauptstadt der Sagettari willkommen heißen. Doch jeden Moment kann jemand vom Palastpersonal erscheinen, um ihn als persönliche Eskorte in Bilanis Ixis zum Thronsaal zu führen. Jetzt darf er für die wenigen Tage, die er wahrscheinlich hier verbringen wird, wieder einen neuen Namen lernen. Jassin mag ein arroganter Bückling gewesen sein, doch wenigstens konnte sich Elythias dessen Namen merken. Und er war verlässlich, auch wenn er die meiste Zeit nur schwer zu ertragen war. Doch dessen Aufgaben beschränkten sich nun mal auf die Dienste an Bord der Segelflieger. Mit einem Lächeln der Erleichterung blickt Elythias auf den nicht enden wollenden Sturm an Reitern und Kriegern, bis es an seiner Tür klopft.
    Während er hastig dem Klopfgeräusch folgt, versucht er mit seiner Hand eine Stelle an seinem Rücken zu erreichen, unter der die enganliegende Weste im Augenblick besonders hartnäckig kneift. Er verzieht krampfhaft das Gesicht, als er die Tür öffnet und eine Dienerin des königlichen Palastes vor ihm steht. Er ist sich nicht sicher, ob ihm das schmale, faltige Gesicht der Frau bekannt vorkommt. Ein Name kommt ihm erst recht nicht in den Sinn.
    „Eure Hoheit, ich bin Minat“, stellt sich das runzelige Weibsbild vor, „Ich werde Euch während Eurer Anwesenheit im Palast zu Diensten sein.“
    Elythias ist erleichtert. Er ist ihr tatsächlich noch nicht begegnet. Minat. Der valesianische Prinz ist sich sicher, dass er sich diesen Namen nicht merken muss.
    „Ich danke Euch.“
    „Wenn Ihr soweit seid, Hoheit, führe ich Euch jetzt zum Saale Reykalat. Die Königin und ihre Gäste erwarten Euch bereits“, drängt die streng dreinblickende Zofe.
    „Ich bin so weit“, meint Elythias, obwohl er, wie bei jedem Staatsempfang, sichtlich angespannt ist. Seine Finger schlagen unruhig an seine dunkelbraune, fast schwarze Lederhose, sogar einige Schweißperlen kann Minat auf der Stirn des Prinzen entdecken. Bis zum Ausbruch des Krieges war es sein Vater, König Vynithias XII., der die königlichen Vertreter anderer Länder empfing oder von ihnen empfangen wurde. In den letzten Jahren, in denen der König vermehrt in die Kriegsführung eingespannt war, übernahmen seine

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