Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Frau Pynthiabella und auch sein ältester Sohn Elythias diese Aufgabe.
Minat läuft voran. Elythias ist überrascht, wie zügig und sicher sich die alte Zofe durch die Gänge des Palastes bewegt. Es wird nur noch wenige Augenblicke dauern, bis die Königin ihn offiziell in Bilanis Ixis begrüßen wird. Mit den nach innen gekrümmten Fingern bemerkt Elythias den Schweiß auf seinen Handflächen, den er erschrocken versucht, an seiner Hose abzuwischen. Elythias weiß ganz genau, wann er das letzte Mal derart nervös und aufgeregt war: an dem Abend, an dem er zum ersten Mal mit Nathia verabredet war. Doch es war nicht die Tatsache, sich heimlich mit einem Dienstmädchen aus dem königlichen Palast zu treffen, die ihn damals schwitzen ließ, sondern Nathia selbst. Er hatte sie seit dem Augenblick, in dem er sie zum ersten Mal in der Unterkunft der Dienstboten sah, um sich den Dreck der Pferdekuppel abzuwaschen, nur wenige Male gesehen.
Und mit jeder Begegnung wurde ihm immer mehr klar, dass er sich in die junge Frau verliebt hatte. Doch er verschwendete nur selten einen Gedanken an die Konsequenzen, an die Schwierigkeiten einer solchen Beziehung. Vielmehr beschäftigte ihn die Frage, wie er Nathia wieder sehen konnte, ohne das es jemand aus der königlichen Familie merken würde. Und als es dann, einige Wochen nach ihrer ersten Begegnung, soweit war, bekam Elythias den ganzen Tag keinen Bissen herunter. Als er nach Einbruch der Dunkelheit die kleineren, abgelegenen Gänge des Palastes entlang schlich, schlug sein Herz so kräftig und so schnell, wie er es noch nie vorher erlebt hatte. Sogar seine Hände zitterten. Und sie zittern jetzt. Ohne zu bemerken, wie schnell Minat ihn durch die Korridore des Palastes führte, steht er plötzlich vor einer riesigen, etwa fünf Meter hohen Flügeltür, vor der sich gut zwei duzend sagettarische Soldaten positionierten.
Als ihnen Elythias gegenübersteht, nehmen sie Haltung an, stellen sich in zwei Reihen auf und drehen sich ohne auch nur ein Wort auszutauschen gleichzeitig in Richtung der gewaltigen Pforte. Elythias schaut zu Minat hinunter.
„Das mag ein ungünstiger Zeitpunkt sein, aber ich möchte vor der Königin ungern als Narr dastehen“, flüstert er der Dienerin schüchtern zu, „Wieso nennt man den Thronsaal der Königin den Saale Reykalat ?“
„Königin Reykalat war die erste sagettarische Regentin des dritten Zeitalters. Nach ihr wird dieser Saal immer dann benannt, wenn eine Frau den Thron besteigt“, erklärt sie dem ahnungslosen Prinzen.
„Und wenn ein Mann den Thron besteigt?“
„Dann ist es der Saale Monyas, benannt nach Reykalats Mann“, belehrt in das runzelige Weib.
„Hoffentlich wird der Familienstammbaum der Königin nicht weiter abgefragt.“
Die Flügel der Tür öffnen sich. Elythias spürt die Vibration der kraftvollen Ketten, die die Pforte zum Thronsaal öffnen, bis in seine Beine. Er schließt kurz die Augen, atmet einige Male tief in seine unbequeme Rüstung und folgt schließlich den Soldaten in den riesigen, durch ein großes Fenster hinter dem Thron beleuchteten Thronsaal. Zwischen und vor den majestätischen Säulen, die an den Seiten des Saale Reykalat stehen, befinden sich die geladenen Gäste der Königin. Frauen und Männer aus dem sagettarischen Hochadel, die mit farbenfrohen und opulenten Kostümen den hereinschreitenden Prinzen aus Valesia begutachten.
Eine laute, tiefe, männliche Stimme ertönt und ist im gesamten Raum zu hören: „Der Königin des Westens, der Herrscherin des Landes Sagettar und der Mutter unserer Freiheit Lynarat, Tochter von König Bainos und seiner Gemahlin Pylanat, präsentieren wir den Thronfolger des prächtigen Landes Valesia, den Sohn von König Vynithias XII. und Königin Pynthiabella und die Stimme seines Volkes, Prinz Elythias Glasherz.“
Die Gäste begrüßen ihn mit herzlichem Applaus. Beeindruckt blickt Elythias auf den erhobenen, auf einen Marmorblock stehenden Thron der Königin. Die Soldaten, die ihn begleiteten, haben einen Korridor zwischen ihm und dem Thron der Königin gebildet. Während er sich mit kleinen, langsamen Schritten der Königin nähert, fällt sein Blick auf eine unförmige Felsformation, die von ihm aus gesehen links neben dem Thron aus dem Boden ragt und fast bis an die Decke des Saales reicht. Mit weit aufgerissenen Augen folgt sein Blick dieser steinernen Spitze bis nach ganz oben. Königin Lynarat erhebt sich von ihrem Thron, während sie durch die Strahlen der
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