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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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ungewaschenes, ungepflegtes Bauernmädchen ausseht, das in den letzten drei Wochen dasselbe Kleid getragen hat.“
    Keylin ist sprachlos. In ihr mischt sich Wut mit peinlicher Berührung. Sie versucht selbstbewusst und stark mit den harten Worten des Botschafters umzugehen, doch kann sie sich nicht davor erwehren, unsicher auf ihr graubraunes, verwaschenes Kleid und ihre vernarbten, staubigen Schuhe herab zu schauen. Sie fühlt sich ertappt, wie ein kleines Kind, das gerade vom Lehrer getadelt wurde.
    „Was schlagt Ihr vor?“, fragt Keylin, während sie nach Fassung ringt. Jannox dreht sich wortlos um und läuft auf eine Schatulle zu, die auf seinem glatt lackierten Schreibtisch aus dunklem Holz steht. Er öffnet sie und nimmt einige Goldtaler heraus.
    „Ich bitte Euch mit diesen Talern in eine der zahlreichen Schneidereien zu gehen und Euch ein paar Kleider zu besorgen, mit denen Ihr in den Augen der Königin nicht wie eine Beleidigung ausseht“, erklärt Jannox und schüttelt Keylin die goldenen Münzen in die ausgestreckten Hände.
    Sie zieht ihre Hände zurück, legt die Taler in die Taschen ihres Kleides, schaut dem Botschafter zornig an, nickt ihm kurz zur Bestätigung zu und stürmt auf die Ausgangstür zu. Noch bevor Jannox Worte des Abschieds äußern kann, die in Keylins Ohren ohnehin nur nach Hohn klingen würden, schlägt diese bereits die Tür zu.
    Während ihr nun, da der Botschafter ihr nicht mehr ins Gesicht blicken kann, Tränen der Wut über ihr blasses Gesicht laufen, findet sie wie von selbst den Weg zurück zur Haupttreppe. Sie möchte nur noch hier raus. In flotten Schritten rennt sie die schmale, nach unten hin wieder breiter werdende Treppe hinunter.
    Britilia schaut verwundert nach oben, als sie Keylin die Treppe herunter rennen hört.
    „Ist alles in Ordnung, mein Kind?“, fragt sie besorgt, als sie Keylins Tränen bemerkt.
    „Wie haltet Ihr es nur mit diesem eingebildeten, hochnäsigen und beleidigenden Hochstapler aus?“, schreit sie ihre Verachtung für den Botschafter lauthals hinaus.
    „Man hört irgendwann einfach nicht mehr hin“, erklärt Britilia und legt tröstend ihren Arm um Keylins Schulter, „Was ist denn nur passiert?“
    In ihren Taschen wühlt Keylin wütend nach den Goldtalern und hält sie Britilia vor die Nase.
    „Damit soll ich mir Kleidung kaufen. Kleidung, die die Augen der Königin nicht beleidigen. Und am besten soll ich noch etwas mit meinen Haaren machen, damit sich Hoheit bei meinem Anblick nicht übergeben muss“, fasst Keylin ihr Gespräch mit Botschafter Hynderson unter Tränen zusammen.
    Britilia wirkt wenig überrascht. „Darf ich Euch einen Rat geben?“
    „Als ob es darauf noch ankommt“, zuckt Keylin gleichgültig mit den Schultern.
    „Ihr seid keine Tochter valesianischer Könige. Und ihr seid auch keine wohlhabende, erfolgreiche Geschäftsfrau aus Hurth oder eine tapfere Jägerin aus der sagettarischen Steppe“, meint Britilia, „Ihr seid ein Mädchen aus einem Land, das wie kein anderes in Vylithien von den Mächten des Feuers gepeinigt und gequält wurde. Ihr sollt Eurer Volk und seine Not im Rat vertreten. Und das tut ihr am besten so, wie ihr seid. Ihr mögt nicht die schönste Erscheinung im Rat sein. Doch wenn dies die Königin und ihren Bruder daran erinnert, wie groß die Not außerhalb sagettarischer Grenzen ist, dann ignoriert die Worte dieses goldbehangenen, unpersönlichen Wichtigtuers.“
    Keylin schüttelt unsicher den Kopf. Wie gern würde sie den Worten Britilias Glauben schenken und die Worte von Jannox einfach vergessen. Sie ist hier, um ihr Volk zu retten. Und wenn dies bedeutet, den Worten eines schmierigen, unsympathischen Mannes zu vertrauen und etwas aus sich zu machen, dass sie nicht ist, dann ist es genau das, was sie tun sollte. Überfordert von den Widersprüchen, die ihr in den letzten Minuten zu Ohren gekommen sind, löst sie sich aus der Umarmung Britilias und läuft eilig auf den Ausgang der Botschaft zu. Schwungvoll öffnet sie die Tür. Sie hat keinen Blick für ihre Umgebung und bemerkt nicht den hurthischen Soldaten, der ihr auf der kleinen Treppe, die zur Straße hinunter führt, entgegen kommt.
    „Entschuldigt“, schluchzt sie den Soldaten an und schaut ihn kurz in sein überraschtes Gesicht.
    „Es ist ja nichts weiter passiert“, versucht dieser Keylin zu beruhigen. Sie reißt sich aus seinem Griff und stürmt die wenigen Stufen hinunter. Am liebsten würde sie ihre Füße in die Hand nehmen

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