Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
einem Namen abheben muss.“
Plötzlich spürt Ksilian, wie Tralian ihn an seiner Schulter packt und ihn kraftvoll zu sich umdreht.
Wütend und enttäuscht fragt er den Bruder seiner Freundin: „Merkst du es nicht, Ksilian? Er ist eine Eishexe. Er gibt es selbst zu. Lass dich bitte nicht von seinen Blicken und seinen gut gewählten Worten einwickeln.“
Ksilian greift nach Tralians Hand und schiebt sie gewaltsam von seiner Schulter. „Merkst du es nicht, Tralian? Er kennt dieses Land. Er kennt den Weg nach Maliur Kilar und er weiß, wo wir meine Mutter finden können, wenn sie noch leben sollte. Oder habt ihr vergessen, warum wir hier sind?“, fragt er Tralian und seine schweigsame Schwester aufgebracht.
Doch Tralian kann Ksilians Schlussfolgerungen noch immer nicht folgen. „Ich weiß einfach nicht, woher du dein blindes Vertrauen nimmst.“
„Mein Vertrauen mag vielleicht blind sein, aber den Sinn dieses Abenteuers hab ich nicht aus den Augen verloren. Und allein schaffen wir es nun einmal nicht“, erklärt Ksilian, „Und lass‘ deine Finger von mir.“
Noch bevor Tralian auf die Behauptung Ksilians eingehen kann, schaltet sich der Eishexer in die Diskussion der beiden jungen Männer ein: „Ihr solltet eure Kräfte schonen. Wir haben einen langen, mühsamen Weg vor uns, wenn wir für euch einen sicheren Unterschlupf für die Nacht finden wollen.“
„Das sollte mit einem Führer, der in dieser Eiswüste zu Hause ist, ja nicht allzu schwierig sein“, spottet Tralian.
„Kennst du den Weg zu einem brauchbaren Unterschlupf?“, fragt Ksilian.
Der Eishexer zeigt mit seinem Finger in Richtung der langsam untergehenden Sonne auf eine erhöhte, lange, schwarze Schatten werfende Felsformation.
„Wir müssen dort hinauf. Dort gibt es eine unterirdische Höhle, in der ihr sicher schlafend die Nacht verbringen könnt“, beschreibt der Fremde das nächste Ziel der Reise.
Tralian kann sich eine ironische Bemerkung nicht verkneifen: „Natürlich. Darauf haben wir gehofft. Unsere nächtliche Sicherheit in die Hände eines blauhäutigen Dämon zu legen.“
„Ich befürchte, es fehlt uns derzeit an brauchbaren Alternativen“, meint Qwotilia. Tralian schüttelt fassungslos den Kopf, während Ksilian ihr nickend zustimmt.
„Wir sollten uns nun wirklich beeilen, bevor die Eismurrgs für ihre nächtliche Jagd die Schluchten verlassen, in denen sie hausen“, schlägt der Eishexer vor.
Qwotilia schaut furchtsam. „Eismurrgs?“
„Keine Sorge, liebes Kind“, versucht der Fremde das Mädchen zu besänftigen, „Wir werden sicher und unversehrt unseren Unterschlupf erreichen.“
„Dann brechen wir lieber auf“, bestätigt Ksilian und schaut versöhnlich zu Tralian, „Legen wir unsere Meinungsverschiedenheiten beiseite.“
Tralian nickt. Noch immer wurmt ihn das Gefühl, von dem Eishexer in eine Falle gelockt zu werden. Qwotilia hat recht . Kurz vor Einbruch der Nacht haben die drei Freunde keine andere Wahl, als den Worten des Eishexers zu glauben und sich von ihm in eine trügerische Sicherheit führen zu lassen.
„Und wenn wir wieder einem dieser Drachenmänner begegnen?“, möchte Qwotilia vor dem Aufbruch wissen.
„Drachenmänner?“, fragt der Eishexer.
„Wir sind auf einen mit schuppiger Haut bedeckten Mann gestoßen, der auf einem Eismurrg geritten ist“, berichtet Ksilian.
„Davon weiß ich nichts“, meint der blauhäutige Fremde.
„Dabei sollte man meinen, dass jemand wie du, der diese Eiswüste als seine Heimat bezeichnet, etwas von einem finsteren Reiter auf einem Eismurrg weiß“, erwidert Tralian voller Zweifel.
„Ein schlüssiger Gedanke, junger Mann“, kommentiert der Eishexer, dreht sich um und marschiert los. Ohne auf diesen zweideutigen Kommentar zu reagieren, folgt Ksilian dem Magier wortlos. Qwotilia schaut Tralian an. Er glaubt, in ihr ähnlich ausgeprägte Zweifel zu erkennen. Sie zuckt planlos mit den Schultern, schüttelt kurz den Kopf und folgt den in den Schnee getrampelten Schritten ihres Bruders.
Nach etwa zwei mühsamen Stunden, in der die Hügel am Horizont lange Zeit nicht näher zu kommen schienen, sind die drei Freunde mit ihrem Führer an den Erhöhungen aus Eis und Felsen angekommen. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt. In wenigen Minuten wird die Sonne hinter dem endlosen Eis verschwunden sein.
„Und jetzt noch klettern?“, fragt Qwotilia erschöpft.
„Es sieht kräftezehrender aus, als es tatsächlich ist“, versucht der Eishexer das
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