Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Bruder zurück. Die Sorge um ihn lässt sie sogar die Angst vor dem Eishexer vergessen, auch wenn sie ihn vorsichtig und skeptisch beobachtet.
„Wie geht es dir?“, fragt sie ihren Bruder, während sie versucht, einen Blick auf seine blutende Wunde zu werfen.
„Schlecht genug, um das Angebot des Dämons verlockend zu finden“, gibt Ksilian zu, als ihm vor Schmerzen bereits die Tränen die roten Wangen herunter laufen. Der Dämon lächelt.
„Du legst dich besser auf den Bauch“, sagt er, während er sich den ledernen Ärmel seines linken Armes etwas hinauf zieht.
„Was hast du vor?“, fragt Qwotilia den Eishexer.
„Seine Wunden versorgen“, antwortet er und versucht mit sanftem Blick Qwotilias Vertrauen zu gewinnen. Tralian nährt sich vorsichtig dem Lagerfeuer, als sich der Eishexer mit seinen langen, grauen Fingernägeln, die wie verfaulte, dreckige Krallen aussehen, in seinen Unterarm ritzt. Konzentriert reißt er einen tiefen Riss in seine blaue, trockene Haut. Als er spürt, wie das dunkelrote, zähflüssige Blut langsam aus der Wunde läuft, schiebt er Ksilians Kleidung, die seine schmerzende Verletzung umgibt, vorsichtig beiseite. Unter den fassungslosen, abstoßenden Blicken von Tralian und Qwotilia lässt er einige Tropfen auf Ksilians Rücken laufen. Wie durch ein Bewusstsein angetrieben bahnt sich das Blut des Eishexers seinen Weg in die klaffende Wunde. Qwotilia versucht ihre begeisternde Erleichterung vor dem Eishexer zu verbergen, als sie erstaunt beobachtet, wie sich Ksilians Wunden innerhalb weniger Sekunden selbständig schließt und nicht einmal eine Narbe hinterlässt. Tralian bleibt skeptisch, während Ksilian endlich wieder tief einatmen kann, als der Schmerz aus seinem Rücken weicht.
„Was ist passiert?“, fragt er erleichtert.
„Er hat dich geheilt“, ruft Qwotilia erleichtert.
„Mit Dämonenblut“, fügt Tralian angewidert hinzu.
„Ich habe deinen Freund gerettet“, erklärt der Eishexer dem nicht von seinen Absichten überzeugten Tralian, „Ist es unter euch Menschen nicht üblich, in einem solchen Fall dankbar zu sein?“
„Ist es unter euch Dämonen nicht üblich, Menschen abzuschlachten und unsere Frauen zu entführen?“, erwidert Tralian provozierend. Noch immer krallt sich die Angst vor diesem Fremden tief in seine Eingeweide. Doch das Schicksal seiner Freunde und die tragischen Ereignisse in der Lagerhalle erinnern ihn wieder an seinen Mut. Der Eishexer senkt gekränkt seinen Blick.
„Das reicht jetzt“, versucht Qwotilia ihren Freund zu rügen.
„Wie bitte?“, faucht Tralian das Mädchen an, „Erinnere dich an den Vorfall in der Lagerhalle und sage mir, dass du ernsthaft glaubst, dass diese Blaufratze nichts als unser Wohl im Sinn hat.“
Sie erinnert sich an diese furchtbare Nacht. An ihre Machtlosigkeit. An ihren gebrochenen Geist und der Willenlosigkeit, mit der sie der Eishexe hilflos ausgeliefert war.
Sie schließt ihre Augen. „Ich erinnere mich. Und ich erinnere mich, dass mein Großvater mir beigebracht hat, auch auf die Stimme eines Einzelnen zu hören, so laut die Stimmen der Vielen auch sein mögen.“
„Er muss ein wahrlich weiser Mann sein, dein Großvater“, sagt der Eishexer, „Doch ich muss mich wundern, dass er Euch nicht von eurer gefährlichen Reise abgehalten hat.“
„Du weißt gar nichts“, faucht Qwotilia den Eishexer an.
„Lass es gut sein“, versucht Ksilian die Gemüter zu beruhigen und schaut Tralian strafend an, „Er hat gerade meine Wunden verschwinden lassen.“
„Das hat er“, gesteht Tralian ein, „Doch noch kennen wir seinen Preis für diese Leistung nicht.“
„Es ist eine Schande, dass meine wütenden Schwestern und ihre brutalen Übergriffe eure Meinung über mein Volk derart verdunkelt haben.“
Die in ihm kochende Wut macht Tralian zornig. „Euer Volk? Euer Volk besteht aus Müttern, Töchtern und Schwestern unseres Volkes, die ihr mit eurer dämonischen Zauberkraft in willenlose, blutsüchtige Geister verwandelt.“
Doch der Eishexer bleibt ruhig und lässt sich von Tralians leidenschaftlichen Worten nicht provozieren. „Ich möchte Eure schmerzlichen Erfahrungen mit meinen Schwestern nicht schmälern. Ich möchte Euch meine Hilfe anbieten.“
„Wir suchen nach unserer Mutter“, erklärt Ksilian.
Qwotilia ist überrascht von der plötzlichen Bereitschaft ihres Bruders, den Eishexer einzuweihen. Er sieht ihr an, dass sie es für einen taktischen Fehler hält, dieser Kreatur von dem
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