Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Hände des Wachmannes, nachdem Tralian versucht hat, mit wilden, nickenden Kopfdrehungen auf seine Entdeckung aufmerksam zu machen.
„Was soll das werden?“ – die Freunde sind wie versteinert, als sie plötzlich eine fremde, männliche Stimme hören. Wurden sie entdeckt? Die Freunde schauen sich ratlos an. Tralian bemerkt, wie die Wache am Busch schnell versucht, seine Hose wieder zuzumachen.
Er dreht sich um und ruft einer andere Wache zu, die gerade vom Haupttor herüberschaut. „Gar nichts. Alles in Ordnung.“
„Du sollst nicht immer in die Büsche pinkeln“, ruft ihm die andere Wache zu und fährt fort: „Wisch dir die Hände ab. So eine Alte aus der Stadt hat was zu Essen angeschleppt. Und beim nächsten Mal benutzte gefälligst die Rinne.“
Verärgert darüber, bei seinem Vorhaben gestört worden zu sein, verschwindet die Wache mit voller Blase wieder vom Busch. Als sich die Freunde sicher sein können, dass dieser zusammen mit seinem Kameraden um die Ecke in Richtung Haupttor verschwunden ist, atmen alle beruhigt aus, Qwotilia fällt Tralian erleichtert um den Hals.
„Das war knapp. Stell dir mal vor…“, sagt sie lachend, wird aber von einem ebenfalls schmunzelnden Tralian unterbrochen.
„Nein, das stell ich mir lieber nicht vor.“
„So.“, unterbricht Pritilian das aufgeregte Getuschel seiner Freunde, „Es sind nur noch ein paar Meter.“
„Und die Luft ist diesmal wirklich rein?“, möchte Frisilian wissen.
„Reiner als das Gewissen deiner Großmutter“, antwortet Pritilian frech und gibt Frisilian einen leichten Fauststoß auf die Schulter. Nachdem sich alle noch einmal mit einem vorsichtigen Blick auf das nur mit ein paar Gaslampen beleuchtete Gelände vergewissert haben, das tatsächlich niemand mehr zu sehen ist, folgen sie Pritilian auf den Weg zum großen, auf der Rückseite des Gebäudes liegende Fenster. Nach etwa zweihundert Metern erreichen die Freunde schließlich ihr Ziel.
Qwotilia ist dankbar für die Spurts mit ihrem Bruder. Problemlos könnte sie mit den Jungs mithalten, müsste sie nicht die langsamere Kratalia hinter sich herziehen. Zwar waren die Jungs einen Moment eher am Fenster, doch erschöpft von dem Lauf durch die kalte Dunkelheit sind alle gleichermaßen.
„Räuberleiter?“, schlägt Frisilian vor, während er auf das zwei Meter vom Boden entfernte Fenster schaut.
Pritilian geht etwas in die Hocke, faltet seine Hände zusammen und legt sie auf seine Knie.
„Du schaust am besten zuerst, ob das Fenster auf ist“, schlägt er Frisilian vor. Dieser stellt seinen rechten Fuß auf Pritilians Hände, holt etwas Schwung und stützt sich mit den Händen an der kalten Steinwand ab. Er ist groß genug, um das Fenster zu erreichen, ohne das Pritilian ihn anheben muss. Er drückt kurz gegen das große, hölzerne Fensterbrett. Dieses lässt sich schwer öffnen, ist aber nicht verschlossen. Ein erneuter, kräftiger Ruck öffnet den linken Fensterflügel. Frisilian hält sich an der Fensterkante fest und zieht sich hoch.
„Autsch“, ruft er und verzieht schmerzerfüllt das Gesicht. Er hat mit dem linken Arm einen Nagel gestreift, der nicht richtig in die Wand geschlagen wurde. Seine Kleidung ist aufgerissen, er blutet etwas.
„Alles in Ordnung?“, hört er Pritilian leiste nach oben rufen.
Frisilian rückt seine Kleidung so zurecht, dass er die Wunde nicht mehr sieht, beugt sich aus dem Fenster und streckt seinen rechten Arm heraus. „Mir geht’s gut. Die Damen zuerst?“
Tralian hilft Kratalia auf den noch immer auf dem Boden hockenden Pritilian. Da sie ein paar Zentimeter kleiner ist, muss Pritilian sie etwas anschieben. Sie greift Frisilians Arm und lässt sich von ihm hinauf ziehen.
Qwotilia und Tralian schaffen es ohne weitere Hilfe von Pritilian hinauf. Tralian beugt sich inzwischen weit aus dem Fenster, um Pritilian auch noch heraufzuziehen. Um nicht herauszufallen, hält im Frisilian an der Hüfte fest. Nachdem auch dieser durch das Fenster gestiegen ist, übernimmt er auch gleich die Führung über die Gruppe, da er sich in dem weitläufigen Gebäude am besten auskennt. Die Freunde müssen sich auf Pritilians Ortskenntnisse verlassen, da man durch die sparsame Nachtbeleuchtung kaum etwas erkennen kann.
„Was glaubst du, wo man die Leichen aufbewahrt?“, möchte Qwotilia wissen. Pritilian schaut sich in dem weitläufigen, lichtlosen Gelände um. „Auf jeden Fall in einem der kleineren Räume. Die kann man verschließen.“
Während die
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