Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Umarmung löst sich und Qwotilia bekommt von Kratalia noch einen kleinen Kuss auf die Wange gedrückt.
„Wir trödeln nicht, wir schlendern“, antwortet sie breit grinsend. Qwotilia weiß, dass ihre vorgetäuschte Heiterkeit von Kratalia nicht bemerkt wird. Das junge Mädchen ist zu unbefangen und hat kein Gespür für die Sorgen und den Kummer anderer. Zwei Bänder trägt sie in ihren struppigen Haaren. Beide waren Geschenke von Qwotilia.
Frisilian und Pritilian holen etwas Schwung, springen von dem Holzzaun, auf dem sie auf Tralian gewartet haben, und stürmen auf ihren Freund zu. Frisilian hat gesehen, wie Qwotilia und Tralian ihre Hände festgehalten haben, und klopft ihm stolz auf die Schulter.
„Wenn das so weiter geht, kannst du ihr spätestens in den Wochen der Dunkelheit an die Wäsche“, flüstert er Tralian zu.
Tralian kann seinem Freund wegen dieser Äußerung nicht böse sein. Frisilian und Pritilian sind genau wie er typische, heranwachsende junge Männer, die sich bei der Suche nach interessanten Mädchen in einem Wettkampf befinden und mit mehr oder weniger übertriebenen Erfahrungen und Fortschritten prahlen. Doch Qwotilia ist für ihn mehr und er möchte sie nicht als Trophäe der Angeberei missbrauchen.
„Du bist jetzt besser still“, antwortet er seinem Freund, während er ihm vorsichtig, aber deutlich den Ellenbogen in den Unterleib stößt.
„Alles klar“, meint dieser und macht achtsam einen Schritt zurück.
„Und, was machen wir jetzt?“, möchte Qwotilia wissen.
„Sie haben die Hexen in eine der westlichen Lagerhallen gebracht“, antwortet Pritilian, der sich gerade mit einem gekonnten Sprung auf den Holzbalken der Grundstücksbegrenzung gesetzt hat, während Kratalia ihn mit einem aufregten Nicken auffordert, weiterzuerzählen: „Wir dachten, wir riskieren mal einen Blick“, fährt er mit gespielter Gelassenheit fort. Tralian macht sich sofort Sorgen um Qwotilia. Das verkraftet sie doch nie. Sie kann mir nicht erzählen, dass es ihr nur um ihren Bruder geht. Tralian ist skeptisch.
„Ich halte das für keine gute Idee“, meint Tralian.
Pritilian, Frisilian und Kratalia sind überrascht und enttäuscht.
„Du kneifst? Seit wann denn das?“, möchte Frisilian wissen, für den der sonst so forsche und mutige Tralian bisher ein Vorbild war.
Tralian gerät nicht oft die Bedrängnis, sich vor seinen Freunden erklären zu müssen. „Die Lagerhallen sind garantiert stark bewacht“
„Nicht, wenn gerade Bauern- und Schäferschicht ist“, antwortet Pritilian und bringt Kratalia, Frisilian und sich selbst zum Lachen.
„Ich würde gern einmal eine tote Eishexe sehen“, sagt Qwotilia und überrascht vor allem Tralian mit ihrer Aussage. Verwundert reißt Tralian die Augen auf.
„Bist du dir sicher?“, fragt er sie leise, „Glaubst du nicht, das könnte zu viel für dich werden?“
Kratalia stürmt auf Qwotilia zu, stellt sich neben sie und drückt sie fest an sich, während sie lachend für ihre Freundin antwortet und die Sorge, die sich Tralian um Qwotilia macht, ignoriert. „Als ob sie sich jemals bei irgendetwas unsicher war.“
Pritilian springt von dem Holzbalken herunter, reibt sich kräftig in die Hände und reißt die Augen weit auf. „Worauf warten wir noch?“, fragt er gespannt in die Runde, während er seinen rechten Arm freundschaftlich um Frisilians Schultern legt.
Schulterzuckend sieht Tralian Kjennis die Augenbrauen hoch und antwortet mit einem merkwürdigen, unbehaglichen Gefühl in seinem Bauch. „Dann machen wir uns mal auf den Weg.“
Tralian wartet einen Moment, um zu seinen Freunden aufzuschließen. Qwotilia läuft sofort mit. Kratalia hakt sich mit ihrem linken Arm in Qwotilias rechten ein. Nachdem auch Tralian mit einigen Metern Abstand besorgt den anderen folgt, machen sich die Freunde gemeinsam auf den Weg durch Miqilios zu den Lagerhallen im Westen. Sie ziehen durch eine Stadt, die von ihren Bewohnern in den letzten Tagen für einen langen, kalten und dunklen Winter vorbereitet wurde. Vor vielen Häusern stehen große Karren mit getrocknetem Stroh, mit dem die Bevölkerung die Dächer ihrer Heime abdichten. Noch nicht in den Lagerhallen und Schuppen verstaute Ernten und Vorräte sind mit großen Planen bedeckt und mit Brennholz aus den südlichen Wäldern beladene Viehwagen stehen vor oder hinter fast jedem Haus. Doch an diesem Tag, an dem die Wahrheit über die Eishexen die Bewohner von Miqilios aufgewühlt und beunruhigt hat, haben
Weitere Kostenlose Bücher