Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
wir lieber nicht darauf“, versucht ihn die Königin mit einem kleinen Lächeln der Verzweiflung aufzuheitern.
Das Verhalten Rakhans erinnert ihn an die Jugend seines ältesten Sohnes. Auch wenn Mikios noch immer ein forscher Hitzkopf ist, hat sich sein ungestümes Verhalten und eine rebellische Natur in den letzten Jahren etwas zurück entwickelt. „Ich wünschte, er würde sich mehr bemühen. Es ist schlimm genug, Mikios von einem gefährlichen Auftrag in den nächsten zu befehlen.“
„Du schickst ihn erneut fort?“, fragt Bilanora und hofft, das ihr besorgter Blick den König erreicht.
„Er besteht darauf, sich eine Führungsposition im Heer zu erarbeiten. Er ist alt genug, um das für sich zu verlangen.“, erinnert sie der König, steht auf und kehrt zurück zu seinem Arbeitsplatz.
„Und wohin schickst du ihn?“
„Ans Steinerne Tor“, erklärt Mekath, „Er wird an der Grenze zum Lande Hurth unsere Truppenbewegungen überwachen.“
„Glaubst du, dass das Bestreben der anderen Menschenvölker tatsächlich Aussicht auf Erfolg hat?“, rätselt die Königin besorgt.
Der König klingt in seiner ernüchternden Antwort in den Ohren seiner Frau schon beinahe hoffnungsvoll: „Es wäre nicht das erste Mal, das sich unsere Brüder und Schwestern siegreich gegen die Mächte des Feuers behaupten.“
„Und uns dafür bestrafen, dass wir auf deren Seite gekämpft haben“, fügt die Königin mahnend hinzu. Mekath pustet die Kerze auf seinem Tisch aus und lässt sich vom fahlen Mondlicht auf seine Seite des Bettes führen.
„Das ist der Preis“, meint der König, „Damals, heute und in Zukunft.“
„Manchmal hasse ich unsere Vorfahren dafür, dass sie uns mit dieser Bürde belastet haben“, gesteht Bilanora und zieht die Bettdecke für ihren Mann zurück, als dieser aus seinen Hausschuhen schlüpft.
„Manchmal?“
„Oft genug“, flüstert die Königin. Mekath kriecht unter seine Decke, drückt seine Frau fest an, streicht ihr eine Strähne ihres pechschwarzen Haares aus dem Gesicht und küsst sie liebevoll auf die Stirn. „Versuche einfach nicht mehr daran zu denken, Liebling.“
„Ich versuche es“, meint Bilanora, „Gute Nacht, mein Schatz.“
„Gute Nacht.“
Kapitel Eins
Aqilon, Hauptstadt von Valesia.
Die Stadt aus Glas. Der Mittelpunkt valesianischer Macht und Sitz der Könige, die sie seit Jahrhunderten zu erhalten versuchten. Das Herz der menschlichen Hochkultur Vylithiens oder das, was die Hammerschläge des Krieges von ihr übrig ließen. Doch für Elythias Glasherz, dem ältesten Sohn von König Vynithias XII. und Königin Pynthiabella, war Aqilon immer nur eines: Heimat. Hier wuchs er auf und erlebte die Geburt seiner Geschwister.
Getragen vom schwarzen Stahl des Eiserlinger Gebirges, umhüllt von valesianischen Glas, ragten die gewaltigen Türme und mächtigen Kuppeln der Stadt einst in den zumeist grauen Himmel über Valesia. Wenn das scheue Licht der Sonne die spiegelnden Dächer und Türme traf, tauchte es die Ebene um Aqilon besonders im Morgengrauen in ein blendendes Licht. Jahrtausende wurden von der Macht Valesias geprägt. Es war das mächtigste Menschenreich Vylithiens, der neuen Welt , der letzten Hoffnung, nachdem Hunger, Angst und Kriegstreiberei die Menschen aus den Ländern der alten Welt vertrieben.
Die alten Lehrmeister des königlichen Palastes haben Elythias schon in seiner frühen Kindheit auf seine Rolle als Thronfolger in der valesianischen Blutlinie vorbereitet und lehrten ihn die Geschichte der Stadt aus Glas .
Valesia und die Macht seiner Könige waren immer das erste Schild gegen die Mächte des Feuers, die zurückblieben, als die Elemente entschlossen, ihre Schöpfung nun den sterblichen Kreaturen zu überlassen. Hier fiel der Hammerschlag am härtesten, als das Feuer zum Ende des ersten Zeitalters seine Macht über Vylithien zurückforderte. Der einstigen Königsstadt Qaradon wurde ihre Nähe zur Grenze des Kardenlandes zum Verhängnis. In den frühen Tagen des zweiten Zeitalters wurde die aus Fels und Stein gemeißelte Stadt vollständig zerstört. Der König und seine Familie flüchteten in den Norden. Die wohlhabende Handelsstadt Aqilon wurde auserwählte, dem aufkeimendem Widerstand des Königs eine neue Heimat zu sein.
Jahrhunderte vergingen, in denen die Menschen den Terror und die Erbarmungslosigkeit der Feuerkönige über sich ergehen ließen. Es waren die Valesii, die, als sie nichts mehr zu verlieren hatten, die streunenden
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