Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Menschen vereinten und in einen schwer erkämpften Sieg führten. Hunderttausende Kriegerinnen und Krieger, Väter und Mütter, Söhne und Töchter folgten dem Banner der sich reichenden Hände des valesianischen Königs in die letzte Schlacht.
Der Frieden der neue n Zeit ließ Aqilon erblühen. Sie sollte das Volk und die Blutlinie der Könige zu neuen Höhen führen und nicht nur für Valesia, sonders ganz Vylithien, das Herz aus Glas sein. Doch Schicksal und Vergangenheit hatten sich unlängst gegen die Stadt aus Glas verschworen.
Der Regen hat nachgelassen. Noch immer riecht man ihn in der feuchten, milden Luft. Am weiten Horizont ist bereits das Aufreißen der grauen, dichten Wolkendecke zu erkennen. Elythias Glasherz steht auf dem hohen Schutzwall, der kreisförmig über mehrere Kilometer den Palast der Königsstadt Aqilon umgibt, in der vor Ausbruch des Krieges fast eine Millionen Menschen gelebt haben. Seine Hände und sein Gesicht sind mit blutigen und tiefen Wunden überzogen, die vor Asche und Staub aber kaum zu erkennen sind. Seine dunkelblonden Haare schauen dreckig und blutverschmiert unter seinem nach oben spitz zulaufenden Schutzhelm hervor. Dieser, genau wie seine Rüstung, ist von den Ereignissen der letzten Tage gezeichnet wie sein Körper und sein Geist. Er blickt in südliche Richtung auf seine Heimatstadt und erahnt die ersten Sonnenstrahlen, die sich im Süden langsam wieder durch den noch bis vor kurzem dunkelgrauen Himmel kämpfen. Der Geruch von Asche, Staub und verbranntem Fleisch hängt noch immer über dem Areal, angereichert durch eine unangenehme Feuchtigkeit, die der letzte Regen zurückließ. Tagelang haben die Truppen den Königspalast, der sich etwa zweihundert Meter von dem mächtigen Schutzwall im Zentrum des gewaltigen Steinringes befindet, gegen die Armeen des Feindes verteidigt.
Elythias blickt vor der riesigen, schützenden Mauer auf die fast vollständig in Trümmern liegende Stadt Aqilon. Das Zentrum des Reiches Valesia wird nur noch von König Vynithias XII. und seinen im Palast stationierten Truppen gegen die Schergen der Feuerkönige verteidigt. Die zivile Bevölkerung wurde schon vor geraumer Zeit in die nördlich gelegenen Städte evakuiert. In der gesamten menschlichen Welt werden die Valesii für ihre einmalige Architektur, ihre atemberaubende Verbindung aus Elementen wie Glas, Stein und anderen Baustoffen bewundert. Nun liegen die gläsernen Ruinen der zerstörten Häuser, die leergefegten Straßen und brennende Schiffe im Hafen der Stadt vor Elythias. Die letzte Schlacht mag siegreich für die valesianischen Truppen gewesen sein. Doch Stolz kann der Prinz bei dem Anblick seiner zertrümmerten Heimat nicht empfinden. Er bemerkt, wie sich langsam ein Soldat von hinten nähert. Doch Elythias schweigt und schließt die Augen. Es sind entweder schlechte Nachrichten oder neue Befehle, die ihm überbracht werden. Elythias hofft, mit geschlossenen Augen die letzten Augenblicke der Ruhe länger genießen zu können.
Die Rüstung des Soldaten wirkt durch die rauen Kampfeinsätze der letzten Tage nur noch wie ein rostiger Schatten aus Stahl und verkrustetem Blut „Hoheit, der König verlangt nach Euch.“
Elythias dreht sich langsam um und schaut den Soldaten an. Er hat sein Gesicht schon einmal gesehen, auch wenn er es wegen der blutigen Blessuren und des staubigen Drecks kaum richtig erkennen kann. Aus seinem alten Vorsatz, sich die Gesichter und Namen seiner Kameraden zu merken, die mit ihm in die Schlacht ziehen, ist nichts geworden. Schon fast vier Jahre dauert dieser Krieg und hat einfach zu viele Opfer gekostet. Ohne dass es seine Absicht war, hat Elythias eine schützende Mauer um sich errichtet. Der seelische Schmerz quält ihn weniger, wenn er sich die Namen und Gesichter der toten und zerhackt vor ihm liegenden Männer und Frauen nicht gemerkt hat.
„Wo ist er jetzt?“, fragt er.
Der junge Soldat macht einen kleinen Schritt aus Elythias zu, um dem Prinzen zu antworten. „Der König ist in seine Gemächer zurückgekehrt, Hoheit.“
Noch einmal blickt Elythias zum Horizont und atmet tief ein.
„Dann lasst uns gehen“, sagt der Prinz und geht los.
Elythias folgt dem Soldaten. Der Weg führt eine schmale Treppe den Schutzwall herunter. Auf dem großen Hofplatz, den Elythias und der Soldat überqueren müssen, werden die brutal zugerichteten, leblosen Körper der Gefallenen aufbewahrt. In diesen schrecklichen Tagen bleibt den letzten Streitkräften, die
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