Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
verteidigt werden.“
Vynithias hört diese Worte aus dem Mund seines ältesten Sohns nicht gern. Ohne Frage ist Naqor Ildi der sicherste Ort, den es in Valesia noch gibt. Die alte, gewaltige Festung an den östlichen Hängen des Eiserlinger Gebirges, um die im Laufe der Jahrhunderte die Stadt Naqaron entstanden ist, dient derzeit der Königsfamilie und dem Regierungsstab des Königs als Unterkunft. Doch seit Anbeginn des dritten Zeitalters ist Aqilon die Stadt der Könige von Valesia.
Von hier aus haben die Könige seit mehr als zweitausend Jahren ihr Land gegen die Bedrohungen des Feuers verteidigt – und Vynithias ist nicht gewillt, mit dieser Tradition zu brechen. „Ich habe dich nicht zu mir gerufen, um dieses leidige Thema mit dir zu diskutieren. Mein Platz ist hier in Aqilon, bis mir die Feuerkönige den letzten Funken Leben aus dem Leib brennen.“
Zugern würde Elythias seinen Vater bitten, Aryk zu befehlen, den Raum zu verlassen. Nur einmal in seinem Leben möchte er ein Gespräch mit seinem Vater führen, ohne dabei von den wachsamen Ohren des Sehers belauscht zu werden. Doch wenn sich der König auf die Dienste des weißen Sehers verlassen möchte, darf dieser nicht von seiner Seite weichen. Nichts darf seinen roten Augen entgehen.
„Weswegen hast du mich dann rufen lassen?“
Der König hat sich zu seinem Arbeitstisch geschleppt, der sich einige Meter rechts von seinem Thron befindet, und hat dort Platz genommen. Auf der rechten Seite dieses alten, tiefbraunen und schon etwas abgestumpften Tisches liegt seine Krone, die er nur noch selten trägt.
Er schaut auf ein mehrseitiges Dokument. Silbergraue Haarsträhnen hängen ihm ins Gesicht, als er sich das Schreiben noch einmal genau ansieht und darin blättert. „In den nächsten Tagen wird ein Himmelsschiff aus Lithiqon erwartet, das dich und deine Einheit nach Bilanis Ixis bringt.“
Elythias ist überrascht von den Worten seines Vaters. Er geht auf ihn zu und stellt sich neben den grübelnden König. „Gibt es nichts Wichtigeres zu tun, als mit diesen feigen Fischfängern Wirtschaftsbeziehungen zu diskutieren?“
„Mache nicht den Fehler, die Sagettari in ihrem Ehrgefühl und ihrem Bestreben nach Frieden zu unterschätzen.“ Vynithias wendet sich wieder seinen Unterlagen zu. „Königin Lynarat hat einen Rat gegründet. Sie möchte die Einsätze an der Front besser und wirkungsvoller koordinieren und hat aus jedem Reich einen Abgesandten zu sich bestellt.“
Elythias schaut erstaunt und zieht verwundert seine Augenbrauen hoch. „Ich bin kein Politiker, Vater. Ist es nicht besser, jemanden aus deinem Stab zu schicken?“
Vynithias schüttelt den Kopf und schaut seinen Sohn an. „Nein. Es ist Zeit, die Sache in die Hände von Strategen und Kriegern zu geben, die Erfahrung an der Front haben. Sieh, wohin uns Politik und Diplomatie geführt haben.“
Noch immer kann der König in dem fassungslosen Gesicht seines Sohns keine Begeisterung für seinen Auftrag entdecken.
„Dann schicke Onkel Thintias oder Onkel Sithilias. Die beiden sind in Naqor Ildi und viel näher an Bilanis Ixis.“
Doch auch der Verweis auf die politisch sehr engagierten Brüder von Königin Pynthiabella lässt den König kalt. „Das Himmelsschiff segelt nicht über Naqor Ildi. Das wäre ein Umweg von fast zwei Tagen. Er hat die Abgesandte der Xathirr an Bord, und sobald du an Bord bist, macht ihr euch direkt auf den Weg nach Bilanis Ixis.“
„Wären wir nicht schneller, wenn wir durch das Finstertal reisen?“, fragt Elythias, obwohl er sich den Gefahren, die in dieser düsteren Schlucht zwischen den beiden großen Erhebungen des Eiserlinger Gebirges lauern, durchaus bewusst ist.
„Nein. Die Trolle würden nicht lange zögern, einen Segler aus Valesia anzugreifen.“
Der König weiß um die blutige Vergangenheit zwischen seinem Volk und den Trollen. „Deshalb bleibt euch nichts anderes übrig, als über den südlichen Weg das Gebirge zu umfliegen.“
Der König erhebt sich, klopft seinem Sohn, der sein Missfallen gegen seinen Auftrag mit einem tiefen Seufzer untermalt, noch einmal ermutigend auf den Rücken. „Du hast noch etwa drei Tage Zeit, mein Sohn. Also bereite dich und deine Einheit vor.“
„Ich kann dich hier nicht alleine lassen.“
Der König bleibt auf den Weg zum Esstisch, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Thrones befindet, stehen. Dort hat vor wenigen Minuten eine der Dienerinnen frisches Obst abgestellt. Ohne sich zu seinem
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