Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
in Aqilon ausharren, nichts anderes übrig, als die Leichen zu verbrennen. Die Gefahr um sich greifender Seuchen ist zu groß und es fehlt einfach an Zeit, jedes der zahllosen Opfer zu beerdigen. Je mehr Elythias darum bemüht ist nicht daran zu denken, selbst irgendwann auf einem Haufen toter Krieger zu liegen und auf seine Verbrennung zu warten, desto deutlicher werden die Bilder seiner Familie, die er trauernd zurücklassen würde, vor seinem geistigen Auge.
Abgerissene Körperteile und Blutlachen säumen den Weg der beiden Männer auf dem Weg zum Palast. Bereits der Blick auf seine in Trümmern liegende Heimatstadt ließ Elythias einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Doch der Blick auf die vielen Toten und Schwerverwundeten macht ihm richtig Angst.
Doch mit Angst in seinen Augen möchte er dem König nicht begegnen. Sein Vater ist ohnehin schon ein gebrochener Mann. Elythias möchte ihm nicht noch zusätzlichen Kummer bereiten. Er konzentriert sich auf die schneller werdenden Schritte des Soldaten vor ihm, an dessen Namen er jetzt versucht, sich zu erinnern. Beide wollen schnell an ihren durchbohrten, zerhackten oder verbrannten Kameraden vorbei. Nach wenigen Minuten erreichen sie das Haupttor zum Palast. Dieser besteht aus einem fast neunzig Meter hohen, achteckigen Hauptkomplex, dessen riesige, glatte Marmorwände dem Palast ein spiegelndes Aussehen verleihen.
Elythias blickt die gewaltigen Glastürme, die sich an jeder dieser acht Ecken befinden, hinauf. Seine Gedanken schweifen von dem blutigen, grausigen Elend der letzten Stunden ab, als er feststellt, dass man von außen kaum erahnen kann, was die gläsernen Türme eigentlich zusammenhält. Die majestätische Glaskuppel, die sich zwischen den Türmen genau in der Mitte des Palastes befindet, kann Elythias, der nur wenige Meter vom Eingang in die königliche Residenz entfernt ist, nicht erkennen. Das fast zehn Meter hohe Stahltor, das Elythias und sein namenloser Begleiter durchschreiten müssen, um den Palast zu betreten, wird von zwölf Soldaten bewacht.
„Öffnet das Tor“, ruft der Begleiter des Prinzen den Wachen entgegen. Nur mühsam setzten sich die erschöpften und kraftlosen Männer in Bewegung, um den gewaltigen Motor, der die Pforten zum Palast öffnet und von dem von außen nur die massiven Ketten zu erkennen sind, in Gang zu setzen. Elythias blickt in die leeren, hoffnungslosen Augen seiner Kameraden. Er versucht den Soldaten, die den Zugang zum Palast bewachen, aufbauende Blicke, in Begleitung eines kurzen, dankbaren Nickens, zuzuwerfen. Doch diese verfehlen ihr Ziel. Noch immer schauen die Wachen am Tor kraftlos und entmutigt mit leeren Blicken auf den Boden und in die nach Tod und Verwesung riechende Luft. Nachdem unzählige Gänge und Treppen, vorbei an nervösen Soldaten und verunsichertem Palastpersonal, erklommen sind, erreichen die beiden endlich die privaten Unterkünfte des Königs. Der Soldat betritt zuerst den Raum.
„Tretet ein, Malias“, befiehlt die ruhige, tiefe Stimme des Königs.
Jetzt, wo er seinen Vater den Namen des Soldaten sagen hört, erinnert sich Elythias wieder: Malias. Trotzdem hegt er Zweifel, dass er sich an dessen Namen erinnern kann, wenn sie sich irgendwann einmal wiedersehen.
Malias betritt mit strammen Schritten die Räumlichkeiten des Königs und nimmt Haltung an. „Majestät, Euer Sohn!“ verkündet er mit lauter, klarer Stimme.
Der König erhebt sich mühsam von seinem Thron. „Er möge eintreten.“
Elythias hat die Worte seines Vaters vernommen und betritt zügig den Raum, dessen hohe braune Decken und Wände aus Stein aussehen, als wären sie aus einem Fels geschlagen. Durch die Fenster hinter dem Thron weht eine ruhige, frische Brise, die die rot-gelben, von der hohen Decke des Raumes hängenden Vorhänge zum Tanzen bringt. Neben Malias bleibt er stehen. Auch wenn es sein Vater ist, der vor ihm steht, verkündet er mit dem nötigen Respekt: „Hauptmann Glasherz meldet sich wie befohlen.“
„Sie können wegtreten, Soldat“, befiehlt der König höflich, aber bestimmt. Malias nickt nur kurz und verlässt die gemütlichen Räumlichkeiten des Königs, die dieser für die alltägliche Arbeit, aber auch zum Entspannen und für kurze, private Audienzen und Besprechungen nutzt.
Er verschließt die Tür hinter sich. Der König nähert sich seinem Sohn und packt mit seiner rechten Hand stolz und mit Freude dessen Schulter. Elythias ist in den letzten Wochen schon häufiger
Weitere Kostenlose Bücher