Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
wesentlich schneller an der hurthischen Grenze“, schlägt Sayos vor.
„Wann sollen die Gesandten der Hurth unser Lager am Nhaukin-Fluss denn erreichen?“, möchte Dyrsa wissen.
„In den nächsten zwei Tagen“, antwortet Sayos, „Daher ist Eile geboten.“
„Ich kann nicht verstehen, warum die Gottesanbeter nicht mit dem Schiff anreisen.“, äußerst sich Dyrsa abfällig. Seit vielen Jahrhunderten sind die Beziehungen zwischen den gottesfürchtigen Hurth und den freigeistigen und freizügigen Sagettari angespannt. Politische und diplomatische Beziehungen gab es bis zum Ausbruch des vierten Feuerkrieges so gut wie gar nicht. Ursache hierfür ist ein Zwischenfall vor mehreren Hundert Jahren, bei dem die Jäger in den Steppen wegen Mangel an Jagdbeute in den Wäldern jagten und dabei mehrere Einhörner töteten.
„Ihre Ostküste ist durch die Blockade der Karden nicht passierbar. Und von Ansuli dürfen keine Schiffe unsere Gewässer ansteuern“, erklärt ihm Sayos.
Dyrsa Ixissar schüttelt verständnislos den Kopf. „Unglaublich, dass ihr König noch immer verbietet, unsere Häfen von seiner Heimatstadt aus anzulaufen.“
„Die Hurth beziehen auf diese Art politisch Stellung. Sie wollen, dass wir uns bei ihnen entschuldigen“, antwortet Sayos.
„Für etwas, das Hunderte Jahre her ist?“, fragt Dyrsa fassungslos, während beide den hohen, breiten Gang mit den großen Fenstern entlang zur Vorhalle des Palastes laufen.
„Die Hurth können uns nicht verzeihen, und wir können uns nicht entschuldigen. Auf diese Weise wird das nie enden“, stellt Sayos fest.
„Sayos!“, ruft eine weibliche Stimme laut von hinten. Beide drehen sich überrascht um und sehen die Königin, wie sie mit schnellen, kräftigen Schritten auf sie zukommt. Selbst ihre beiden, großgewachsenen Wachen haben in ihren leichten, aber sehr engen Rüstungen aus sagettarischen Eisstahl ihre Schwierigkeiten, mit der Königin schrittzuhalten.
„Sie sieht nicht aus, als ob sie gute Laune hat“, stellt Dyrsa flüsternd fest. Auch Sayos bemerkt, das seine Schwester nicht unbedingt ein glückliches Gesicht macht. Er schüttelt nur zögerlich den Kopf und bestätigt Dyrsas Beobachtung mit einem vorsichtigen Lächeln. Sayos weiß, das Lynarat, auch wenn sie seine Schwester ist, auf eine gewisse Förmlichkeit wert legt.
Er nimmt Haltung an, und bläst seinen Brustkorb auf. „Was kann ich für Euch tun, Hoheit?“
Lynarat hält einige Meter Abstand. So wie ihre Wachen. Sie möchte mit Sayos allein sprechen, ohne das Dyrsa ihren Worte lauschen kann. Sayos entschuldigt sich bei seinem Freund mit einem kurzen Nicken und läuft zur Königin.
„Wieso ist er noch hier?“, möchte diese von ihrem Bruder wissen. Dyrsa bemerkt die herablassenden Blicke seiner Nichte, die diese ihm entgegen bringt.
„Die Geburt seines Kindes hat ihn aufgehalten. Er ist jetzt auf dem Weg zum Hafen“, erklärt Sayos. Erst jetzt fällt ihm der bleiche Schatten des weißen Sehers auf, der vom Tageslicht umhüllt hinter den Wachen steht und das Gespräch zwischen den königlichen Geschwistern aufmerksam beobachtet.
„Meine Befehle waren eindeutig. Er sollte vor drei Stunden aufbrechen“, faucht Lynarat ihren Bruder panisch schauend an.
„Sein Kind?“, horcht Lynarat verängstigt auf, „Du weißt, was das zu bedeuten hat?“
„Ihr irrt Euch, Hoheit“, versucht Sayos seine Schwester zu beruhigen, „Prinz Dyrsa hegt nicht die Absicht, mit seinem Nachwuchs den Anspruch seines Vaters auf den Thron zu stärken.“
„Ist er bereits mit der Natur seines Auftrages betraut?“, fragt Lynarat. Ihr Bruder nickt. „Gut. Dann besteht die Hoffnung, dass zumindest der Sohn des Verräters im Kampf gegen die Mächte des Feuers zu Tode kommt.“
„Ich lasse ihn sofort zum Hafen bringen“, versucht Sayos die König in zu besänftigen. Seine nervöse Blicke ziehen an seiner Schwester vorbei und treffen den teilnahmslosen wirkenden Enryk.
Doch die Worte seiner Schwester schmerzen. Ihm war nicht bewusst, wie groß ihre Angst vor der Bedrohung ihres Onkels tatsächlich ist.
„Tu das. Und danach wirst du die Botschafter in meinen Begrüßungsraum bringen“, befiehlt sie Sayos und wendet sich ab.
„Darf ich den Botschaftern etwas ausrichten?“, möchte dieser von der Königin wissen.
„Sie sollen ihre faulen, vollgefressenen Körper in den Palast bewegen. Es gibt schließlich viel zu tun, bevor wir mit der Arbeit des Widerstandsrates beginnen können.“,
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