Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
wenn sie auf Sayos und Dyrsa hinunter blickt, ist Neid.
Kapitel Acht
Elythias Glasherz war voller freudiger und gespannter Erwartung, als er an einem sonnig warmen Tag, etwa zwei Jahre bevor der vierte Feuerkrieg begann, mit einigen Kameraden und seinen zwei jüngeren Brüdern Nythilias und Pythisias eine Gruppe neuer, aus Sagettar kommender Wildpferde bestaunte. Er war eigentlich auf dem Weg zurück in seine Räumlichkeiten. Am späteren Nachmittag stand noch ein wichtiger Termin mit seinem Vater und einem Handelsvertreter der Südberg-Eiserlinger an. Doch die laute, ausgelassene und heitere Stimmung an der Pferdekuppel hatte ihn neugierig gemacht. Gebannt beobachteten die jungen Prinzen, wie einer der mutigen Soldaten vom Rücken eines schwarz glänzenden Hengstes geworfen wurde. Die Zuschauer, die meisten von ihnen Kameraden des Gestürzten, reagierten mit schallend lachendem Beifall.
Der zwölfjährige Pythisias sprang aufgeregt von dem Holzzaun, auf dem er mit seinem jüngeren Bruder saß, als er Elythias in der Menschenmenge entdeckte. Mit erwartungsvollen, weit aufgerissenen Augen schaute er seinen älteren Bruder an. „Darf ich es auch einmal versuchen?“
„Ich glaube, das ist keine sehr gute Idee“, antwortete er seinem kleinen Bruder, während er gebannt dem Treiben auf der Koppel folgte.
„Du weißt, dass ich fast vier Minuten auf Porthak ausgehalten habe“, erinnerte Pythisias seinen Bruder forsch. Elythias konnte sich tatsächlich an diesem Moment erinnern, an dem Pythisias ihn und seinen Vater stolz gemacht hatte. Seine Mutter, die Königin Pynthiabella, schaute besorgt zu, wie ihr Sohn auf dem Rücken des wilden und als unzähmbar geltenden Porthak durchgeschüttelt wurde. Mit seinem schmächtigen Körper kämpfte er darum, das Gleichgewicht auf dem kraftvollen, unbändigen Hengst zu halten. Elythias sah seinen Bruder an und blicke auf einen jungen Mann, der so schnell wuchs, dass er ihn schon fast in die Augen schaute konnte, ohne auf ihn hinunter zu blicken.
„Natürlich erinnere ich mich“, antwortete Elythias, „Aber willst du das Glück tatsächlich herausfordern?“
„Nein. Nicht das Glück“, antwortete Pythisias selbstsicher, „Sondern diesen schwarzen Teufel.“
Doch auch wenn sein Bruder von seinem Können überzeugt war, blieb Elythias zurückhaltend.
„Ich mache dir einen Vorschlag“, sagte er zu Pythisias, „Wenn ich die fünf Minuten schaffe, bekommst du die Gelegenheit nachzuziehen.“
Elythias wusste, dass er für ein solches Schauspiel eigentlich keine Zeit hatte, doch wenn es für ihn etwas Wichtigeres gibt als die ehrbaren Aufgaben als Königssohn, dann ist es die Familie.
Enttäuscht schaute sein kleiner Bruder zu Boden und blickte zaghaft und sehnsüchtig auf das prachtvolle, tiefschwarze Tier, das mit angespannten Muskeln auf der Koppel tobte.
„Na gut.“, antwortete er wenig euphorisch auf den Vorschlag von Elythias. Sein Bruder kann gut mit diesen Tieren umgehen und verfügt im Kampf über bemerkenswerte Fähigkeiten auf dem Pferderücken. Pythisias weiß jedoch, dass Elythias kein sehr guter Bändiger ist und sich sofort instinktiv fallen lässt, wenn er Gefahr spürt.
„Geh‘ besser zurück zu deinem Bruder und wünsche mir Glück“, sagte Elythias zu Pythisias und marschierte nach einem Zuversicht spendenden Augenzwinkern Richtung Koppelzugang. Der mittlere Königssohn ging zu seinem kleinen Bruder zurück und kletterte zu ihm die hölzernen Zaunlatten hinauf.
„Was macht Elythias da?“, wollte der sechsjährige Nythilias wissen, als er sah, wie sein ältester Bruder auf die Koppel marschierte.
„Angeben“, antwortete Pythisias zornig, ohne noch einmal nach Elythias zu sehen.
Die Soldaten und einige Arbeiter der Pferdeställe, die sich um die Koppel herum versammelten, reagierten mit lautem Klatschen und freudigen, motivierenden Zurufen, als der älteste Königssohn das Geschehen betrat. Einem der Pferdewirte übergab Elythias sein Schwert und seine Messer, um sich oder das Tier beim Zuritt nicht zu verletzten. Viele Tiere und auch ihre Reiter sind schon beim Zuritt oder beim Sturz schwer verletzt worden. Zwei weitere Arbeiter führten den großen, wilden Hengst zu ihm und hielten ihn fest, um dem Prinzen den Auftritt zu erleichtern. Elythias suchte nach Augenkontakt zu seinen beiden Brüdern und erkannte, dass Nythilias ihm aufgeregt zuwinkte. Pythisias saß regungslos daneben. Elythias sah sich im Zwiespalt. Ungern wollte er, dass
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