Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
sich sein Bruder einer unnötigen Gefahr aussetzte, andererseits wollte er ihm aber auch die Möglichkeit geben, sein Talent zu demonstrieren und diese Fähigkeiten zu entwickeln. Doch ihm blieb nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken. Das Tier wurde immer unruhiger. In dem Augenblick, in dem er für wenige Sekunden fest im Sattel dieses schwarzen Teufels saß, ließen die anderen Pferdebändiger die Zügel los und rannten davon. Elythias war nicht mehr in der Lage, irgendwas von dem, was um ihn herum geschah, wahrzunehmen oder sich zu orientieren. Er war vollkommen darauf konzentriert, sich mit seinen Händen, Armen, Beinen und Füssen mit aller Kraft an dieses wilde Geschöpf zu klammern, das den Fremden auf seinem Rücken mit aller Macht von sich werfen wollte. Ihm war schon vor diesem Kraftakt bewusst, dass ihm das Pferd keine Gelegenheit geben würde, sich durchzusetzen und verzweifelt dafür kämpfen würde, siegreich aus diesem Duell hervorzugehen. Es ging um seine Freiheit. Zumindest schien der Gaul das zu glauben. Und wer würde nicht verzweifelt darum kämpfen. Doch je mehr Gedanken sich Elythias über die Situation machte, je mehr schwanden sein Aufmerksamkeit. Plötzlich durchfuhr ein schmerzhafter Ruck seinen ganzen Körper und er spürte, wie er über sich und das Pferd endgültig die Kontrolle verlor. Die Umgebung drehte sich vor seinen Augen und wenige Sekunden später verspürte er den kräftigen Aufprall auf den feuchten, schlammigen Boden. Das einzige Glück, das der valesianische Thronfolger in diesem Moment empfand, war die Tatsache, dass er einen der zahlreichen Pferdeäpfel, die die panischen Tiere auf der Koppel verloren, ganz knapp verpasst hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht öffnete er die Augen und nahm das Gesicht zweier Koppelarbeiter war. Schwindel und Benommenheit verhinderten jedoch, dass er einen der beiden mit seinem Blick erfassen konnte.
„Hoheit, geht es Euch gut?“, fragte ihn einer der beiden besorgt.
„Wie lange?“, wollte Elythias mit vom Schmerz gezeichneter Stimme wissen und ignorierte die sorgenvolle Frage.
„Nur etwas mehr als eine halbe Minute, Hoheit“, antwortete der andere zögerlich.
Elythias brachte nur ein enttäuschtes Seufzen heraus. Schmerz durchfuhr seinen ganzen Körper, als er sich aufrichtete und zu seinen beiden Brüdern sah. Doch er konnte nur noch erkennen, wie Pythisias, enttäuscht von der Leistung seines Bruders, den Zaun herunterkletterte und davonlief. Ohne die Hilfe der beiden Pferdeburschen kämpfte sich Elythias in den Stand und bemerkte, in welchem Zustand sich seine mit Dreck und Schrammen übersäter Rüstung nach dieser kleinen, erfolglosen Quälerei befand. Die freudigen, jubelnden Zurufe der Zuschauer, die sein Aufstehen begleiteten, bemerkte er nicht. Mit streckenden Bewegungen versuchte er, die Schmerzen aus seinem Körper zu drängen. Mit langsamen Schritten und unter den freundlichen Zurufen seiner Untertanen verließ Elythias die Kuppel. Der größte Schmerz ließ mit jedem Meter nach, den er sich vorwärts bewegte. Dann umklammerten ihn die dünnen Ärmchen seines Bruders Nythilias.
„Hast du dir wehgetan?“, fragte er Elythias besorgt. Dieser streichelte kurz über den dunkelblonden Schopf des Jungen.
„Es wird schon gehen. Mach dir keine Sorgen“, flüsterte er ihm zu und versuchte dabei, dem Jungen ein schmerzfreies Lächeln entgegen zu bringen. Es gelang ihm nicht.
„Pythisias ist einfach weggelaufen“, sagte der jüngste Glasherz-Sohn traurig und schaute Elythias mit seinen großen, runden Augen an.
„Er wird in den Palast zurückgelaufen sein“, versicherte ihm Elythias, „Lauf ihm nach und schau, ob es ihm gut geht. Ich sehe dann später noch mal nach euch.“
Nythilias nickte und lief schließlich eilig durch die Menschenmenge, die sich langsam wieder von der Koppel entfernte.
Elythias stand nun vor der nächsten Herausforderung. Der Termin mit König Vynithias XII. und dem Handelsvertreter der Südberg-Eiserlinger, zu dem er unmöglich in dem Zustand, in dem sich seine Uniform und seine Rüstung befanden, erscheinen konnte. Es hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen, durch die riesigen Höfe, die sich im Inneren des Schutzringes des Palastes befinden hoch in die privaten Gemächer der Königsfamilie zu laufen und dort eine neue Rüstung anzulegen. Ihm blieb nur die Möglichkeit, auf dem Weg zu diesem Treffen sich und seine Rüstung zu säubern. Auf dem direkten Weg zu den Empfangsräumlichkeiten
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