Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
macht zwei kleine Schritte vorwärts und rutscht plötzlich auf einer unter dem Schnee fest gefrorenen Pfütze aus. Vor Schreck lässt er seine Schaufel fallen und rudert hektisch mit den Armen, bis er sein Gleichgewicht wieder hergestellt hat. Erleichtert reißt er die Augen auf und atmet langsam aus. Als er sich nach unten beugt, um nach der Holzschaufel zu greifen, bemerkt er Tralian, der gerade das Grundstückstor durchquert hat und auf Ksilian zuläuft.
„Was willst du hier?“, ruft er dem Jungen aufgebracht entgegen.
„Ich möchte nach Qwotilia sehen“, antwortet Tralian.
„Unglaublich“, entgegnet ihm Ksilian, „Das hättest du lieber gestern Abend tun sollen.“
Tralians Schritte werden zögerlicher, als ihn die Worte von Qwotilias Bruder treffen: „Sie hat dir erzählt, was in der Lagerhalle passiert ist?“
„Natürlich hat sie das“, enttäuscht schüttelt Ksilian den Kopf und schiebt unkonzentriert den Schnee weiter an die Seite.
Tralian versucht den Zorn, den ihn Ksilian entgegen bringt, zu ignorieren und tapfer an ihm vorbei zu laufen. „Ich möchte sie sehen.“
Ksilian hebt die Schaufel und versperrt Tralian den Weg. „Keinen Schritt weiter.“
„Bitte lass mich vorbei“, fleht dieser Ksilian an.
Doch Ksilian schiebt Tralian mit dem sperrigen Gegenstand in beiden Händen zurück. „Ich verstehe dich nicht, Tralian. Das wäre die Gelegenheit gewesen, um zu beweisen, wie sehr dir meine Schwester am Herzen liegt und das du die Lederbänder deiner Freunde zu Recht trägst. Du hättest diesen ganzen Unsinn stoppen sollen.“
„Du hast recht“, gesteht Tralian mit gesenktem Blick, „Es tut mir leid.“
Ksilian weiß, wie sehr Tralian seine Schwester mag und welche Gefühle er vermutlich für sie hat. Er erkennt in Tralians Reaktion, das dieser tatsächlich bedauert, nicht mehr für Qwotilia und ihre Freunde getan zu haben. Ksilian blickt auf den von sich selbst enttäuschten Jungen.
„Wie geht es Pritilian und Frisilian?“, möchte Ksilian wissen.
Tralian zuckt traurig mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ihre Eltern wollten mich nicht zu ihnen lassen.“
„Ich sage Qwotilia, dass du hier gewesen bist“, versucht ihn Ksilian entgegen zu kommen, „Aber ich denke wirklich, dass du ihr ein paar Tage der Ruhe gönnen solltest.“
„Du sagst ihr, dass ich hier war?“, vergewissert sich Tralian und schaut Ksilian mit seinen dunkelblauen, schmalen Augen an.
„Das mache ich“, antwortet er und beobachtet, wie sich Tralian nach einem letzten, langen Blick auf das Haus, zu seiner Qwotilia, umdreht, seine Hände in die Jackentasche steckt und vorsichtig den noch nicht vom Schnee befreiten Fußweg hinunter läuft.
Ksilian blickt Tralian hinterher, den ganzen Weg bis hin zum Tor und muss erkennen, das er gerade keine Kraft mehr aufbringen kann, auch die übrige Strecke vom Schnee zu befreien. Jetzt eine schöne, dicke Scheibe Brot. Und ein Becher heiße Milch . Mit der Schaufel in seiner rechten Hand spurtet er den bereits von ihm bearbeiteten Weg zum Haus hinauf, stellt die Schaufel draußen neben der Eingangstür ab und geht hinein.
„War das Tralian?“, fragt Qwotilia ihren Bruder, der erschreckt, als ihn seine Schwester in Empfang nimmt.
„Ja.“
„Was wollte er?“, möchte Qwotilia wissen, während sich Ksilian den langen, frostigen Schal von seinem Hals wickelt.
„Wissen, wie es dir geht“, meint er, legt seinen Schal über die Lehne eines am Küchentisch stehenden Stuhles und öffnet seine Jacke.
„Wollte er nicht hereinkommen?“, bohrt Qwotilia nach und folgt Ksilian zur Speisekammer, wo dieser gerade nach einem Milchkrug sucht.
„Nein. Aber er lässt dich grüßen“, flunkert er seine Schwester an.
Er füllt die Milch aus dem Krug in einen leeren Topf über dem Kochfeuer, greift sich das Brotmesser und schneidet eine dicke Scheibe vom Laib. Qwotilia hat sich inzwischen an den Küchentisch gesetzt.
„Geht es dir besser?“, fragt Ksilian seine Schwester.
„Du musst doch wissen, wie es mir geht, nachdem du Tralian auf die gleiche Frage geantwortet hast“, antwortet sie aufgebracht.
„Bist du böse auf mich?“, fragt Ksilian, legt das Brotmesser beiseite und dreht sich mit fragendem Blick zu seiner Schwester um.
„Ich hätte ihn nur gern gesehen“, erwidert sie lautstark.
„Ich dachte, es wäre besser für dich, erst einmal etwas Abstand zu den Dingen, die gestern passiert sind, zu bekommen“, versucht sich Ksilian zu
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