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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Bergemann
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an.
    Vsitilia hilft Qwotilia auf und bringt sie schweigend in ihr Zimmer, während sie ihr tröstend über den Rücken streichelt.
    Qwotilian wartet auf den Moment, in dem Vsitilia die Tür hinter sich und Qwotilia schließt, um Ksilian ins Gewissen zu reden: „Ich hoffe, du überdenkst dein Vorhaben jetzt noch einmal.“
    Überrascht schaut Ksilian seinen Großvater an. „Nein. Das Ganze hat mich sogar in meiner Entscheidung gestärkt, nach Mutter zu suchen.“
    „Ich verstehe dich nicht, Junge“, Qwotilian schüttelt verständnislos seinen runzeligen Kopf, „Du siehst doch, was eine Hexe mit uns Menschen machen kann.“
    Ksilian geht auf seinen Großvater zu und setzt sich neben ihn.
    „Ich brauche einfach einen Schlussstrich, einen Abschluss“, erklärt ihm Ksilian, „Ich muss diese unerträgliche Last endlich von mir abwerfen.“
    Qwotilian seufzt. Er legt seine großen, faltigen Hände auf die schmale, raue Hand seines Enkels und schaut Ksilian erzweifelt an: „Wieso nur hast du nie mit mir darüber gesprochen?“
    „Es war mir gar nicht wirklich klar, denke ich“, meint Ksilian, „Ich denke, dass erst die Worte des Arztes auf dem Marktplatz mir klargemacht haben, was mich all die Jahre so belastet hat.“
    „Du hast deine Mutter verloren. Ich würde mir Sorgen um dich machen, wenn dich das nicht belastet hätte“, versucht Qwotilian zu verstehen.
    Ksilian schüttelt den Kopf und zieht seine Hand unter denen seines Großvaters hervor. „Du verstehst nicht, Großvater. Es wäre einfacher, wenn ich sicher gewesen wäre, dass Mutter einfach nur tot ist. Aber all die Jahre ohne sie, in denen sie vielleicht irgendwie, irgendwo als Fratzengesicht gelebt hat, das nagt an mir.“
    Die Tür von Qwotilias dunklem Zimmer öffnet sich und Vsitilia betritt die Küche.
    „Ich könnte jetzt einen Teller mit heißer Suppe vertragen“, verkündet sie auf die für sie typische, forsche Art, „Wie schaut es bei euch aus?“
    „Eine gute Idee“, bestätigt Qwotilian beherzt, und auch Ksilian stimmt ihr nickend zu.
    Die beiden Männer richten ihr Besteck und machen sich bereit für ein verspätetes, aber nach diesem Abend dringend notwendiges Abendessen. Nachdem Vsitilia eine Portion ihrer leckeren Gemüsesuppe und ein großes Stück Brot in Qwotilias Zimmer gebracht hat, setzt sie sich zu Ksilian und Qwotilian an den Tisch. Das Knistern des Kochfeuers, der wohltuende Geruch der leckeren Suppe und das schummerige Kerzenlicht tauchen die Küche in ein Gefühl wohliger Gemütlichkeit. Doch es sind Sorge, Furcht und Unruhe, die an diesem Abend für Stille und Schweigen sorgen.
    Am nächsten Tag haben sich die schweren, grauen Wolken verzogen. Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel auf die mit einer dichten Schneedecke überzogenen Stadt Miqilios hinab. Aus den kleinen Schornsteinen der Häuser steigt der Rauch der Heizöfen. In der Stadt herrscht ein reges Treiben. Die Menschen wollen die wenigen lichten Stunden nutzen. Die Bauern und Grundstücksbesitzer entfernen den Schnee von den Aufgängen zu ihren Häusern und den Wirtschaftswegen ihrer Anwesen. Auch die Ladenbesitzer und Gaststättenbetreiber haben alle Hände voll damit zu tun, die Schneemassen mit großen, breiten Holzschaufeln und kräftigen Besen vor ihren Räumlichkeiten zu entfernen. Es ist deutlich kühler geworden und unwahrscheinlich, das wärmeres Wetter in den nächsten Tagen für einen Rückgang des Schnees auf den Straßen und Höfen der Stadt sorgen wird. Auch Ksilian steht auf dem hügeligen Weg, der von der Straße zu seinem zu Hause führt. Er trägt eine braun karierte, gefütterte Wolljacke und einen dunkelbraune Lederhose, die er unten in seine dicken, schwarzen und schon etwas abgenutzten Lederstiefel gestopft hat. Um den Hals trägt er einen langen, dicken Wollschal. Während er versucht, sich darauf zu konzentrieren, sorgfältig den kleinen, schmalen Weg freizumachen und auch jede darunterliegende Eisbeule zu entfernen, muss er immer wieder an den gestrigen Tag denken. So sehr er seine Schwester auch liebt und um ihre Sicherheit besorgt ist, beschäftigen ihn mehr das Schicksal seiner Mutter und der Gedanke daran, mit der Suche nach ihr zu beginnen.
    Qwotilia ist stark. Sie war immer stark. Sie wird die schrecklichen Dinge, dir ihr gestern widerfahren sind, vergessen und verarbeiten. Doch Ksilian ertappt sich dabei, wie er selbst an seinen eigenen Gedanken, an seinem Wissen um den Mut und die Kraft seiner Schwester, zweifelt. Er

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