Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
„Warst du schon bei Qwotilia? Sie wollte auch schon mit dem Packen anfangen.“
„Du weißt, dass mir wohler wäre, wenn Qwotilia hier bleibt“, erinnert ihn Qwotilian.
„Dann verbiete es ihr“, antwortet Ksilian, der ganz genau weiß, dass sich seine Schwester in diesem Fall nicht an ein Verbot ihres Großvaters halten würde.
„Auf mich hört sie nicht. Du musst es ihr ausreden“, bittet Qwotilian seinen Enkel.
Doch Ksilian ist entschlossen. „Großvater. Wir haben in den letzten Tagen so oft darüber gesprochen. Wir brechen morgen auf.“
Qwotilian stößt die Tür etwas weiter auf und betritt den Raum. Ksilian bemerkt, dass sein Großvater etwas in der Hand hält. Es ist in eine braungrüne Stoffdecke gewickelt.
„Was hast du da?“, möchte er neugierig von seinem Großvater wissen.
„Etwas, das du auf deiner Reise gebrauchen wirst“, antwortet er und reicht seinem Enkel das sperrige Geschenk. Ksilian entfernt aufgeregt die alte, filzige Decke, bis er ein großes, kräftiges Schwert in seinen Händen hält. Überrascht und voller Dankbarkeit schaut er seinen Großvater an.
„Ich habe es in Brisilians Schmiede für dich anfertigen lassen“, klärt er Ksilian auf. Der junge Mann bestaunt beeindruckt und mit großen, leuchtenden Augen die im Tageslicht glänzende Waffe. Die Klinge ist oberhalb des Griffes mit dem eingravierten Stammbaum seiner Familie verziert, die Namen seiner Mutter und seines Vaters sind durch eine größere Schrift besonders hervorgehoben. Der Griff ist mit rutschfestem, schwarzem Leder überzogen.
Ksilian ist begeistert. „Es ist wunderschön.“
„Es ist eine Waffe“, belehrt ihn Qwotilian, „Sie soll dich und deine Schwester schützen, Gegner abwehren oder sogar töten. Das hat nichts mit Schönheit zu tun.“
Doch Ksilian möchte sich nicht wie ein kleiner Junge belehren lassen und schaut seinen Großvater aufgeregt an. „Erzähle mir bitte nicht, dass du selbst nicht auch die Schönheit einer geschmiedeten Waffe zu schätzen weist.“
„Natürlich“, antwortet Qwotilian, „Aber ich schätze das Schwert als Waffe und bewundere es für seine Fähigkeiten.“
„Und ich nicht?“, fragt Ksilian enttäuscht. Er denkt an die Momente mit seinem Großvater, als er Ksilian den Umgang mit dem Schwert lehrte und ihn für seinen respektvollen Umgang mit der Waffe lobte. An die vielen Nachmittage, an denen er mit Ksilian nach der Schule auf den Höfen des Grundstücks unter den staunenden und heiteren Rufen der Nachbarn die Fähigkeit erlernte, mit der Klinge umzugehen. An den Stolz, den sein Großvater dabei empfand. An den Stolz, den auch seine Eltern empfunden hätten. Qwotilian erkennt, wie nahe Ksilian seine Bemerkung ging.
„Es tut mir leid“, entschuldigt er sich, „Bitte verzeihe einem alten, besorgten Mann. Ich sorge mich einfach zu sehr um euch.“
Ksilian geht auf seinen besorgten Großvater zu und legte seine rechte Hand auf seine linke Schulter. „Ich werde Qwotilia sicher nach Hause zurückbringen und gut auf uns beide aufpassen.“
„Versprich es mir“, fordert Qwotilian seinen Enkel auf, während er ihn sorgenvoll in die Augen schaut.
„Ich verspreche es“, antwortet Ksilian und legt ihm die zweite Hand beruhigend auf die andere Schulter. Die Enttäuschung über Ksilians Entschlossenheit ist Qwotilian anzusehen. Das Wasser steht ihn in den Augen und Ksilian muss mit seiner Fassung kämpfen, um diese nicht zu verlieren und zusammen mit seinem Großvater in Tränen auszubrechen. Doch jetzt, wo er seine Entscheidung nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor seinem Großvater verteidigt hat, überkommt ihn ein Gefühl der Erleichterung. Das Schicksal hat Ksilian die Gelegenheit gegeben, ihn auf eine Reise zu schicken, die die Dämonen seiner Vergangenheit endgültig und auf ewig vertreiben kann.
Der zweite Tag von Ksilians und Qwotilias Reise ist angebrochen. Die Sonne ging vor wenigen Minuten auf. Ksilian hat bereits mit dem Holz des Schneebergbaumes, der fast überall an den Hängen des Eiserlinger-Gebirges wächst, aber in dem langen, dunklen Winter keine Blätter trägt, ein Feuer entfacht, auf dem er gerade etwas Speck und Brot anbrät. So weit im eisigen Norden, in denen durchgängig die kalten Winde über die Ebenen ziehen, brauchen sich die Freunde über die Macht, die die Feuerkönige auf offenes Feuer haben, keine Sorgen machen. Die Nacht haben die beiden Geschwister unter einem kleinen Felsvorsprung verbracht, den beide recht
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