Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
erklären.
„Vielleicht möchte ich aber auch gern mit jemanden sprechen, der das Gleiche erlebt hat und mir nicht mit dem Verständnis eines Ahnungslosen kommt“, faucht ihn seine Schwester an.
„Es tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht“, entschuldigt sich Ksilian bei seiner Schwester. Qwotilia weiß, wie besorgt Ksilian um sie ist und das er es tatsächlich nur gut gemeint hat. Allerdings muss ihr Bruder akzeptieren, dass sie kein kleines Mädchen mehr ist und ihre eigenen Entscheidungen treffen möchte, auch wenn diese nicht immer vernünftig sind. Ksilian wird allerdings Zeit brauchen, um den Gedanken zu akzeptieren, nicht länger einen wachsamen, schützenden Blick auf seine kleine Schwester zu werfen.
„Wo ist eigentlich Großvater?“, fragt sie in der Hoffnung, das Thema wechseln zu können.
„Er ist hinter dem Haus bei den Hühnern. Er wollte gucken, ob der Stall kräftig genug ist und die Schneemassen aushält, die heute Nacht gefallen sind“, antwortet Ksilian. Dann erfüllt ein unangenehmer Geruch den Raum. Die beiden schauen sich angewidert an. Qwotilia springt auf und läuft zur Kochstelle.
Sie schaut kurz in den qualmenden Topf und hält sich angewidert die Nase zu. „Ich glaube, deine Milch kannst du vergessen.“
„Sieht so aus“, erwidert Ksilian mit einem gequälten Lächeln, steht auf und nimmt den stinkenden Topf vom Feuer. Mit Ekel blickt er auf die verbrannten Milchreste.
„Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie du mit der Suche nach Mutter beginnen möchtest?“, fragt Qwotilia und überrascht Ksilian. Schließlich hatte er, bis auf ein paar Andeutungen, noch gar nicht mit seiner Schwester darüber gesprochen.
„Darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Ich gehe allein“, antwortet er.
„Die Entscheidung kannst du nicht für mich treffen“, erwidert Qwotilia, „Wenn du entschieden hast, nach Mutter zu suchen, komme ich mit dir.“
Wieder steht Ksilian kurz davor, eine schwierige Entscheidung für seine Schwester zu treffen. Doch er muss sich bremsen. Die Möglichkeit, das Qwotilia einige Zeit nach Ksilian aufbricht, um ihren Bruder zu folgen, und sich dadurch in noch größere Gefahr begibt, ist zu groß, weshalb er der Entscheidung seiner Schwester nichts entgegenzusetzen hat.
„Ich werde Großvater helfen, das Haus und die Bestallungen winterfest zu machen“, kündigt Ksilian an, „Ich denke, dass wir in zwei Tagen aufbrechen können.“
„Dann suche ich mal besser das Schwert, das du mir zum Geburtstag geschenkt hast“, scherzt Qwotilia mit einem erwartungsvollen Lächeln.
Geht Qwotilia vielleicht nicht mit dem nötigen Ernst an dieses Abenteuer heran? Ksilian ist zu voreingenommen, um Qwotilia ihre Teilnahme an diesem Irrsinn auszureden. Er weiß, dass er sich auf ihre Hilfe und Unterstützung verlassen kann und dass er ihre Gesellschaft brauchen wird, um in der Einsamkeit der nördlichen Eiswüste nicht durchzudrehen. Die Gefahren versucht er zu ignorieren. Auch wenn er weiß, dass diese ihn und seine Schwester schneller heimsuchen werden, als ihm lieb ist.
Zwei Tage sind vergangen, es ist früher Nachmittag. Ksilian ist in seinem Zimmer. Auf seinem Bett steht eine große Wandertasche. Er ist damit beschäftigt, sich auf seine Reise vorzubereiten. Er läuft in seinem Zimmer auf und ab und räumt Kleidung, Unterwäsche und andere Dinge zusammen, von denen er glaubt, sie auf seiner Suche zu benötigen. Seine Eile wird unterbrochen, als er einen kleinen, ledernen und schon etwas abgewetzten Wasserbeutel aus einer tieferliegenden Schublade hervor holt. Ein Geschenk seines Vaters, wenige Jahre vor dessen Tod, als er Ksilian zum ersten Mal auf Wanderung in die Berge mitnahm. Ksilian ist sich nicht sicher, ob dieser Beutel, der ohnehin nicht viel Wasser tragen kann, überhaupt noch reisetauglich ist und unterwegs nicht ausläuft. Er legt ihn dennoch zu den anderen Sachen auf die Matratze. Es klopft an der Tür. Diese öffnet sich und Qwotilian, sein Großvater, schaut vorsichtig zu Ksilian in den vom Tageslicht durchfluteten Raum, ohne diesen richtig zu betreten.
Ksilian ist derart aufmerksam mit seinen Vorbereitungen beschäftigt, dass er die Kraftlosigkeit in der Stimme seines Großvaters überhaupt nicht hört: „Hast du alles zusammen?“
Ksilian huscht weiter aufgeregt durch sein Zimmer und lächelt Qwotilian an. „So langsam. Ja.“
„Und du brichst morgen früh auf?“
„Sobald die Sonne aufgegangen ist“, antwortet Ksilian,
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