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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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hatte den elektronischen Autoschlüssel in der Hand, erinnerte sich an seinen Traum und zögerte. Der Jaguar stand zwischen einem blauen Polo mit norwegischem Kennzeichen und einem weinroten Mercedes und sah unberührt aus. Er umkreiste den Convertible.
    Eine Katze hatte auf der Motorhaube Pfotenabdrucke hinterlassen. Katzen lieben warme Autos. Es befremdete Winter immer ein wenig, wenn seine Katze seinen Audi gleich behandelte wie ihn. Für Tiger machte es offenbar keinen Unterschied, ob er um Winters Beine oder des Audis Gummireifen herumschmeichelte. Er schnurrte auf Winters Schoss gleich wie auf dem warmen Autodach. Konnte man auf Autos eifersüchtig sein?
    Die Frontscheibe war voller toter Insekten. Am Schloss des Kofferraums entdeckte er nichts Verdächtiges. Er kniete auf den Boden und schaute unter den Sportwagen.
    Nichts.
    Vorsichtig testete er den Türgriff auf der Fahrerseite, die immer noch verschlossen war. Die Beifahrertür hatte etwa fünf Zentimeter unter dem Fenster einen kaum wahrnehmbaren horizontalen Kratzer! Davon hatte der Hertz-Vertreter nichts gesagt. Winter hatte bei der Übernahme den Mietwagen nur oberflächlich angeschaut. Der Kratzer konnte von allem Möglichen her stammen, einem gestreiften Ast zum Beispiel oder einem abgerutschten Einbruchswerkzeug. Winter strich mit dem Daumen über den Kratzer, testete auch die Beifahrertür.
    Er schaute sich um.
    Fatima sass auf dem Stein, und die anderen Hotelgäste nahmen keine Notiz von ihm. Er hörte Sirenen, und zwei Feuerwehrautos kamen. Winter dachte: Wenn jetzt etwas explodiert, ist wenigstens die Feuerwehr da. Er trat ein paar Schritte zurück, stellte sich hinter die nächste Autoreihe und drückte den Türöffner. Der Jaguar quittierte mit einem Blinken der Lichter. Winter atmete erleichtert auf.
    Fatima: «Was ist?»
    Winter: «Nichts. Ich hatte nur einen schlechten Traum.»
    «Wegen uns?»
    «Nein.» Er lud das Gepäck in den Kofferraum, und sie setzten sich ins Auto. Von ihrem Platz aus hatten sie einen guten Überblick. Mehr Feuerwehr- und Polizeiautos kamen. Im Kontrast zu den meist nur leicht bekleideten Feriengästen trugen die Feuerwehrmänner schwere Vollmontur. Das Hotel war mittlerweile mit einem gelb-schwarzen Band abgesperrt. Die Sicherheitszone um das Haupthaus betrug ungefähr fünfzig Meter. Die Feuerwehr legte Schläuche.
    Die anfängliche Hektik begann sich zu legen. Man wartete gespannt. Ein Saab kam die Zufahrtsstrasse entlang, und Winter sah, dass der Wagen grossflächig mit dem Logo einer Zeitung überzogen war. Die Presse. Die Bombendrohung würde es mindestens in den Regionalteil schaffen. Zwei junge Männer stiegen aus und begannen sich umzusehen und herumzufragen.
    «Was machen wir jetzt?» Fatima klappte die Sonnenblende herunter und prüfte ihr Aussehen im Spiegel, und als Winter nichts sagte, wandte sie sich ihm zu.
    Winter hatte das Gefühl, dass sie sich bereits eine Ewigkeit kannten. Er versuchte beruhigend zu lächeln und sagte: «Warten.» Winter wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte, und beobachtete wieder schweigend das Treiben.
    Nach einer Weile erinnerte er sich an Hansen und erzählte Fatima von seinem Frühstück mit dem Geldmanager. Er kramte die Unterlagen aus dem Konferenzraum hervor, blätterte sie durch und reichte Teile davon Fatima weiter. Die Agenda der Woche und detaillierte Tagesprogramme: Vorträge und Diskussionen zu ausgewählten Themen der globalen Infrastruktur. Eine Liste mit etwa dreissig, vorwiegend arabischen und einigen chinesischen Namen mit Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Kontaktadressen.
    Fatima erkannte einige Namen und kommentierte: «Die gehören im Nahen Osten zum Establishment.»
    Eine dreiseitige Liste mit dem Titel «Partner»: Adressen und Kontaktpersonen von Banken, Finanzinstituten, Behörden, Spezialisten, Experten, Beratern, öffentlichen und privaten Universitätsinstituten. Eine umfangreiche Liste mit Büchern und Studien, geordnet nach Themen wie Energie, Verkehr, Gemischtes. Jemand hatte mit einem rosaroten Leuchtstift einige Titel angestrichen. Dieser Teilnehmer war offensichtlich an Schifffahrt interessiert und wollte in Häfen und Containerschiffe investieren.
    Im Papierbündel waren zudem einige PowerPoint-Präsentationen, Prospekte von Hansens Private-Equity-Fonds. Er lächelte Winter auf der dritten Seite mit einer rosaroten Krawatte entgegen und pries die Leistungen seiner Investments an. Die Grafiken waren beeindruckend. Wachstum,

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