Söldner des Geldes (German Edition)
Rentabilität, Performance. Alles wuchs rasend.
Ein weiteres Polizeiauto, ein Kastenwagen, kam angerast und schlitterte vor dem Hotel zum Stillstand. Winter konnte das stilisierte Wort «Bergen» erkennen. Zwei Uniformierte stiegen aus und rissen die Heckklappe auf: Zwei Schäferhunde sprangen heraus und wurden an die Leine genommen. Die Spezialisten aus Bergen mit den Schnüffelhunden. Winter schaute auf die Uhr: Seit der Evakuierung war etwa eine halbe Stunde vergangen, 07 : 42 Uhr. Die Hunde waren aufgeregt und freuten sich auf die Suche. Für sie war es nur ein Spiel.
Fatima zeigte auf ein Dokument: «Schau, hier ist eine Präsentation von Al-Bader über Kernkraftwerke. ‹Friedliche Nutzung einer sauberen Technologie – Nachhaltige Renditen von Kernkraftwerken›. Er wollte tatsächlich andere Investoren überzeugen, in unser Kernkraftwerk zu investieren.»
Winter blätterte die Präsentation durch. Sie sah aus wie all die schönen Papiere seiner Bank. Er würde sie später analysieren.
Das Hotel hatte inzwischen ein improvisiertes Frühstücksbuffet aufgebaut und verpflegte die wartenden Gäste mit Kaffee, Tee, Gebäck und Früchten. Die Bedienung von heute Morgen ging mit einem Tablett voller Plastikbecher durch die wartenden Menschen.
Die Kinder hatten in den Kies des Parkplatzes Linien gezogen und spielten Himmel und Hölle. Sie hüpften auf einem Bein herum, lachten und versuchten einander aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Der Wachmann, mit dem Winter frühmorgens geschwatzt hatte, spazierte durch die Autoreihen und schaute sich die Wagen an. Er hatte einen Becher in der rechten Hand, wechselte diesen in die linke, strich über die Linien des Jaguars und sagte: «Schicker Wagen. Ich wünschte mir, wir hätten solche Dienstwagen.»
«Leider nur ein Mietwagen. Aber er fährt sich grossartig. Ein bisschen gross für die engen Strassen hier. Auf der Fahrt hierher habe ich ein wenig Norwegisch gelernt: Automatik Traffik Kontrol.» Winter grinste.
«Jaja, unsere lieben Blechpolizisten.»
«Haben Sie alles unter Kontrolle?» Winter deutete auf das Hotel.
«Ich denke schon. Wahrscheinlich falscher Alarm.»
«Man weiss das immer erst im Nachhinein. Von wo kam denn die Bombendrohung?»
«Mehrere Gäste haben offenbar heute Morgen eine E-Mail bekommen, in der gedroht wurde, das Hotel um acht Uhr in die Luft zu jagen. Die sind aufgewacht, haben im Halbschlaf ihre Mobiltelefone geprüft und konnten dann für einmal nicht ausschlafen.» Der Wachmann sprach die Uhrzeit militärisch aus: nullachthundert. Seine gefälschte goldene Rolex zeigte knapp zehn vor acht.
«Absender?»
«Irgendein islamisches Komitee. Die Araber haben es auf jeden Fall ernst genommen. Das Komitee fordert, dass sie», der Wachmann zeigte auf die arabischen Hotelgäste, «aufhören, mit den Ungläubigen Geschäfte zu machen.»
Fatima fragte: «Wie nannte sich der Absender genau?»
«Ich weiss nicht.»
Winter: «Was geschieht, wenn sie keine Bombe finden?»
«Wir warten ein paar Stunden. Die Polizei gibt das Hotel wieder frei, und der ganze Spuk ist vorbei.»
Durch ein offenes Fenster im ersten Stock des Hotels sahen sie einen der Hundeführer, der seinen Hund anfeuerte. Zehn Minuten für das ganze Gebäude waren knapp, aber nicht unmöglich. In einem Hotel gab es Tausende von Gerüchen, und die Hunde mussten sich auf ein paar wenige konzentrieren. Die trainierten Hunde waren der Technik noch immer deutlich überlegen. Innert kürzester Zeit konnten sie einen Sprengsatz aufspüren.
Doch das dreistöckige Haupthaus des Hotels hatte etwa sechzig Gästezimmer, plus Dachstock, Keller und Küche. Dazu kamen grosse öffentliche Räume. Hundert Räume, zwei Hunde, zehn Minuten. Fünf Räume pro Minute. Und falls Sprengsätze entdeckt wurden, gab es noch keine Garantie, dass diese rechtzeitig entschärft werden konnten.
Der Wachmann spazierte zu einem Mercedes SLK und gab sich den Anschein äusserlicher Gelassenheit. Winter und Fatima warteten. Sie konnten sich nicht mehr auf die Unterlagen konzentrieren, und die Zeit tickte langsamer als sonst. Die Polizisten aus Bergen baten die Gäste weiter zurückzutreten. Die Feuerwehrmänner setzten ihre Helme auf, klappten ihre Visiere herunter und schulterten ihre Ausrüstung. Einer der Reporter hatte in sicherer Distanz auf einem Felsen ein Stativ aufgebaut und eine Kamera montiert.
Die Hundeführer traten aus dem Haus und schüttelten den Kopf, tätschelten ihre Hunde und gaben ihnen
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