Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
eine kleine Belohnung. Folgsam sprangen diese wieder in ihren Käfig. Ein kurzes Bellen. Sonst war es still. Die Gespräche der Hotelgäste verstummten. Winter schaute auf die Uhr: 07   :   59.

30.   Juli 08:00
    Ein Mobiltelefon klingelte, und ein fetter Araber nahm das Gespräch an. Die Umstehenden wandten sich ihm zu. Er nickte, gestikulierte kurz, raunte etwas und klappte das Telefon energisch zu.
    Der Journalist legte die rechte Hand auf die Kamera und schaute auf die Armbanduhr. Schussbereit.
    Die Feuerwehrmänner scharrten ungeduldig in den Startlöchern.
    Die verstörten Gäste wichen weiter zurück.
    08   :   00   Uhr verstrich ereignislos.
    Winter war über das Steuerrad gebeugt und starrte auf das Hotel. Nach einigen bangen Minuten begannen sich die Menschen wieder zu regen.
    Er lehnte sich erleichtert ins Polster zurück und atmete aus. Der Bann war gebrochen. Winter schaute Fatima an. Sie war auch erleichtert. Er war am Leben, gesund und mit einer wunderbaren Frau zusammen. Dann tauchte im Hinterkopf das Bild der lachenden Anne auf und überlagerte sich mit der Gegenwart.
    Anne schaute ihn halb fragend, halb einladend an.
    Er schüttelte den Kopf. Wann beginnt die Zukunft? Er wandte sich ab und sagte: «Komm, lass uns einen Spaziergang machen. Die Warterei macht mich sonst noch ganz verrückt. Bei den Klippen dort drüben haben wir eine gute Aussicht.»
    Hinter dem Hotel fanden sie einen schmalen Pfad entlang des Fjordes. Sie kamen an bunten Wochenendhäuschen mit weissen Balken, Terrassen und Bootshäusern vorbei. Der süssliche Hauch reifer Kirschen hing in der Luft. Linker Hand erstreckte sich eine Kirschbaumplantage, rechter Hand lag eine steinige Bucht mit sandigen Flecken. In der Ferne war eine Fähre auszumachen. Obschon die Sonne bereits kräftig schien, war die Luft von der kühlen Nacht noch taufrisch.
    Fatima schien die Ruhe zu gefallen. Es war auf jeden Fall ein Kontrast zum staubigen und lärmgeplagten Kairo. Sie hängte sich bei ihm ein. Gemeinsam schlenderten sie an der Bucht entlang. Beide hingen ihren Gedanken nach. Es war friedlich, die Bombenexplosionen waren plötzlich weit weg.
    Am Ende der Bucht ragten Klippen in den Fjord hinein. Nach einem kurzen Aufstieg traten sie auf ein zerklüftetes und, abgesehen von einigen Flechten, unbewachsenes Felsplateau. Ein kühler Wind empfing sie und zerzauste Fatimas Haar. Die schwarzen Felsen fielen senkrecht vierzig Meter ins Wasser. Die Wellen des Fjordes schäumten an den scharfen Felsenspitzen, welche die Klippe in mehreren Reihen wie Haifischzähne säumten.
    Sie setzten sich auf eine Bank mit dem Logo des Vereins zur Förderung des regionalen Tourismus und schauten auf den Fjord hinaus. Dort, wo der Hardangerfjord den Horizont erreichte, ging das Blau des Wassers fliessend ins Blau des Himmels über.
    Winter fragte sich, wo das Süsswasser des Fjords aufhörte und das Salzwasser des Meeres anfing. Nahm der Salzgehalt graduell zu, oder gab es eine unsichtbare Grenze? Wann hörten seine Gefühle für Anne auf, wann begannen die für Fatima? Anne war tot. Das war wenigstens eine klare Grenze. Aber er wollte sie nicht vergessen. Konfusion. Nach einer Weile sagte Winter: «Ich bin froh, dass die Bombendrohung nicht wahr gemacht wurde.»
    «Ja, ich auch. Vor allem nach letzter Nacht.»
    Er nickte, beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf die Knie und sagte mehr zum Wasser als zu Fatima: «Irgendwie ging mir das zu schnell. Am Tag als der Helikopter abstürzte, wollte ich mich eigentlich mit Anne treffen. Wir haben uns auch privat gut verstanden.»
    «Ich weiss. Hast du sie geliebt?»
    «Nein.» Er zögerte und schob verlegen nach: «Ja. Ich weiss nicht. Das heisst, nicht so wie du meinst.» Sie wiegte den Kopf hin und her und schwieg. Es fiel Winter nicht leicht, seine Gefühle zu entwirren, geschweige denn darüber zu sprechen. Er spürte, wie Fatima eine Hand auf seinen Rücken legte und ergänzte: «Ja, ich habe Anne geliebt. Wahrscheinlich liebe ich sie immer noch. Aber ich war ihr Vorgesetzter und habe es ihr nicht gesagt. Nicht sagen können. Ich habe es mir ein paarmal vorgenommen, aber es nicht geschafft. Ich wollte sie einfach nicht in Verlegenheit bringen.»
    «Das kann ich verstehen.»
    Winter erinnerte sich an Kaddour und wie er von Fatima gesprochen hatte, wie er sie angeschaut hatte. Dann die Explosion beim Restaurant bei den Pyramiden. Er entschied sich, dass es Zeit brauchte, und schaute Fatima an: «Lass uns an die

Weitere Kostenlose Bücher