Söldnerehre (German Edition)
Entschuldigung.«
»Ist es nicht? Als sie euch kennenlernte, wart ihr eine Bande von Halsabschneidern. Schlimmer noch, ihr wart eine Bande von Halsabschneidern in Diensten der Moyri. Sie wusste nicht, ob sie euch trauen konnte. Sie waren auf der Flucht. Und eins kannst du mir glauben, wenn Coyle Pollok hinter einem her ist, dann ist man sehr, sehr vorsichtig.« Logan machte eine vielsagende Pause. »Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Sie hat uns alle unnötig in Gefahr gebracht«, hielt Kilian stur dagegen. »Wenn wir gewusst hätten, worauf wir uns einließen, hätten wir uns besser vorbereitet.«
»Wenn ihr gewusst hättet, worauf ihr euch einlasst, hättet ihr den Auftrag gar nicht angenommen.«
Kilian zögerte.
»Mag sein«, gab er schließlich zu.
»Und Miriam und ihre Geschwister wären jetzt in Polloks Hand – oder bereits tot. Und alle Hoffnung für die Varis wäre dahin.«
»Was kümmert dich das Schicksal der Varis? Du bist keiner.«
»Ich fühle eine gewisse Sympathie für ihre Seite. Die wichtigere Frage wäre allerdings, warum dich ihr Schicksal nicht interessiert. Immerhin bist du einer.«
Kilian antwortete nichts, sondern schnaubte nur herablassend. Als der Söldner keine Anstalten machte weiterzureden, fuhr Logan fort.
»Ich durchschaue dich, Kilian. Die schlichte Wahrheit ist, dass dich das Schicksal deiner Landsleute sehr wohl interessiert. Du willst immer als der harte, abgebrühte Söldner gelten, aber das bist du nicht – nicht mal annähernd. Du hast Mitgefühl und Ehre in dir. Es gab bereits mehrfach die Gelegenheit, deine Schützlinge im Stich zu lassen, vor allem, als die Schwierigkeiten anfingen, doch das hast du nicht. Stattdessen hast du dein Schwert ergriffen und sie verteidigt.«
»Reiner Selbstschutz.«
»Red dir das ruhig ein, wenn du willst, aber im Grunde wissen wir beide, dass es nicht stimmt.«
»Ich denke gerade darüber nach, die Gruppe mit meinen Leuten zu verlassen. Sollen sie doch nach Erys gehen und sich dort abschlachten lassen. Gegen die Heerscharen Coyle Polloks gibt es keine Verteidigung.«
Logan lächelte geheimnisvoll. »Wo es Hoffnung gibt, da ist der Ausgang einer Schlacht noch offen. Egal wie die Chancen stehen.«
Kilian stöhnte genervt auf. »Jetzt auch noch Philosoph, Logan?«
»Gelegentlich. Und du wirst die Gruppe nicht verlassen. Du wirst nach Erys gehen und dort kämpfen.«
»Und in diesem Punkt bist du dir so sicher?«
»Ja.«
»Wieso?«
»Einfach, weil es richtig ist. Und du weißt es.«
Kilian seufzte. »Die Entscheidung würde mir leichter fallen, wenn Darian hier wäre.«
Logan Miene verdüsterte sich und er senkte verlegen den Blick. »Tut mir leid wegen deines Freundes. Er war ein guter Mann.«
»Das ist nur ein weiterer Grund, weshalb ich so wütend auf Lyra bin. Ihre Lüge hat ihn umgebracht.«
»Du weißt, dass das Blödsinn ist.«
Kilian wirbelte herum und funkelte sein Gegenüber wütend an. »Ach! Ist das so? Wenn sie nicht gelogen hätte, dann wären wir vorbereitet gewesen.«
»Mal angenommen, Lyra hätte euch von Anfang an die Wahrheit gesagt und ihr hättet den Auftrag trotzdem angenommen. Glaubst du denn allen Ernstes, Darian wäre zum Zeitpunkt des Angriffs nicht auf diesem Turm gewesen? Glaubst du, er hätte mit seiner Axt nicht all diese unschuldigen Leben verteidigt? Denk nach, Kilian. Du kanntest ihn besser als alle anderen. Er gab sein Leben für diese Menschen, nicht weil Miriam nun die Königin der Varis ist, nicht weil es der Auftrag war, der euch hierher geführt hat. Er gab sein Leben, weil er der Meinung war, dass es richtig ist. Indem du Lyra seinen Tod vorhältst, nimmst du deinem Freund posthum jede Würde. Und du nimmst seiner Tat die Ehre. Du solltest dir mal überlegen, ob Darian das gewollt hätte. Er kämpfte für diese Menschen, weil er sie mochte, nicht für Geld oder eine Belohnung. Er tat es nur aus dem einen Grund: weil sie ihm wichtig waren. Darüber solltest du mal nachdenken.«
Damit drehte sich Logan um und ließ Kilian mit seinen Gedanken allein.
* * *
Als er durch den Schnee davonstapfte, zupfte Logan den Verband an seiner Stirn zurecht. Kilians Sturheit verärgerte ihn mehr, als er zuzugeben bereit war. Wer hätte an Lyras Stelle denn anders gehandelt? Sie hatte nur das getan, was für die Kinder am sichersten gewesen war.
»Das war nett von dir.«
Logan sah sich nicht um, als Faris Lenard sich zu ihm gesellte.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters hatte der alte General
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