Söldnerehre (German Edition)
hatte keine Zeit, weiterhin auf seine Begleiter zu achten, denn die Schlacht nahm an Intensität sogar noch zu. Zwei Moyri-Schwertkämpfer griffen ihn mit bestialischer Wildheit an.
Er schlitzte den ersten vom Schambein bis zum Brustbein auf. Der zweite jedoch brachte ihm eine schmerzhafte Wunde am linken Oberschenkel bei, die augenblicklich heftig blutete. Kilian wich humpelnd zwei Schritte zurück, um zu Atem zu kommen. Der Moyri setzte aber sofort nach und zwang Kilian, sich zu verteidigen. Er schlug die Klinge seines Gegners dreimal beiseite. Dem vierten Schlag entging er jedoch nur um Haaresbreite. Der Kerl war gut.
Während des nächsten Schlagabtausches fiel Kilian auf, dass sein Gegner bei seinen Vorstößen die ersten drei Hiebe immer in der gleichen Reihenfolge ausführte. Das war nicht ungewöhnlich. Krieger – insbesondere die, die lange überlebten – verließen sich häufig auf bereits im Kampf bewährte Taktiken. In kurzen, schnellen Kämpfen war dies nicht weiter von Bedeutung. In längeren Konfrontationen jedoch erwies sich dies oft als tödlicher Fehler. Es machte jede weitere Aktion vorhersehbar.
Kilian wartete geduldig den nächsten Angriff des Moyri ab und ließ diesen in aller Ruhe damit beginnen, die Reihenfolge seiner Angriffe von Neuem zu beginnen. Dann – im exakt richtigen Augenblick – wich Kilian überraschend seitlich aus und ließ die feindliche Klinge an seiner eigenen abgleiten. Der Ausfallschritt belastete sein linkes Bein und er biss vor plötzlich aufbrandendem Schmerz die Zähne zusammen.
Die Bewegung Kilians brachte dessen Gegner aus dem Gleichgewicht. Dieser stolperte in dem Versuch, auf den Beinen zu bleiben. Kilian ließ sein Schwert herumwirbeln und enthauptete den Moyri mit einem sauberen Hieb durch den Nacken.
Der kopflose Torso blieb noch einen Augenblick aufrecht stehen: eine Karikatur des Menschen, der er eben noch gewesen war. Währenddessen rollte der Kopf in die Nacht davon. Schließlich kippte der Leichnam um und landete mit einem feuchten Geräusch auf dem blutdurchtränkten Boden.
Kilian sah sich aufmerksam um, doch zumindest im Augenblick waren keine Gegner in unmittelbarer Nähe. Der Söldner nahm sich die Zeit durchzuatmen. Er stieß sein eigenes Schwert in den Boden und riss sich einen Streifen Stoff aus seinem Hemd, mit dem er die Wunde am Bein notdürftig verband.
* * *
Karok Bula verfiel in Raserei.
Der Boden war bereits mit Leichen beider Seiten übersät und ihr Blut vermischte sich im Schnee. Wo auch immer er auf dem Schlachtfeld auftauchte, steigerte seine bloße Anwesenheit die Moral seiner Krieger und sie begannen, den Feind zurückzudrängen.
Eins musste er den Varis lassen: Sie kämpften wirklich gut und mit einer entschlossenen Verbissenheit, die ihresgleichen suchte. Sie wehrten sich ihrer Haut, wie es sonst nur in die Ecke gedrängte Ratten vermochten.
Voraus im dichtesten Kampfgetümmel entdeckte er den Anführer der Varis-Soldaten, den bulligen Kämpfer, den er schon zuvor auf der Mauer gesehen und mit dem er gesprochen hatte. Der Mann schlug sich mit beidhändigen Hieben seines Schwertes den Weg durch die Moyri frei. Der Mann blutete aus mehreren unbedeutenden Wunden, doch im Gegenzug überlebten die Moyri, die sich ihm stellten, gerade einmal Sekunden. Der Varis-Offizier trug kaum Rüstung bis auf einen alten bereits mit Dellen übersäten Harnisch.
Mit erhobener Keule ging Karok Bula auf den Mann los. Dieser bemerkte den Angriff in letzter Sekunde und bewegte sich mit beeindruckender Eleganz zur Seite; der Schlag ging ins Leere. In derselben Bewegung kam sein Schwert wieder nach oben und fügte Karok Bula einen tiefen Schnitt über der Brust zu. Der Moyri-Anführer schrie mehr vor Wut denn vor Schmerz.
Mit neu erwachter Vorsicht musterte er sein Gegenüber. Die zwei Kämpfer belauerten sich wachsam, warteten auf eine Unachtsamkeit des Gegners. Der Varis griff mit der Schnelligkeit einer Giftschlange an, sein Schwert zuckte vor. Karok Bula blockte mit Mühe den Schlag nur Zentimeter über seinem Kopf. Die Klinge berührte fast seine rechte Augenbraue.
Mit gebleckten Zähnen hielt er dem Ansturm des Varis stand. Dicke Schweißtropfen perlten vor Anstrengung von seiner Stirn, als sein Gegner sich darum bemühte, die Keule wegzudrücken. Karok Bula nahm alle ihm verbliebene Kraft zusammen und stieß die Klinge beiseite. Der Varis keuchte überrascht auf.
Karok Bula schlug mit der Keule blitzschnell zu. Der Varis
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