Söldnerehre (German Edition)
ein.
»Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber das ist doch genau das, wofür ich euch bezahle. Sehr gut bezahle.«
»Aber ich dachte, du möchtest vielleicht noch ein wenig auf den Preis drauflegen.« Sein Blick streifte vielsagend über ihren Körper. »Vielleicht in Naturalien?« Sein Grinsen verbreiterte sich.
Im Gegenzug zog Lyra skeptisch eine Augenbraue hoch. Im Grunde wusste er selbst nicht, was ihn gerade ritt, so etwas zu sagen. Sein Mundwerk hatte sich verselbstständigt, seit sie ihn beim Betrachten ihrer Brüste ertappt hatte, und nun wusste er nicht, wie er aus der Situation herauskommen sollte. Was ihn dann noch mehr verunsicherte, als er inzwischen ohnehin schon war.
Lyras Blick wanderte von Kilian zu den beiden leeren Bierkrügen und wieder zurück. »Ich wusste gar nicht, dass Söldner so wenig Bier vertragen. Oder leidest du plötzlich an Größenwahn?«
»Plötzlich ist gut«, lachte der Barde, dem die Auseinandersetzung sichtlich Spaß machte.
»Hast du nicht gerade etwas anderes zu tun?«, fauchte Kilian ihn an.
»Nein«, antwortete Silas und schüttelte unschuldig den Kopf, als hätte er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden.
»Ich denke, ich gehe lieber wieder auf mein Zimmer«, sagte Lyra, die Kilian immer noch ungläubig musterte.
»Soll ich dich ins Bett bringen?«, fragte Kilian sofort und biss sich im selben Moment auf die Lippe.
Halt die Klappe, du Idiot! Lass sie gehen und halt doch einfach die Klappe!, schrie er sich in Gedanken an. Dafür war es aber zu spät.
»Hat diese Anmache eigentlich jemals funktioniert?«, fragte sie ihn und stemmte beide Arme herausfordernd in die Hüften.
»Nein«, sagte Silas, bevor Kilian etwas erwidern konnte.
Dafür warf er dem Barden einen vernichtenden Blick zu.
»Kilian«, setzte Lyra geduldig an, »selbst wenn du der einzige Mann auf der Welt wärst und ich seit Jahrzehnten keinen Mann mehr gehabt hätte, dann wärst du trotzdem, so weit es nur irgend geht, davon entfernt, dass ich dich in mein Bett lasse.«
»Was willst du denn damit sagen?«, fragte er in Ermangelung einer besseren Antwort und kam sich dabei wie der letzte Bauerntrampel vor.
Silas lachte schallend und hielt sich indes den inzwischen schmerzenden Bauch. Um Haaresbreite wäre er sogar vom Stuhl gefallen. Lyras Gesichtsausdruck nach zu schließen, war sie kurz davor, es ihm gleichzutun.
Dann, zu Kilians Überraschung, beugte sie sich vor und kniff ihn spielerisch in die Wange. »Falls es dir leichter fällt, mit diesem Rückschlag fertigzuwerden, dann stell dir einfach vor, ich wäre deine Schwester oder besser noch: Lass uns einfach Freunde sein.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und schlenderte immer noch lachend die Treppe hoch.
»Da soll mich doch …«, kicherte Silas außer sich vor Freude. »Das hat aber gesessen.«
»Du hast wirklich nichts Besseres zu tun, oder?!«, meckerte Kilian unzufrieden. Dabei wusste er gar nicht, auf wen er wütender war, auf Silas oder auf Lyra. Wenn er es recht bedachte, nur auf sich selbst. Er hatte sich benommen wie ein kompletter Trottel. Normalerweise juckte ihn das wenig, aber aus einem unerfindlichen Grund störte es ihn dieses Mal gewaltig.
»Lass uns Freunde sein«, prustete Silas erneut los. »Ich kann mir keinen Satz vorstellen, der Leidenschaft schneller zum Erkalten bringt.«
»Geh ich recht in der Annahme, dass ich das jetzt bis zu meinem Lebensende von dir zu hören bekomme?!«
»Na und ob. Ich meine, genauso gut hätte sie dir die Eier mit einer rostigen Schere abschneiden können.«
Kilian seufzte. »Das Schlimmste daran ist, dass ich glaube, dass ich das diesmal tatsächlich verdiene.«
7
Kilian erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Im ersten Moment ergriff Desorientierung von ihm Besitz, doch die Erkenntnis, wo er sich befand, setzte recht schnell ein. Er war immer noch im Schankraum.
Durch die Fenster fiel bereits helles Sonnenlicht und stach ihm schmerzhaft ins Gehirn. Noch war er nicht wach genug, um das volle Ausmaß seines Katers zu erfassen. Und dafür war er äußerst dankbar.
Bei den zwei Bierkrügen war es gestern Nacht nicht geblieben. Wie viele es genau waren, vermochte er nicht zu sagen. Nach dem elften wurde die Erinnerung irgendwie undeutlich.
Er kniff müde die Augen zusammen in dem Versuch, sich seiner Umgebung wieder bewusst zu werden. Das Erste, was er wahrnahm, war Silas’ gutmütige Miene.
»Guten Morgen, Sonnenschein.«
»Du schon wieder?« Kilian
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