Söldnerehre (German Edition)
Wolfsdämon bleckte die Zähne in stiller Vorfreude.
Plötzlich verstellte ihr etwas die Sicht. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie es als Darians muskulösen Rücken. Der Axtkämpfer schien praktisch direkt vor ihr aus dem Boden zu wachsen. Und trotz seiner Masse kämpfte er auf eine beinahe schon elegante Art und Weise.
Das Wesen schlug mit beiden Pranken nach ihm. Der linken wich er gekonnt aus, während er seine Axt kreisen ließ und dem Wesen die rechte mit einem einzigen Hieb vom Handgelenk trennte. Darian bewegte sich einem Tänzer gleich.
Das Wesen schrie markerschütternd auf, diesmal nicht vor Vorfreude oder Blutdurst, sondern vor Qual und Wut. Darian verspürte allerdings nicht die geringste Lust, sich auf seinem Erfolg auszuruhen. Ein weiterer Hieb in die rechte Kniekehle ließ das Wesen schwer niedersinken. Ein letzter Hieb in den Schädelknochen ließ es schließlich für immer verstummen.
Erst jetzt wurde Lyra bewusst, dass im ganzen Turm gekämpft wurde. Wobei Kampf die Zustände nicht ganz genau beschrieb, Gemetzel traf es da schon eher. Eine Gruppe ähnlicher Kreaturen – manche dem Aussehen nach Wölfe, andere Panther, Bären und ein Tiger – metzelte sich den Weg durch die verängstigte Menge frei. Nur wenige Varis-Soldaten stellten sich in ihren Weg und es war abzusehen, dass sie über kurz oder lang überwältigt werden würden.
Darian zog sie mit einem schnellen Ruck auf die Füße und drückte ihr die verängstigte Saria in die Hand.
»Bring die Frauen und Kinder nach hinten«, forderte er. »Schnell!«
Lyra wusste, wann es am besten war, zu schweigen und zu tun, was einem gesagt wurde. Sie packte Saria fester und bedeutete Faris Lenard, der in einer Ecke mit den anderen Kindern stand, mit einem Kopfnicken, in die hinteren Räume zu fliehen. Der alte Mann hielt seinen Stab in beiden Händen und schien entschlossen, die Kinder mit seinem Leben zu verteidigen. Miriam stand mit zu Tode erschrockener Miene hinter ihm, die kleineren Kinder eng an sich gedrückt.
Auf Lyras Wink hin nickte der alte Mann lediglich und führte die kleine Gruppe tiefer nach hinten, fort von den Kämpfen. Auf dem Weg sammelte er alle Kinder und Frauen ein, die er traf, und bugsierte sie mehr oder weniger höflich vor sich her.
Lyra folgte ihnen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch Darians ruhige, professionelle Präsenz an ihrer Seite machte ihr Mut.
Als sie im letzten Raum ankamen, war dieser bereits mit verängstigten, jammernden Menschen angefüllt. Ihren Mienen nach zu urteilen, waren viele von ihnen bereits dabei, mit dem Leben abzuschließen. Logans Begleiterinnen, die ehemaligen Sklavinnen Gia und Jesy, waren ebenfalls anwesend und kümmerten sich gemeinsam mit Miriam um die kleineren Kinder.
Darian nickte zufrieden, als er die Gruppe betrachtete. Es waren inzwischen an die vierzig Menschen im Raum, die einzigen Überlebenden des Westturms. Wer es bis jetzt nicht hierher geschafft hatte, würde es auch nicht mehr. Der Axtkämpfer machte Anstalten, sich umzudrehen, doch Lyra hielt ihn mit erhobener Hand zurück.
»Was hast du denn vor?«
»Was denkst du?«, lächelte er ruhig.
»Aber … aber, das ist dein Tod. Du musst hier bei uns bleiben. Wir verbarrikadieren die Tür, bis Hilfe eintrifft.«
Der Axtkämpfer schüttelte den Kopf. »Hier kann ich nicht kämpfen. Zu viele Unschuldige. Ich brauche Platz für meine Axt. Ich verschaffe euch etwas Zeit. Schließt die Tür hinter mir und verbarrikadiert sie mit allem, was ihr findet. Verstanden?«
Lyra nickte.
Saria öffnete endlich die Augen und trat überraschend mutig auf den Axtkämpfer zu. Der Hüne ließ sich auf ein Knie nieder, ragte aber immer noch riesenhaft über dem Kind auf.
»Wo willst du denn hin?«, fragte die Kleine mit Tränen in der Stimme.
Darian lächelte beruhigend und fasste Sarias Kinn mit Daumen und Zeigefinger. »Ich werde jetzt die Monster lehren, was Furcht bedeutet. Sie werden dich nie wieder behelligen, das verspreche ich dir. Aber du musst mir im Gegenzug etwas versprechen: Egal wie dieser Tag auch ausgehen mag, von heute an keine Albträume mehr. Versprochen?«
»Versprochen«, antwortete das Mädchen tapfer, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte dem Axtkämpfer einen Kuss auf die Wange. Darian musste ihr noch etwas entgegenkommen, damit sie seine Wange überhaupt erreichen konnte. Im dämmrigen Licht glaubte Lyra, den Mann erröten zu sehen, war sich jedoch nicht hundertprozentig sicher.
Saria kehrte
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