Söldnerehre (German Edition)
Bären etwas zu. Das Tier drehte sich um und stapfte in die entgegengesetzte Richtung davon.
»Also schön, mein Großer«, lachte Darian mit vor Schmerz verzerrter Stimme. »Nur noch wir zwei, was?!«
Der Tiger fuhr seine Krallen aus und trat lauernd näher.
* * *
Vor Kilian schälte sich eine weitere tierhafte Gestalt aus den Schatten. Ein Bär sprang ihn knurrend an. Doch bevor das Tier auch nur die Hälfte der Strecke zu Kilian überwunden hatte, steckten vier Pfeile in seinem Körper und bremsten seinen Angriff gerade lange genug, um Kilian die Zeit zu verschaffen, sich auf den Angriff einzustellen.
Der Bär schnellte vor, die Pranken mit den rasiermesserscharfen Krallen wie Dolche vor sich ausgestreckt. Kilian duckte sich unter dem Angriff hinweg, seine Klinge zuckte einmal durch die Luft, nur als undeutlicher Schemen wahrnehmbar. Die Kreatur heulte gequält auf, wirbelte jedoch auf dem Absatz herum, um seinem Peiniger nachzusetzen.
Kilian realisierte, dass er sich verschätzt hatte. Ihm blieb nun kaum Raum zum Manövrieren und der Bär ließ nicht so leicht locker. Immer wieder drehte er sich um, um wütende Hiebe gegen seine Kameraden zu führen, die jedoch eher dazu dienten, diese auf Abstand zu halten, als wirklich dem Ziel, sie zu verletzen. Kurta versenkte seine letzten beiden Pfeile in die Schultern des Bären und wechselte schließlich zu seinem Kurzschwert. Logan wirbelte wie ein Tänzer umher und brachte der Kreatur trotz deren größerer Reichweite immer wieder klaffende Wunden bei. Doch das Wesen hatte sich auf Kilian eingeschossen und schien entschlossen, ihn in Fetzen zu reißen, bevor es selbst zu Boden ging.
Der Bär trieb Kilian vor sich her, mit der Absicht, ihn in die Enge zu treiben, eine Taktik, die sehr wohl aufging, da dem Söldner langsam, aber sicher die Fluchtmöglichkeiten ausgingen.
Das Wesen leckte sich über die blutverschmierten spitzen Eckzähne und funkelte Kilian hasserfüllt an. Der Söldner packte sein Schwert mit beiden Händen, bereit, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
Das Wesen griff an. Kilian wappnete sich für den unvermeidlichen Schlagabtausch. Plötzlich schrie das Wesen vor Schmerz herzzerreißend auf. Silas, winzig im Vergleich zu der Kreatur, tauchte plötzlich unter den umherpeitschenden Armen des Bären auf und traktierte den riesigen Gegner mit einem kleinen Dolch. Es konnten für den Bären nicht mehr als Nadelstiche sein, doch Silas traf ihren Gegner an bestimmten Schwachpunkten der Kniekehlen, Armbeugen und unter den Armen.
Kilian sah seine Chance gekommen und griff an, solange ihr Gegner abgelenkt war. Sein Schwert zischte einmal durch die Luft und brachte dem Bären eine klaffende Wunde quer über der Brust bei. Logans Kurzschwerter blitzten auf und schlitzten das Wesen vom Schambein bis zum Halsansatz auf. Der Bär versuchte im Fallen noch, seine hervorquellenden Innereien festzuhalten. Doch es war sinnlos. In einer letzten verzweifelten Kraftanstrengung, bevor er tot zusammenbrach, schlug er nach Silas, der am Kopf getroffen wurde und durch die Luft flog.
»Silas!«, schrie Kilian, da er fürchtete, der Barde könne das letzte Opfer des Bären sein.
»Schon gut«, kam die erlösende Antwort des Mannes, der mit einer Platzwunde an der Stirn benommen auf dem Boden kauerte. »Sieh nach Darian!«
Kilian nickte und hetzte die Treppe ins letzte Stockwerk hoch. Nur am Rande nahm er Logans beruhigende Gegenwart wahr, der ihm dichtauf folgte.
Oben angekommen erwartete sie ein Schlachtfeld. Sie fanden die zerstückelten Überreste mehrerer Dutzend Menschen – fast ausnahmslos Frauen und Kinder. Wände und Boden waren mit Blut besudelt. Aus dem Nebenraum drangen die unverwechselbaren Geräusche eines Kampfes, nur unterbrochen von Darians wüsten Flüchen.
Kilian stürmte in den Raum. Darian stand mit dem Rücken zu einer schmucklosen Tür. Der Krieger bot einen jämmerlichen Anblick – zerschunden und blutüberströmt –, wehrte sich jedoch mit dem Mut der Verzweiflung gegen das größte Wesen, das Kilian je gesehen hatte. Eine Kreuzung zwischen einem Menschen und einem Tiger.
Der Tiger blutete ebenfalls aus einer Vielzahl von Wunden. Noch während Kilian zusah, holte Darian mit seiner Axt aus, doch der Tiger blockte den Hieb geschickt mit den Krallen seiner linken Hand ab und trieb die Krallen seiner rechten Hand tief in Darians Brust.
Ein schmerzerfülltes Keuchen entrang sich der Luftröhre des Axtkämpfers. Der Tiger –
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