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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Jahrhunderts im Umlauf. Hume wollte zurück zum ursprünglichen menschlichen Empfinden der Welt. Keine Philosophie werde uns jemals hinter die täglichen Erfahrungen führen oder uns Verhaltensregeln geben können, die anders sind als die, die wir durch unser Nachdenken über das tägliche Leben erhalten, meinte er.«
    »Bisher klingt das ja verlockend. Hast du ein paar Beispiele?«
    »Zu Humes Zeiten war die Vorstellung verbreitet, dass es Engel gibt. Unter einem Engel verstehen wir eine Männergestalt mit Flügeln. Hast du je so ein Wesen gesehen, Sofie?«
    »Nein.«
    »Aber du hast eine Männergestalt gesehen?«
    »Das ist eine blöde Frage.«
    »Und du hast auch Flügel gesehen?«
    »Natürlich, aber nie an einem Menschen.«
    »Hume zufolge sind ›Engel‹ eine zusammengesetzte Vorstellung. Sie besteht aus zwei verschiedenen Erfahrungen, die allerdings nicht in Wirklichkeit zusammengesetzt sind, sondern erst in der menschlichen Phantasie zusammengekoppelt wurden. Mit anderen Worten, die Vorstellung ist falsch und muss über Bord geworfen werden. Auf diese Weise müssen wir in all unseren Gedanken und Vorstellungen aufräumen. Denn wie Hume gesagt hat: ›Greifen wir irgendeinen Band heraus, etwa über Gotteslehre oder Schulmetaphysik, so sollten wir fragen: Enthält er irgendeinen abstrakten Gedankengang über Größe oder Zahl? Nein. Enthält er irgendeinen auf Erfahrung gestützten Gedankengang über Tatsachen und Dasein? Nein. Nun, so werft ihn ins Feuer, denn er kann nichts als Blendwerk und Täuschung enthalten.‹«
    »Ganz schön drastisch.«
    »Aber übrig bleibt die Welt, Sofie. Frischer und schärfer in ihren Konturen als früher. Hume wollte dazu zurück, wie ein Kind die Welt erlebt – ehe Gedanken und Reflexionen im Bewusstsein Platz wegnehmen. Hast du nicht gesagt, dass viele Philosophen, von denen du gehört hast, in ihrer eigenen Welt leben, und dass dich die wirkliche Welt mehr interessiert?«
    »So ungefähr, ja.«
    »Hume hätte genau dasselbe sagen können. Aber wir wollen uns seinen Gedankengang etwas genauer ansehen.«
    »Ich höre.«
    »Hume stellt zuerst fest, dass der Mensch zum einen Eindrücke und zum anderen Vorstellungen hat. Unter einem Eindruck versteht er das unmittelbare Empfinden der äußeren Wirklichkeit. Unter einer Vorstellung versteht er die Erinnerung an einen solchen Eindruck.«
    »Beispiele bitte.«
    »Wenn du dich an einem heißen Ofen verbrennst, dann hast du einen unmittelbaren Eindruck. Später kannst du dich daran erinnern, dass du dich verbrannt hast. Und das bezeichnet Hume als Vorstellung. Der Unterschied ist nur, dass der Eindruck stärker und lebendiger ist als die spätere Erinnerung an den Eindruck. Du kannst den Sinneseindruck als Original und die Vorstellung oder Erinnerung als bleiche Kopie bezeichnen. Denn schließlich ist der Eindruck die direkte Ursache der Vorstellung, die im Bewusstsein aufbewahrt wird.«
    »Bisher komme ich gut mit.«
    »Weiterhin betont Hume, dass sowohl ein Eindruck als auch eine Vorstellung entweder einfach oder zusammengesetzt sein können. Du weißt doch noch, dass wir bei Locke über einen Apfel gesprochen haben. Die direkte Erfahrung eines Apfels ist so ein zusammengesetzter Eindruck. Auf diese Weise ist auch die Vorstellung des Bewusstseins von einem Apfel eine zusammengesetzte.«
    »Entschuldige die Unterbrechung, aber ist das sehr wichtig?«
    »Und ob das wichtig ist! Obwohl sich die Philosophen sicher mit einer Reihe von Scheinproblemen befasst haben, darfst du nicht davor zurückschrecken, an einer Überlegung teilzunehmen. Hume hätte Descartes sicher darin Recht gegeben, dass es wichtig ist, einen Gedankengang von Grund auf aufzubauen.«
    »Ich kapituliere.«
    »Hume geht es darum, dass wir bisweilen Vorstellungen zusammensetzen können, ohne dass in der Wirklichkeit etwas entsprechend Zusammengesetztes existiert. So entstehen falsche Vorstellungen von Dingen, die es in der Natur nicht gibt. Wir haben bereits die Engel erwähnt. Und früher war schon die Rede von Krokofanten. Ein weiteres Beispiel ist der Pegasus, also ein Pferd mit Flügeln. Bei all diesen Beispielen müssen wir einsehen, dass unser Bewusstsein sozusagen auf eigene Faust losgebastelt hat. Es hat Flügel von einem Eindruck und Pferde von einem anderen genommen. Alle Bestandteile sind einmal empfunden worden und deshalb als echte Eindrücke ins Theater des Bewusstseins eingegangen. Das Bewusstsein selber hat im Grunde nichts erfunden. Das Bewusstsein

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