Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Philosophen vor ihm gekommen waren. Das bedeutet, dass wir nicht immer wissen können, wie sie zu ihren Schlussfolgerungen gelangten. Aber wir wissen genug, um behaupten zu können, dass das Projekt der ersten griechischen Philosophen Fragen waren, die mit dem Urstoff in den Veränderungen in der Natur zusammenhingen.
Drei Philosophen aus Milet
    Der erste Philosoph, von dem wir hören, ist Thales aus der griechischen Kolonie Milet in Kleinasien. Er war viel auf Reisen. Es heißt unter anderem, dass er einmal die Höhe einer Pyramide in Ägypten dadurch gemessen habe, dass er den Schatten der Pyramide in dem Moment maß, als sein eigener Schatten genauso lang war wie er selber. Er soll außerdem im Jahre 585 v. Chr. eine Sonnenfinsternis berechnet haben.
    Thales hielt das Wasser für den Ursprung aller Dinge. Wie er das genau meinte, wissen wir nicht. Vielleicht meinte er, dass alles Leben im Wasser entsteht – und dass alles Leben wieder zu Wasser wird, wenn es in Auflösung übergeht.
    Als er in Ägypten war, hat er sicher gesehen, wie fruchtbar die Felder waren, wenn der Nil sich nach Überschwemmungen im Nildelta wieder zurückzog. Vielleicht hat er auch gesehen, wie Frösche und Würmer zum Vorschein kamen, wenn es geregnet hatte.
    Außerdem ist es wahrscheinlich, dass Thales sich gefragt hat, wie Wasser zu Eis und Dampf werden kann – um dann wieder zu Wasser zu werden.
    Thales soll schließlich gesagt haben, dass alles »voll von Göttern« sei. Auch hier können wir nur raten, was er damit gemeint hat. Vielleicht hat er sich überlegt, die schwarze Erde könnte Ursprung von allem, von Blumen und Korn bis zu Bienen und Kakerlaken sein. Und dann stellte er sich die Erde voller kleiner, unsichtbarer »Lebenskeime« vor. Fest steht jedenfalls, dass er dabei nicht an Homers Götter dachte.
    Der nächste Philosoph, von dem wir hören, ist Anaximander , der ebenfalls in Milet lebte. Er meinte, dass unsere Welt nur eine von vielen ist, die aus etwas entstehen und in etwas vergehen, das er das Unendliche nannte. Es ist schwer zu sagen, was er mit dem Unendlichen gemeint hat, aber fest steht, dass er sich nicht, wie Thales, einen ganz bestimmten Stoff vorgestellt hat. Vielleicht meinte er, dass das, aus dem alles geschaffen ist, ganz anders sein muss als das Geschaffene. Und weil alles Geschaffene endlich ist, muss das, was davor ist und danach, eben unendlich sein. Dass der Urstoff dann kein ganz normales Wasser sein kann, ist klar.
    Ein dritter Philosoph aus Milet war Anaximenes (ca. 570–526 v. Chr.). Er hielt die Luft oder den Lufthauch für den Urstoff aller Dinge.
    Anaximenes kannte natürlich die Wasserlehre des Thales. Aber woher kommt das Wasser? Anaximenes hielt Wasser für verdichtete Luft. Wir sehen ja, dass beim Regen Wasser aus der Luft gepresst wird. Wenn das Wasser noch mehr zusammengepresst wird, wird es zu Erde, meinte er. Vielleicht hatte er gesehen, wie Sand aus schmelzendem Eis gepresst wurde. Gleichzeitig hielt er Feuer für verdünnte Luft. Nach Anaximenes’ Ansicht entstanden also Erde, Wasser und Feuer aus derLuft.
    Der Weg von Erde und Wasser zu den Gewächsen auf dem Feld ist nicht sehr weit. Vielleicht glaubte Anaximenes, dass Erde, Luft, Feuer und Wasser vorhanden sein mussten, damit Leben entstehen konnte. Aber der eigentliche Ausgangspunkt war Luft. Er teilte also die Auffassung des Thales, dass ein Urstoff allen Veränderungen in der Natur zugrunde liegen muss.
Aus nichts kann nichts werden
    Alle drei Philosophen aus Milet glaubten an einen – und nur einen – Urstoff, aus dem alles andere gemacht war. Aber wie konnte sich ein Stoff plötzlich verändern und zu etwas ganz anderem werden? Dieses Problem können wir als das Problem der Veränderung bezeichnen.
    Von etwa 500 v. Chr. an lebten in der griechischen Kolonie Elea in Süditalien einige Philosophen, und diese »Eleaten« befassten sich mit solchen Fragen. Der Bekannteste unter ihnen war Parmenides (ca. 540–480 v. Chr.).
    Parmenides glaubte, dass alles, was es gibt, immer schon existiert hat. Das war bei den Griechen ein verbreiteter Gedanke. Sie nahmen es fast als selbstverständlich hin, dass alles, was es auf der Welt gibt, immer schon da gewesen ist. Aus nichts kann nichts werden, meinte Parmenides. Und nichts, was existiert, kann zu nichts werden.
    Aber Parmenides ging weiter als die meisten anderen. Er hielt überhaupt keine wirkliche Veränderung für möglich. Nichts kann etwas anderes werden als das, was es eben

Weitere Kostenlose Bücher