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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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haben doch auf der Türschwelle gesessen und uns unterhalten. Und dann fing plötzlich eine Seeschlange an, im Wasser herumzurumoren.«
    »War das nicht komisch?«
    »Überhaupt nicht. Und dann klopft Rotkäppchen bei uns an. ›Ich suche das Haus meiner Großmutter.‹ Das ist doch peinlich, Sofie. Aber alles zusammen sind nur die Spiegelfechtereien des Majors. Genau wie der Bananenbrief und unsinnige Gewitter.«
    »Meinst du ...«
    »Ich sagte doch, dass ich einen Plan habe. Solange wir unserer Vernunft folgen, kann er uns nicht austricksen. Dann sind wir in gewisser Weise frei. Schließlich kann er uns alles Mögliche ›empfinden‹ lassen, und nichts davon würde mich überraschen. Wenn er demnächst den Himmel von fliegenden Elefanten verdunkeln lässt, lächele ich höchstens. Aber sieben plus fünf ist zwölf. Das ist eine Erkenntnis, die alle diese Comic-Effekte überlebt. Philosophie ist der Gegensatz von Hokuspokus.«
    Sofie sah ihn verwundert an.
    »Jetzt kannst du gehen«, sagte er schließlich. »Ich werde dich zu einem Treffen zum Thema Romantik einberufen. Dann erfährst du etwas über Hegel und Kierkegaard. Aber schon in einer Woche landet der Major in Norwegen. Bis dahin müssen wir uns von seiner kitschigen Phantasie befreit haben. Mehr verrate ich nicht, Sofie. Aber du musst wissen, dass ich an einem wunderbaren Plan für uns beide arbeite.«
    »Dann gehe ich.«
    »Warte – vielleicht haben wir das Allerwichtigste vergessen.«
    »Warum denn?«
    »Das Geburtstagslied, Sofie. Hilde wird heute fünfzehn.«
    »Ich auch.«
    »Du auch, ja. Also singen wir.«
    Worauf beide aufstanden – und sangen:
    »Happy birthday to you! Happy birthday to you! Happy birthday, dear Hilde, happy birthday to you!«
    Es war halb fünf. Sofie lief zum See hinunter und ruderte zum anderen Ufer hinüber. Sie zog das Boot ins Schilf und rannte durch den Wald.
    Als sie den Weg erreicht hatte, sah sie plötzlich etwas, das sich zwischen den Baumstämmen bewegte. Sofie dachte an Rotkäppchen, das allein durch den Wald zur Großmutter gegangen war, aber diese Gestalt zwischen den Bäumen war viel kleiner.
    Sie ging näher. Die Gestalt war nicht größer als eine Puppe; sie war braun, trug aber einen roten Pullover.
    Sofie blieb stocksteif stehen, als ihr aufging, dass es sich um einen Teddybär handelte.
    Dass irgendwer einen Teddybär im Wald vergessen hatte, war im Grunde nicht so geheimnisvoll. Aber dieser Teddybär war quicklebendig und jedenfalls war er mit irgendetwas sehr beschäftigt.
    »Hallo?«, sagte Sofie.
    Die kleine Gestalt fuhr herum.
    »Ich bin Winnie-der-Pu«, sagte sie. »Und leider habe ich mich im Wald verirrt, sonst wäre es ein sehr schöner Tag. Aber dich habe ich noch nie gesehen.«
    »Vielleicht bin ich auch noch nie hier gewesen«, meinte Sofie. »Und dann bist du immer noch zu Hause im Hundertsechzig-Morgen-Wald.«
    »Nein, diese Rechenaufgabe ist zu schwer. Vergiss nicht, dass ich ein Bär von sehr wenig Verstand bin.«
    »Ich habe von dir gehört.«
    »Dann heißt du sicher Alice. Christopher Robin hat einmal von dir erzählt, auf diese Weise haben wir uns wohl kennen gelernt. Du hast so viel aus einer Flasche getrunken, dass du kleiner und kleiner geworden bist. Aber dann hast du aus einer anderen Flasche getrunken und bist wieder gewachsen. Man soll sich überhaupt genau überlegen, was man in den Mund steckt. Ich selber habe einmal so viel gegessen, dass ich in einem Kaninchenbau stecken geblieben bin.«
    »Ich bin nicht Alice.«
    »Es spielt keine Rolle, wer wir sind. Das Wichtigste ist, dass wir sind. Das sagt Eule und die hat einen sehr großen Verstand. Sieben plus vier ist zwölf, hat sie einmal an einem ganz normalen Sonnentag gesagt. I-Ah und ich waren sehr verlegen; es ist ja so schwer, Zahlen zu berechnen. Das Wetter zu berechnen, ist viel leichter.«
    »Ich heiße Sofie.«
    »Sehr nett, dich kennen zu lernen, Sofie. Ich glaube, wie gesagt, dass du neu in dieser Gegend bist. Aber jetzt muss der kleine Bär gehen, ich muss nämlich versuchen, den Weg zu Ferkel zu finden. Wir sind zu einem großen Gartenfest bei Bugs Bunny und seinen Freunden eingeladen.«
    Er winkte mit einer Pfote. Erst jetzt entdeckte Sofie, dass er in der anderen einen Zettel hielt.
    »Was hast du denn da?«, fragte sie.
    Pu der Bär hielt den Zettel hoch und sagte:
    »Deshalb habe ich mich verlaufen.«
    »Aber das ist doch bloß ein Zettel.«
    »Nein, das ist durchaus nicht ›bloß ein Zettel‹. Das ist ein Brief an

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