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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Traum gewesen, in dem sie auf dem Steg das Goldkreuz gefunden hatte.
    Hilde hatte am Rand des Stegs gesessen – genau wie in Sofies Traum. Und dann hatte sie eine ungeheuer schwache Stimme gehört, die ihr zuflüsterte: »Ich heiße Sofie!« Hilde war ganz still sitzen geblieben, um zu hören, woher die Stimme kam, die jetzt weitersprach – es war wie ein ungeheuer schwaches Knistern, so, als ob ein Insekt zu ihr spräche: »Du bist wohl blind und taub, du!« Im nächsten Moment war ihr Vater in UN-Uniform in den Garten gekommen. »Hildchen!«, rief er. Hilde lief ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Und damit endete der Traum.
    Ihr fielen einige Zeilen aus einem Gedicht von Arnulf Øverland ein:
    Ich erwachte eines Nachts aus einem wunderlichen Traum,
    Eine Stimme schien zu mir zu sprechen,
    Fern wie ein unterirdischer Strom –
    Und ich stand auf: Was willst du von mir?
    Kurz darauf kam ihre Mutter ins Zimmer.
    »Hallo! Du bist ja schon wach!«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Ich komme wie immer so gegen vier ...«
    »Okay.«
    »Ich wünsch dir einen schönen Ferientag, Hilde.«
    »Mach’s gut!«
    Als Hilde hörte, dass die Mutter das Haus verließ, warf sie sich wieder aufs Bett und schlug den Ordner auf.
    »Ich tauche ganz tief ins Unterbewusstsein des Majors ab, Sofie. Und da bleibe ich, bis wir uns wieder sehen.«
    Da, ja! Hilde las weiter. Sie fühlte mit dem rechten Zeigefinger nach, dass wirklich nur noch wenige Seiten übrig waren.
    Als Sofie die Majorshütte verließ, sah sie noch immer einige Disney-Figuren unten am See, aber sie schienen sich aufzulösen, als sie näher kam. Als sie das Boot erreichte, waren sie jedenfalls verschwunden.
    Beim Rudern und nachdem sie am anderen Ufer das Boot ins Schilf gezogen hatte, versuchte sie, Grimassen zu schneiden und mit den Armen zu fuchteln. Sie musste ja die Aufmerksamkeit des Majors auf sich ziehen, damit Alberto unbeobachtet in der Majorshütte sitzen konnte.
    Während sie durch den Wald lief, legte sie ein paar ausgelassene Hüpfer ein. Dann versuchte sie, zu gehen wie eine Aufziehpuppe. Damit der Major sich nicht langweilte, fing sie gleich darauf auch noch an zu singen.
    Einmal blieb sie stehen und überlegte, worum es bei Albertos Plan wohl gehen könnte. Sie ertappte sich selber dabei und hatte ein so schlechtes Gewissen, dass sie auf einen Baum kletterte.
    Sofie kletterte so hoch sie konnte. Als sie fast ganz oben war, spürte sie plötzlich, dass sie nicht gleich wieder nach unten würde klettern können. Sie würde etwas später einen neuen Versuch machen müssen – aber sie konnte doch auch nicht seelenruhig hier oben sitzen bleiben. Dann hätte der Major sie sicher bald satt und er würde sich wieder um Alberto kümmern und sehen wollen, was der so trieb.
    Sofie winkte mit beiden Armen, zweimal versuchte sie, zu krähen wie ein Hahn und schließlich jodelte sie los. Zum ersten Mal in ihrem fünfzehnjährigen Leben jodelte Sofie. Und deshalb war sie recht zufrieden mit dem Ergebnis.
    Wieder versuchte sie den Abstieg, aber sie hing fest. Da kam auf einmal eine große Gans und ließ sich auf einem Ast nieder, an dem Sofie sich festhielt. Nachdem sie eben noch einen ganzen Schwarm von Disney-Figuren gesehen hatte, wunderte Sofie sich kein bisschen darüber, dass die Gans losredete.
    »Ich heiße Martin«, sagte die Gans. »Eigentlich bin ich ja zahm, aber ausnahmsweise komme ich heute mit den Wildgänsen aus dem Libanon. Du scheinst ohne Hilfe nicht mehr vom Baum herunterzukommen.«
    »Aber du bist zu klein, um mir zu helfen«, antwortete Sofie.
    »Eine voreilige Schlussfolgerung, junge Dame. Du bist zu groß.«
    »Aber das ist ja wohl Jacke wie Hose?«
    »Im Übrigen wird es dich interessieren, dass ich einen Bauernjungen in deinem Alter durch ganz Schweden getragen habe. Er hieß Nils Holgersson.«
    »Ich bin fünfzehn.«
    »Und Nils war vierzehn. Ein Jahr mehr oder weniger spielt nun wirklich keine Rolle.«
    »Und wie hast du ihn hochheben können?«
    »Ich habe ihm eine kleine Backpfeife verpasst, daraufhin ist er ohnmächtig geworden. Als er wieder wach wurde, war er so klein wie ein Däumling.«
    »Dann kannst du vielleicht auch versuchen, mir eine kleine Backpfeife zu verpassen. Ich kann nämlich nicht ewig lange hier oben sitzen bleiben. Am Samstag bin ich Gastgeberin eines philosophischen Gartenfests.«
    »Das ist ja interessant. Dann ist das hier sicher ein Philosophiebuch. Als ich mit Nils Holgersson über Schweden geflogen bin, sind wir in

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