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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Kraemer
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ist, ist für einen anderen nicht automatisch gleich nützlich. Darum appelliere ich konsequent dafür, dass die Selbstverantwortung in allen Heilungsprozessen ein wichtiges und meistens sogar das wichtigste Gut sein muss. Jede Entmündigung gilt es bei Heilungsprozessen grundsätzlich zu vermeiden, will man eine tatsächliche Genesung erzielen.
    Mit diesen Gedanken im Gepäck lässt sich auch Burnout anders diskutieren. Das ist der erste Schritt bei der Frage nach dem richtigen Vorgehen. Ich bin bei Burn-out
gegen die traditionelle medizinische Behandlung. Eine Psychiatrisierung eines Burn-out-Zustandes mit den damit einhergehenden Pathologisierungen (»Erschöpfungsdepression«) halte ich für wenig hilfreich, da so das Prinzip der Selbstverantwortung geschwächt und die Legitimation des Krankseins gestärkt wird. In der Konsequenz wird mit der Psychiatrisierung ein nicht medizinisches Problem aus dem Blickwinkel eines Mediziners betrachtet und letztlich mit medizinischen Methoden behandelt. Die Ergebnisse fördern auf keinen Fall die Gesundheit des betroffenen Menschen.
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    Selbstverantwortung und Realitätsverlust
    Selbstverantwortung zu übernehmen ist ein wichtiger Schritt, aber gerade bei Burn-out kann man oft beobachten, dass sich Menschen über einen langen Zeitraum bezüglich ihrer Lebensführung und der Risikoeinschätzung selbst betrogen haben. Sie haben sich - wie es der Volksmund treffend sagt - selbst etwas in die Tasche gelogen, indem sie die Bewertung ihres Zustandes und ihr Verhalten beschwichtigend beurteilten, mit der Folge, dass sie ihre Leistungsfähigkeit und ihre Grenzen immer weniger realistisch einschätzten. Ich selbst sagte häufig (und darauf bin ich nicht mehr stolz): »Ich bin überrascht und staune, dass sich mein Pensum immer noch steigern lässt.«
    Da der Realitätsverlust in der Regel nur langsam und immer steigernd erfolgt, wird der Vorgang zu wenig wahrgenommen und verhindert so eine normale Selbstregulation. Spannungszustände glaubt man selbst beheben zu können. Schließlich hat man sich über die Jahre sein eigenes Selbstmanagementsystem entwickelt. Und ein neues
Wort macht die Runde: Selbstcoaching. Das ist jene Methode, die sich aus dem Coaching ableitet und bei der man sich - sozusagen neben sich stehend - beobachtet und kluge Ratschläge gibt.
    Als Freund und Befürworter dieser Methode möchte ich darauf hinweisen, dass Selbstcoaching bei Burn-out durch den typischen Realitätsverlust an seine Grenzen stößt. Hier liegt die Gefahr, dass der innere Regulationsmechanismus durch eine Machbarkeitsfantasie ersetzt wird und eine Selbstbeschwichtigung unheilvoll wird. Eine externe Unterstützungsinstanz ist dringend nötig, um den fehlenden Realitätsbezug auszugleichen und einen Ausweg aufzuzeigen.
    Dazu kommt, dass gerade leistungsfordernde Menschen zu streng mit sich selbst umgehen. Wer dann mit genau den gleichen untauglichen Mitteln, die zur Misere führten, versucht, sich selbst zu coachen, wird scheitern. Dies gelingt genauso wenig, wie es gelingen kann, sich selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Wenn man zu hohe Anforderungen an sich stellt, ändert sich die Grundlage nicht, auf der ein Burn-out »gedeihen« konnte.

Coaching mit einem Profi
    Coaching ist eine relativ neue Technik, die mit bereits bekannten Methoden arbeitet. Coaching spielt sich im weiten Feld zwischen persönlicher Beratung und Managementberatung auf der einen Seite und Psychotherapie auf der anderen ab. Allen darin versammelten Methoden ist gemein, dass der Coach dem Coachee eine Außensicht seiner persönlichen oder beruflichen Situation vermittelt
und durch Beratung und Anleitung zur Überwindung von Problemlagen beiträgt.
    Der Begriff selbst hat eine eher etwas skurrile Geschichte. Er leitet sich ursprünglich von der ungarischen Stadt Koks ab, die früher für ihre Pferdekutschen-Produktion bekannt war. Der Name wurde in England zuerst auf die Kutsche (englisch: coach ) übertragen und ging mit der Zeit von dort auf den Fahrer des Gefährts über. Im nächsten Schritt wurde der Trainer oder Mannschaftsführer im Sport als Coach bezeichnet. Und seit den letzten zwei Jahrzehnten sind damit auch Fachpersonen umschrieben, die in vorwiegend beratender Funktion zu anderen Menschen in Interaktion treten.
    Wenn der Coach sein Handwerk versteht, steigert er die

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