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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Ich fürchte, Favel hat seine eigene Stärke überschätzt.«
    Er schwieg, und sie lauschten alle dem Kampflärm. Da war das unaufhörliche Bellen der Geschütze an den Rändern der Stadt, oft übertönt von den näheren und lauteren Explosionen der einschlagenden Granaten. Die Luft im Hotel zitterte und füllte sich allmählich mit feinem Staub, so daß das schräg in die Halle einfallende Sonnenlicht wie Scheinwerferstrahlen aussah.
    Julie begann in den Kästen zu suchen, die Eumenides hinten verstaut hatte. »Haben Sie Frühstück gehabt, Mr. Rawsthorne?«
    »Ich hatte keine Zeit dafür, meine Liebe.«
    »Wir können ebensogut jetzt essen«, sagte Julie praktisch. »Ich denke, ich kann Brot schneiden, wenn wir uns etwas umgruppieren. Wir können es ebensogut essen, bevor es ganz trocken wird.«
    Sie frühstückten Brot und Dosenfleisch und spülten es mit Sodawasser hinunter. Als sie fertig waren, fragte Rawsthorne: »Wie spät ist es? Ich kann nicht an meine Uhr kommen.«
    »Viertel nach zehn«, sagte Julie.
    »Wir können noch drei viertel Stunden auf Causton warten«, sagte Rawsthorne. »Aber dann müssen wir abfahren – es tut mir leid, aber da ist nichts dran zu machen.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Julie leise. »Er hat gesagt, wir sollten um elf losfahren.«
    Gelegentlich hörten sie in der Ferne Schreie und erregte Rufe und manchmal Stiefelgetrampel. Eumenides sagte plötzlich: »Ihr Wagen … auf der Straße?«
    »Nein«, sagte Rawsthorne. »Ich habe ihn hinter dem Hotel abgestellt.« Er machte eine Pause. »Wyatts Wagen sieht schlimm aus; alle Fensterscheiben sind zertrümmert, und jemand hat die Räder mitgenommen; wegen der Reifen, nehme ich an.«
    Sie verfielen wieder in Schweigen. Mrs. Warmington hielt ihre Tasche fest und führte ab und zu Selbstgespräche, die Julie ignorierte. Sie horchte nach den explodierenden Granaten und überlegte, was geschehen würde, wenn das Hotel einen Volltreffer bekäme. Sie hatte keine Vorstellung davon, welche Zerstörungen eine Granate anrichten konnte, außer dem, was sie aus Film und Fernsehen kannte, und sie hatte das Gefühl, die Filmversion würde nun eine blasse Imitation der Wirklichkeit sein. Ihr Mund wurde trocken, und sie wußte, daß sie große Angst hatte.
    Die Minuten vergingen sehr langsam. Mrs. Warmington kreischte, als eine Granate ganz in der Nähe explodierte – näher als alle bisherigen – und das Fenster in der Halle eingedrückt wurde. Sie wollte aufstehen, aber Julie zog sie zurück. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« rief sie. »Es ist sicherer hier.«
    Mrs. Warmington sackte auf ihren Platz zurück, und irgendwie war Julie danach wohler. Sie sah Eumenides an, dessen Gesicht in dem trüben Licht blaß aussah, und überlegte, was er wohl dachte. Es war nicht leicht für ihn, denn mit seinem Englisch konnte er sich nur unvollkommen verständlich machen. Als sie hinsah, hielt er das Handgelenk vor die Augen. »Viertel auf elf«, verkündete er, »ich glaube, wir lieber packen Wagen.«
    Rawsthorne rührte sich. »Ja, das ist kein schlechter Gedanke«, pflichtet er ihm bei. Er begann die Tür aufzustoßen. »Augenblick – da kommt Causton.«
    Julie seufzte erleichtert. »Gott sei Dank.«
    Rawsthorne drückte die Tür weiter auf und hielt dann plötzlich inne. »Nein, er ist's nicht«, flüsterte er. »Es ist ein Soldat- und ein anderer kommt hinter ihm.« Sachte zog er die Tür wieder zu und ließ nur einen Spalt offen, durch den er mit einem Auge beobachtete.
    Der Soldat hatte ein Gewehr über die Schulter gehängt, aber der Mann hinter ihm, auch ein Soldat, trug keine Waffe. Sie kamen in die Halle, stießen mit den Füßen die Rohrstühle aus dem Weg und betrachteten für eine Weile den verstaubten Luxus um sich herum. Einer von ihnen sagte etwas und zeigte. Der andere lachte, und beide verschwanden aus dem Blickfeld.
    »Sie sind in die Bar gegangen«, flüsterte Rawsthorne.
    Schwach hörte er das Klirren von Flaschen und lautes Gelächter. Dann war Ruhe. Er sagte leise: »Wir können nicht hinaus, solange sie hier sind. Wir müssen warten.«
    Es war eine lange Wartezeit, und Rawsthorne bekam einen Krampf im Bein. Er konnte überhaupt nichts hören und begann zu überlegen, ob die Soldaten vielleicht durch den Hinterausgang verschwunden waren. Schließlich fragte er flüsternd: »Wie spät ist es?«
    »Zwanzig nach elf.«
    »Dies ist doch Unsinn«, sagte Mrs. Warmington laut. »Ich kann

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