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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Füße in enge Schuhe.
    »Sie wissen gut genug, daß es nicht möglich war«, sagte Julie kurz.
    »Ich weiß nicht, was sich Commodore Brooks dabei denkt, uns hier in den Händen dieser Wilden zu lassen. Kommen Sie, lassen Sie uns gehen!« Sie öffnete die Tür und ging hinaus. Sie überließ es Julie, das große Bündel Decken zu tragen.
    Eumenides war auf dem Treppenabsatz. Er sah die Decken und sagte: »Sehr gute Idee«, und nahm ihr das Bündel ab.
    Von unten kam ein schwaches Geräusch, so, als hätte jemand einen Stuhl umgestoßen. Sie standen alle für einen Moment da und horchten, dann stieß Mrs. Warmington dem Griechen einen Finger in die Rippen. »Stehen Sie nicht so herum!« zischte sie. »Sehen Sie nach, wer es ist!« Eumenides legte die Decken ab und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Mrs. Warmington drückte ihre Tasche an die Brust, drehte dann unvermittelt um und ging in das Schlafzimmer zurück. Julie hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde.
    Gleich darauf tauchte Eumenides wieder auf und winkte. »Es ist Rawsthorne.«
    Julie holte Mrs. Warmington wieder aus dem Zimmer heraus, und sie gingen zusammen hinunter, wo sie Rawsthorne sehr aufgeregt antrafen. »Sie haben angefangen, die Stadt zu beschießen«, sagte er. »Die Regierungstruppen haben neue Stellungen bezogen. Es wäre besser, wenn wir uns schnell absetzten, solange die Straßen noch nicht ganz verstopft sind.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte Mrs. Warmington. Rawsthorne sah sich um. »Wo ist Causton?«
    »Er ist losgegangen, um den besten Fluchtweg zu erkunden«, sagte Julie. »Er sagte, es würde nicht lange sein. Wie spät ist es jetzt?«
    Rawsthorne sah auf seiner Taschenuhr nach. »Ein Viertel vor neun – tut mir leid, daß ich so spät komme. Hat er gesagt, wann er zurück sein würde?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er meinte, er würde nicht lange weg sein, aber er sagte, wenn er um elf noch nicht da wäre, würde er überhaupt nicht mehr kommen.«
    Es gab eine schwere Explosion ziemlich in der Nähe, und es fielen Schalen vom Deckenputz herab. Mrs. Warmington flog hoch. »Führen Sie uns zu Ihrem Wagen, Mr. Rawsthorne! Wir müssen sofort weg.«
    Rawsthorne kümmerte sich nicht um sie. »Etwas über zwei Stunden höchstens«, sagte er. »Aber er dürfte wohl viel früher zurück sein. Inzwischen …« Er sah bedeutungsvoll zur Decke hinauf.
    »Causton sagte, der beste Platz für uns sei unter der Treppe«, sagte Julie.
    »Wollen Sie sagen, wir bleiben hier?« wollte Mrs. Warmington wissen. »Bei alldem? Wir werden alle umkommen.«
    »Wir können Mr. Causton nicht zurücklassen«, sagte Julie.
    »Ich mache schon«, sagte Eumenides. »Kommen Sie!«
    Der Raum unter der Haustreppe war als eine Besenkammer benutzt worden. Die Tür war verschlossen gewesen, aber Eumenides hatte sie mit einer dort hängenden Feuerlöschaxt aufgebrochen, hatte alle Eimer und Besen herausgeworfen und ihre Vorräte hineingepackt. Mrs. Warmington beschwerte sich bitter, daß sie auf dem Fußboden sitzen sollte, wurde aber sehr still, als Julie spitz bemerkte: »Sie können gern jederzeit hinausgehen.« Es war eng, aber es war so viel Platz da, daß die vier sitzen konnten, und wenn die Tür einen Spalt offenblieb, konnte Rawsthorne den Haupteingang im Auge behalten, damit er Causton sehen konnte, wenn er zurückkam.
    Er sagte besorgt: »Causton hätte nicht hinausgehen sollen – ich habe St. Pierre nie so gesehen, die Stadt beginnt überzukochen.«
    »Er wird sich schon durchschlagen«, sagte Julie. »Er hat Erfahrung in solchen Dingen – das ist sein Beruf.«
    »Gott sei Dank ist es nicht meiner«, sagte Rawsthorne mit Nachdruck. »Die Regierungstruppen müssen im Negrito-Tal böse zusammengeschlagen worden sein. Die Stadt ist voll von Deserteuren, und es gibt viele Verwundete.« Er schüttelte den Kopf. »Favels Angriff muß mit lähmender Plötzlichkeit gekommen sein, sonst hätte so etwas nicht passieren können. Die Streitkräfte der Regierung müssen eine wenigstens dreifache zahlenmäßige Überlegenheit haben.«
    »Sie sagten, Serrurier hat neue Stellungen bezogen«, bemerkte Julie. »Das bedeutet, die Kämpfe werden anhalten.«
    »Sie könnten noch für eine lange Zeit anhalten«, sagte Rawsthorne nüchtern. »Serrurier hat Einheiten, die gestern noch nicht eingesetzt waren – Favel ließ ihm keine Zeit dafür. Aber diese frischen Einheiten graben sich nördlich der Stadt ein, und das bedeutet eine weitere Schlacht.« Er

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