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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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der Bruderschaft.
    » Das kannst du nicht machen « , schimpfte Throe über das laute, eisige Wehen hinweg. » Du kannst nicht einfach sang- und klanglos den ganzen Tag über verschwinden. Nicht beim derzeitigen politischen Klima – wir dachten, du wurdest getötet, oder schlimmer noch, gefasst. «
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Xcor diesen Tadel scharf zurückgewiesen oder Throe gar körperlich gezüchtigt. Doch die Dinge hatten sich geändert – seit er Throe in die Höhle des Löwen geschickt hatte, spürte er mehr und mehr eine wechselseitige Verbindung zu seinen Männern.
    » Ich versichere dir, es war nicht meine Absicht. «
    » Also, was war los? Wo warst du? «
    In diesem Moment sah Xcor, wie sich der Weg vor ihm gabelte. Die eine Richtung führte ihn und seine Soldaten zur Bruderschaft, in einen blutigen Kampf, der ihr Leben für immer verändern würde, zum Guten oder Schlechten. Und die andere?
    Er dachte an die beiden Krieger, die seine Auserwählte gestützt und wie ein rohes Ei behandelt hatten.
    Welche Richtung sollte er einschlagen?
    » Ich war im Lagerhaus « , hörte er sich nach einer Weile sagen. » Den ganzen Tag über. Ich war zerstreut bei meiner Heimkehr, und dann war es zu spät, um noch zu euch zu stoßen. Im Keller hatte ich keinen Empfang. Sobald ich die Halle verließ, kam ich her. «
    Throe musterte ihn misstrauisch. » Es ist schon lange nach Sonnenuntergang. «
    » Ich habe das Gefühl für die Zeit verloren. «
    Mehr würde er nicht preisgeben. Und Throe schien dies zu spüren, denn obwohl er nach wie vor skeptisch wirkte, bohrte er nicht weiter nach.
    » Ich brauche nur noch einen Augenblick, dann machen wir uns auf die Suche nach unseren Widersachern « , erklärte Xcor und holte sein Handy raus. Er konnte zwar das Display nicht lesen, aber er wusste, wie man die Mailbox abhörte. Ein paar Anrufer hatten aufgelegt – Throe und die anderen, aller Wahrscheinlichkeit nach. Und dann war da die Nachricht von einem, dessen Anruf er erwartet hatte.
    » Ich bin’s « , verkündete Elan, Sohn des Larex, und legte eine dramatische Pause ein, wie um eine gedankliche Fanfare einzufügen. » Der Rat trifft sich morgen zur Mitternacht. Ich hielt es für angemessen, dich darüber in Kenntnis zu setzen. Treffpunkt ist ein Anwesen hier in der Stadt, das die Bewohner erst kürzlich wieder bezogen haben. Rehvenge hat uns regelrecht zu diesem Treffen zitiert, ich muss also annehmen, dass unser hochgeschätzter Leahdyre eine Botschaft vom König bringt. Ich werde dich über alles Weitere auf dem Laufenden halten, aber ich erwarte nicht, dich dort zu sehen. Gehab dich wohl, mein Verbündeter. «
    Mit gebleckten Fängen löschte Xcor die Nachricht. Es fühlte sich gut an, wie die Wut in ihm hochkochte – denn es war die Rückkehr zur Normalität.
    Wie konnte dieser verweichlichte Aristokratenschnösel es wagen, ihm vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte?
    » Morgen trifft sich der Rat « , sagte er und steckte sein Handy weg.
    » Wo? Wann? « , wollte Throe wissen.
    Xcor blickte über die Stadt hinweg in Richtung des Berges. Dann kehrte er ihm den Rücken zu.
    » Der hochwohlgeborene Elan hat verfügt, dass wir nicht daran teilnehmen sollen. Doch er übersieht, dass dies allein meine Entscheidung ist. Nicht seine. «
    Als ob ihn das Verschweigen der Adresse aufhalten könnte, wenn er wünschte, an dem Treffen teilzunehmen.
    » Genug der Worte. « Er kehrte zu seinen versammelten Soldaten zurück. » Lasst uns in die Straßen gehen und uns in der Kriegskunst üben. «
    Die Sense zwischen seinen Schulterblättern erwachte zu neuem Leben und drängte ihn zu blutrünstigen Taten, flehentlich wie eine Liebhaberin.
    Ihr Schweigen hatte ihn beunruhigt.
    Erleichtert und voller Energie dematerialisierte er sich vom Wolkenkratzer ins Gewirr der Gassen. Die vergangenen vierundzwanzig Stunden fühlten sich an, als hätte sie ein anderer erlebt.
    Doch jetzt war er wieder der Alte.
    Und gewillt zu töten.

6
    Qhuinn hatte bereits elf Meilen auf dem Laufband zurückgelegt, als sich die Tür zum Kraftraum des Trainingszentrums schwungvoll öffnete.
    Als er sah, wer da hereinkam, hüpfte er auf den Rand und drückte auf Stopp: Blay stand in der Tür. Seine Augen huschten rastlos umher, und er sah echt beschissen aus – aber nicht, weil ihn jemand verprügelt hatte oder so.
    » Was gibt’s? « , fragte Qhuinn.
    Blay fuhr sich energisch durch das rote Haar. » Äh, Layla ist unten in der Klinik …

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