Sohn der Dunkelheit
Bedacht. » Wrath weiß, dass das nicht wahr ist. Ich habe ihm damals zur Flucht verholfen. Und wie ich bereits sagte: Ich habe kein Interesse an einem Aufstand. Hatte ich noch nie. Deshalb bin ich aus dem Rat ausgetreten. Ich will in keine Konflikte hineingezogen werden. «
» Entspann dich. Er hat dir einen Gefallen getan. «
» Wie soll ich das verstehen? «
» Der Betreffende sagte es in meiner Gegenwart. «
» Tut mir leid, aber ich verstehe noch immer nicht … «
» Ich wusste, dass er lügt. «
Assail verstummte. Es war natürlich zu begrüßen, dass Rehvenge von der Unwahrheit dieser Aussage überzeugt war. Aber wie war das möglich?
» Bevor du fragst « , brummte Rehv finster, » ich werde dir nicht darlegen, warum ich mir in diesem Punkt so sicher bin. Aber der König möchte deine Loyalität mit einem Geschenk belohnen. «
» Einem Geschenk? «
» Wrath trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Er kann sich vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man fälschlicherweise des Verrats bezichtigt wird. Und er weiß: Die meisten Denunzianten wollen von ihrer eigenen Schuld ablenken. Besonders verdächtig machen sie sich, wenn sie von Verbrechen reden, von denen eigentlich niemand weiß, und dabei auch noch … wie soll ich sagen, Regungen an den Tag legen, die auf Täuschung und Rachsucht schließen lassen. So, als wollte man dir etwas heimzahlen. «
» Wer ist es? « , hauchte Assail. Obwohl er es natürlich längst wusste.
» Wrath bittet dich nicht darum, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen. Wenn du nicht selbst Hand anlegen möchtest, ist der Betreffende binnen vierundzwanzig Stunden tot. Doch da wir in diesem Fall nicht nur ein gemeinsames Interesse haben, sondern deine Beweggründe überwiegen, würde der König dir den Vortritt überlassen. «
Assail schloss die Augen. Mordlust brachte sein Blut in Wallung, auf die gleiche Weise wie zuvor die Begierde. Doch das Resultat würde ein anderes sein. » Nenn mir den Namen. «
» Elan, Sohn des Larex. «
Assail riss die Augen auf und fletschte die Fänge. » Richte deinem König aus, dass ich mich der Angelegenheit mit größtem Eifer annehmen werde. «
Rehvenge lachte finster. » Wird erledigt. Ehrenwort. «
15
Blay lief rastlos in seinem Zimmer umher. Obwohl er die volle Kampfmontur trug, würde er das Haus nicht verlassen. Keiner von ihnen würde das.
Nach dem Ratstreffen hatte Tohr angeordnet, dass die Bruderschaft im Haus blieb und sich für alle Fälle bereithielt. Rehv redete mit den einzelnen Ratsmitgliedern, knüpfte Verbindungen und verschaffte sich einen Eindruck, wo die Glymera stand. Nachdem er schlecht mit einem Sixpack von Brüdern auf den Plan treten konnte – zumindest nicht, solange er einen Anstrich von Höflichkeit wahren wollte –, mussten sie sich im Hintergrund halten. Doch in Anbetracht des gegenwärtigen politischen Klimas war es unerlässlich, dass Verstärkung parat stand, für den Fall, dass der Reverend sie brauchte.
Nicht, dass er diesen Namen noch trug …
Die Tür zu seinem Zimmer flog auf, ohne ein Klopfen, » Hallo « oder » Darf man reinkommen? « .
Qhuinn stand in der Tür und rang um Atem, als wäre er gerannt.
Verdammt, war die Schwangerschaft doch noch abgegangen?
Qhuinn blickte suchend umher. » Bist du allein? «
Wer sollte hier sonst noch sein … ach so, Saxton. Stimmt. » Ja … «
Qhuinn war mit drei Schritten bei Blay, packte ihn … und knutschte ihn nieder.
Es war ein Kuss, wie man ihn zeit seines Lebens nicht vergaß, ein vollkommenes Verschmelzen, das sich unauslöschlich ins Bewusstsein fräste: die innige Umschlingung, die warmen, feuchten Lippen, die Kraft und die Beherrschung.
Blay stellte keine Fragen.
Er ließ es einfach geschehen, legte die Arme um Qhuinn, hieß die Zunge willkommen, die in seinen Mund drängte, erwiderte den Kuss, obwohl er nicht wusste, wie er dazu kam.
Wahrscheinlich sollte es ihn kümmern. Wahrscheinlich sollte er sich lösen.
Sollte, würde, könnte.
Egal.
Nur am Rande nahm er wahr, dass die Tür noch offen stand, doch es war ihm schnuppe – obwohl die Sache verdammt schnell verdammt indiskret werden konnte.
Ganz unvermittelt legte Qhuinn dann aber eine Vollbremsung ein und löste sich von Blay. » Entschuldige. Deshalb bin ich nicht gekommen. «
Er atmete noch immer schwer, und seine unglaublichen Augen glühten, sodass Blay am liebsten gesagt hätte, Ist schon okay, aber können wir erst einmal zu Ende bringen, was wir angefangen haben?
Qhuinn
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