Sohn der Dunkelheit
überschreiten.
» Ich werde nicht wieder hier reinplatzen « , versuchte Qhuinn es wiedergutzumachen. » Ich wollte dir nur sagen, dass … ich dir eine Menge schulde. «
Er legte das Ohr an die Tür und lauschte in den Flur, ob Rhage schon weg war.
Was war er doch manchmal für ein selbstsüchtiges Arschloch …
» Qhuinn? «
Er wirbelte herum, als hätte Blay ihn an der Leine. » Ja? «
Blay kam auf ihn zu. Als sie sich Auge in Auge gegenüberstanden, sagte er: » Ich will dich noch immer ficken. «
Qhuinns Brauen wanderten hoch bis zum Haaransatz. Und augenblicklich wurde er hart.
Bedauerlicherweise schien Blay nicht glücklich über seine Enthüllung. Aber wie auch? Er war nicht der Typ, der leichtfertig seinen Freund hinterging – obwohl er wegen Saxtons Seitensprung offensichtlich von der Treue geheilt war.
Bei dem Gedanken hätte Qhuinn seinen Cousin am liebsten gleich noch einmal erwürgt. Und das Einzige, was ihn davon abhielt, auf der Stelle nach diesem Hurenbock zu suchen, war der positive Nebeneffekt, den dieses Fehlverhalten nach sich zog.
» Ich will dich auch « , sagte Qhuinn.
» Ich komme nach Morgendämmerung zu dir. «
Qhuinn wollte nicht fragen. Doch er konnte nicht anders. » Was ist mit Saxton? «
» Er ist im Urlaub. «
Ach, wirklich? » Wie lange? «
» Nur für ein paar Tage. «
Schade. Bestand vielleicht die Möglichkeit einer Verlängerung … für ein Jahr vielleicht oder auch zwei? Vielleicht sogar für immer?
» Okay, dann haben wir also ein … « Qhuinn verbiss sich das Date.
Es hatte keinen Zweck, sich etwas vorzumachen. Saxton war in Urlaub. Blay wollte Sex. Und Qhuinn war mehr als bereit, sich dafür zur Verfügung zu stellen.
Es war also kein Date. Aber scheiß drauf.
» Komm zu mir « , knurrte er. » Ich werde dich erwarten. «
Blay nickte, als hätten sie einen Pakt geschlossen, dann verließ er das Zimmer als Erster, und seine Bewegungen hatten etwas Aggressives, als er an Qhuinn vorbei und durch die Tür ging.
Qhuinn sah ihm nach. Wartete eine Weile. Hätte sich am liebsten noch einmal eingeschlossen, um sich zu sammeln.
Mit einem Mal war er deprimiert, trotz der Aussicht auf ihr Schäferstündchen. Er musste an Blays Gesicht denken, und seine Brust zog sich zusammen. Scheiße, vielleicht waren diese neuen heißen Zusammenkünfte nur die nächste Stufe ihrer misslungenen Beziehung, eine neue Facette des Trauerspiels, das ihre Freundschaft ausmachte.
Es war ihm niemals in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht nicht gut füreinander waren. Dass sie sich nicht auf eine geistige Übereinkunft zubewegten, nachdem er sich endlich geöffnet hatte.
Er ballte eine Faust und rammte sie gegen den Türstock, sodass sich die Kante in seinen Handballen eingrub.
Der Schmerz erinnerte ihn an die Fahrt im Abschleppwagen, wo er auf das Armaturenbrett eingedroschen hatte, damit man ihn rausließ. Es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein.
Und doch wollte er nicht zurück. Wenn Blay nichts anderes von ihm wollte als Sex, dann würde er sich darauf einlassen. Und die Sache mit Layla?
Das bedeutete doch sicher etwas. Immerhin hatte Blay mit seinem Engagement den Kurs von Qhuinns Leben geändert.
Nicht, dass er das nicht schon vor langer Zeit getan hätte.
16
Assail nahm neben einem gurgelnden Bach Gestalt an, der dank seiner Strömung eisfrei war.
Das Haus, das vor ihm lag, hatte er erst einmal besucht. Es war ein viktorianisches Bauwerk aus Backstein mit den obligatorischen Verzierungen im Zuckerbäckerstil an Veranda und Eingang. Einfach entzückend! So heimelig. Vor allem wegen dieser hohen viergeteilten Bleiglasfenster und des Rauchs, der sich nicht aus einem, sondern gleich aus dreien der vier Kamine kräuselte.
Ein Zeichen dafür, dass der Besitzer zum Ende der Nacht heimgekehrt war.
Genau zum richtigen Zeitpunkt: die Dämmerung nahte, da war es nur sinnvoll, die Läden zu schließen, damit keine Sonne hineinschien. Die Umgebung zu sichern. Sich auf die Stunden einzustellen, die man im Haus verbringen musste, um keinen Schaden zu nehmen.
Assail stapfte durch den unberührten Schnee und hinterließ Spuren mit tiefem Profil. Diesmal keine Halbschuhe. Auch kein Geschäftsanzug.
Und kein Range Rover, dem die Einbrecherin folgen konnte.
Er lief über den Rasen auf die deckenhohen Fenster eines Empfangszimmers zu, eben jenes Zimmer, in das der Herr dieses Hauses vor nicht allzu langer Zeit ausgewählte Mitglieder des Rats geladen hatte … zusammen mit Xcors
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