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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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anders.
    Die Ohren lagen halb verdeckt unter dem Pelz. Da die Knephanthropen im Ultraschallbereich sprachen und demzufolge auch hörten, waren keine großen Ohrmuscheln erforderlich. Und ebenso sicher war es für Dorian, daß sie im Infrarotbereich sahen, denn es war kaum denkbar, daß sie in diesem Höhlenlabyrinth elektrische Beleuchtung hatten. Natürlich waren andere Lichtquellen denkbar – hier wurden Dorians Überlegungen unsicher.
    »Das werde ich morgen selbst herausfinden!« sagte er sich.
    Sie schleuderten oder schossen Pfeile, benutzten also mittelalterliche Waffen. Das bedeutete, daß die Gänge zumindest an bestimmten Stellen breit und hoch waren.
    »Ein Volk, das im Dunkeln lebt. Sie sind sicher dort entstanden und haben dieses Medium während der Evolution nicht verlassen«, murmelte Dorian. »Sie schießen, leben von Beutetieren mit gelbem Blut, und ich bin überzeugt, daß ich unter der Erde eine Menge sozialen Lebens entdecken werde. Mit Sicherheit ebenso vielfältig wie auf Algene oder Fuega.«
    Er kam von den Sternen und sollte auch hier das Erbe der Erde weitergeben oder die Bedingungen für eine sinnvolle Nutzung dieses Schatzes schaffen helfen. Und schon wieder stellte sich ihm eine Barriere in den Weg. Sie schien kaum überwindbar zu sein.
    »Die Sterne …«, flüsterte er verblüfft.
    Dann hieb er mit der Faust auf die Sessellehne.
    Das war es! Diese Menschen kannten das geistige Stimulans der Sterne nicht. Keiner von ihnen hatte je einen Stern gesehen, nicht einmal die Sonne. Und keinen Mond. Für die Knephanthropen war das Weltall eine völlig unbekannte Größe. Wenn er davon sprach oder zu zeichnen begann, würden sie es nicht verstehen. Welcher Ausweg bot sich an? War er jetzt jene hypothetische Fliege im Weltbild eines zweidimensionalen Wesens, das auf einer unendlichen Kugeloberfläche lebte? Wie konnte er ihnen zeigen, woher er kam?
    Nervös geworden, zündete er sich abermals eine Zigarette an. Schon die vierte in dieser Woche.
    »Gibt es einen Ausweg, Dorian Variatio? Wenn ja, dann finde ihn schnell!« sagte er laut.
    Es erübrigte sich, den Bildkubus, in Betrieb zu setzen. Die Variationen, in denen Amaouri sprach und handelte, waren endlich, und viele Kombinationsmöglichkeiten kannte er bereits. Die Lösung seines Problems war sicher nicht darunter. Aber … warum, überlegte er, mußte er ihnen sagen, daß er von den Sternen kam? Er formulierte den Gedanken um. Warum mußte er es erklären? Warum nicht einer der Ignoranten dort unten?
    Das war die Lösung!
    Er grinste vergnügt und versuchte sich vorzustellen, wie er einen Menschenraub durchführte.
    »Diomed würde sagen: ›Ein guter Kurier ist auch ein guter Kidnapper!‹«, murmelte er vor sich hin.
    Er mußte den Rechner beschäftigen. Auf keinen Fall wollte er sich mit einem der Troglodyten in einen Kampf mit dem doppelten Beil einlassen. Er ahnte, daß er, an die starke Schwerkraft nicht gewöhnt, schnell verlieren würde.
    Er brauchte einige Stunden, um einen Plan zu entwickeln, dann ruhte er sich aus, schließlich begann er seinen zweiten Flug nach Charontes.
    *
    Es gab keine bessere Ausrüstung als seine, und er konnte sich aus den Beständen des Schiffes nicht umfangreicher und nicht sicherer ausrüsten. Fast senkrecht sank die Landekugel dem Fluß entgegen. Wieder dehnte sich unter Dorian die merkwürdige Landschaft aus.
    Der Fluß mit kristallklarem Wasser, mit zahlreichen Mineralien angereichert, wand sich zwischen den schrägen, steilen Hängen hindurch. Die Türme inmitten der Moosflächen schienen ihr Aussehen verändert zu haben seit Dorians letztem Besuch. Die Kugel glitt geräuschlos dicht über dem Flußlauf näher heran. Dorian suchte den Eingang in das System der Gräben und Korridore, und schließlich fand er ihn. Das Blut des Beutetieres brachte ihn auf die Spur, denn dort, wo es den Boden berührt hatte, wuchs eine Reihe weißer, schwammiger Pilze, auf denen große Raupen herumkrochen.
    Fünf Meter vor dem Eingang, in etwa einem Meter Höhe, hielt er die Landekugel an. Er beobachtete scharf die Umgebung des Einstiegs und analysierte die Gegend mit Hilfe seiner erweiterten Wahrnehmungsbereiche. Die einzigen Spuren, die er entdeckte, waren die des Blutes, das einen hervorragenden Nährboden für die giftig aussehenden Pilze abzugeben schien.
    »Los!« sagte er und gab sich innerlich einen Ruck.
    Noch war er im sicheren Schutz der Landekugel und in der i-g-Zone seines unentbehrlichen Hilfsmittels. Er

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