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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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lief etwa einhundert Meter, schaltete immer wieder seine Lampe ein und aus und sah und spürte niemanden.
    Er blieb stehen und sah sich um wie ein Gehetzter.
    »Wo sind diese Knephanthropen?« knurrte er wütend.
    Vor ihm befand sich bearbeiteter Fels. Hier endete der Gang und verzweigte sich nach drei verschiedenen Richtungen. Verschiedene Luftströme vermischten sich mit einem leise wispernden Geräusch. Dorian drehte langsam den Kopf und sah nacheinander in die drei verschiedenen Richtungen. Die selbstleuchtenden Gänge lagen leer da; für seine Augen erschienen sie wie hellerleuchtete Korridore im Schiff oder an anderen Orten der Erde. Langsam wanderte Dorians akustisches Wahrnehmungsvermögen über die gesamte Breite der Skala. Von Null Hertz aufwärts, Mischgeräusche stellten sich ein, verschiedene Frequenzen überlagerten sich. Dann hörte er im rechts von ihm liegenden Korridor schwache Geräusche. Er identifizierte sie als das Tappen bloßer Füße auf dem Boden, der wie festgestampfter Lehm wirkte. Er winkelte die Arme an und lief in die festgestellte Richtung.
    Dreißig Schritte … vierzig … unheimlich dieses ausgestorbene System.
    Nach hundert Schritten erreichte er eine seitliche Unterbrechung des Korridors. Er hielt an, wirbelte herum und blickte in einen rechteckigen, hohen Raum hinein. Dort standen mehrere Männer und hielten seltsam geformte Bögen in den Händen. Die kleinen Waffen bestanden aus zwei dreieckigen Schenkeln, einem wuchtigen Griff und einer dicken Sehne.
    »Vorsicht!«
    Er duckte sich, sprang zur Seite und fühlte vier Pfeile an sich vorbeiheulen. Sie blieben im festgestampften Erdreich stecken und zersplitterten an den Felsen. Dorian sah in wutverzerrte Gesichter, drehte sich zurück und feuerte mehrmals. Aus dem stumpfen Lauf der Waffe brachen lange, knisternde Entladungen. Einer der Getroffenen schrie gellend auf und sackte zusammen, der andere warf sich nach vorn und wollte mit einem armlangen Dolch angreifen, aber er stolperte und fiel zu Boden. Dorian schoß weiter und lähmte, als niemand mehr übrig war, einem der Männer den linken Fuß und den rechten Arm.
    »Los, Gevatter!« sagte er hart, riß den Mann zu sich heran und schlug ihm mit wenigen harten Griffen die Waffen aus den Händen und aus dem Gürtel. Der Mann schrie ihn an, fuchtelte mit der freien Hand herum und wurde von Dorian, der ihn abwehrte, mit einem Kantenschlag zurückgedrängt.
    Dorian holte Luft und griff nach dem Gürtel des Mannes.
    Er schob ihn vor sich her, aus dem Raum hinaus, zwischen den Bewußtlosen hindurch und in den leeren Gang. Weit hinter ihnen tauchten andere Bewaffnete auf und stürmten heran. Sie schienen seinen Besuch also erwartet und eine Falle aufgebaut zu haben, und er konnte nichts daran ändern. Er drehte sich, während er den schreienden und stolpernden Mann vor sich herstieß, herum und gab eine Serie von Lähmschüssen ab. Ein Korken aus ineinander verschlungenen Körpern versperrte diesen einen Gang, Pfeile und Harpunen zischten durch die freie Fläche und wurden klappernd und polternd von den Wänden abgelenkt.
    Dorian stemmte sich gegen die hohe Schwerkraft, schob den Mann vor sich her und spürte, daß seine Kräfte nachzulassen begannen. Keine Sekunde lang überlegte er die Rechtfertigung seines Vorgehens; die zurückbleibenden Männer, die harte Kämpfer waren, würden erkennen müssen, daß er sie geschont und nicht getötet hatte. Sie stolperten und taumelten weiter.
    »Nur zu, mein Freund!« keuchte Dorian.
    Er wurde schneller und trieb seinen Gefangenen schonungslos vor sich her. Er feuerte nach hinten und lähmte eine Rotte der Männer, die mit geschwungenen Doppelbeilen und geschleuderten Harpunen auf ihn eindrangen.
    »Weiter! Schneller!«
    Vor ihm tauchte genau an der Stelle der Abzweigung eine weitere Gruppe von Männern auf. Sie schrien und rannten auf ihn zu. Knisternd und fauchend entlud sich die Waffe und wurde zweimal abgelenkt, als der Troglodyt danach schlug. Dorian hieb ihm den Lauf der Waffe gegen den Oberarm, der andere schrie kreischend auf und stolperte weiter.
    Dorian erreichte jetzt die Abzweigung. Hinter ihm bemühten sich Männer, den Korken aus ineinander verschlungenen Leibern zu beseitigen. Dorian wandte sich nach links und rannte weiter. Hinter ihm prallten zwei Gruppen aus zwei verschiedenen Gängen aufeinander und folgten ihm.
    »Das wird ein … hartes Geschäft!« murmelte er.
    Er sah an der Schulter seiner Beute vorbei bereits den Ausgang.

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