Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
dass dies ein geheimes Gipfeltreffen ist – wem hast du eine E-Mail geschickt?«
Nick rieb sich die Stirn. Erschöpft. Verwirrt.
»Niemandem … Weißt du, das ist alles ein bisschen viel für mich. Es geht mir nicht gut.«
Adrians Tonfall wurde übergangslos zu dem eines mitfühlenden Bruders. »Schau, Nick, wir wissen, dass du krank bist. Bleib das Wochenende hier, im Ostflügel, dann kannst du zu Mutter weiterfahren. Wir können Hallentennis spielen. Schwimmen. Wie in alten Zeiten.«
Nick schüttelte den Kopf. »Danke. Aber ich muss jetzt fort.«
»Wo ist dein Wagen?«
»Er steht in der alten Lagerhalle in den Docks.«
»Chastenay – lassen Sie bitte den Wagen holen und am Haupteingang vorfahren. Wo sind die Sachen meines Bruders?«
Gruber legte Nicks Tasche und den Inhalt seiner Kleidungstaschen kommentarlos auf einen Beistelltisch. Das Foto mit Julius De Vere und Adrians derzeitigen Hausgästen war nicht dabei. Falls Adrian es vermisste, sagte er nichts dazu. Er nahm wohl an, Gruber hätte es einkassiert.
Er hielt Nicks Kamera hoch.
»Es tut mir leid, Nicholas, aber wir haben keine andere Wahl, als deine Kamera zu konfiszieren«, sagte Adrian. »Dies ist, wie gesagt, ein geheimes Gipfeltreffen.«
Sein Blick fiel auf das kleine Silberkreuz, das auf der Mahagoniplatte des Tisches lag. Wortlos sah Adrian zu, wie sein Bruder es mit zitternden Fingern aufnahm und einsteckte. Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn und schien tief in Gedanken versunken zu sein.
Schließlich riss er sich aus seinen Grübeleien und rief Anton herbei. »Bringen Sie meinen Bruder durch die Sicherheitssperren«, befahl er ihm und wandte sich anschließend noch einmal an seinen Bruder. »Nick, ruf mich an, wenn du in London bist.«
Nick nahm seine Sachen, hängte sich die Tasche über die Schulter und ging fort, begleitet von Anton. Er warf keinen Blick zurück.
Gruber sah aus einem der Fenster im ersten Stock, als der rote Aston Martin zum zweiten Mal an diesem Abend das Tor passierte. Adrian trat neben ihn.
»Er weiß zu viel«, sagte Gruber.
Adrian drückte langsam und mit voller Absicht seine halb gerauchte Zigarre in einem silbernen Aschenbecher aus.
»Es sieht so aus, als ob mein kleiner Bruder das Siegel trägt. Nehmen Sie einen der neuro-elektromagnetischen Impulsstrahler. Sie lassen keine Spuren zurück. Sie wissen, was Sie zu tun haben. Er fliegt von Dinard aus. Warten Sie, bis er auf der Autobahn ist.« Adrian reckte sich, dann gähnte er. »Das dürfte unser kleines Problem lösen.«
Nick fuhr mit quietschenden Reifen am Torhaus des Dammwegs von Mont-Saint-Michel vorbei. Der Motor des Aston Martin jaulte auf. Dann nahm er sein Mobiltelefon, scrollte zu der Nummer von Lawrence St. Cartier in dem Kloster bei Alexandria hinunter und drückte die Anruftaste.
Es dauerte endlos, während das System die Ziffern abarbeitete. Dann ertönte ein lauter, durchdringender Besetztton. Nick unterbrach die Verbindung und drückte umgehend auf die Wahlwiederholungstaste. Diesmal ging nicht einmal der Ruf durch.
»Verdammt!«, fluchte er. »Scheiß-Verbindung.« Er schaltete in den nächsten Gang hoch und wählte eine andere Nummer. Das Telefon läutete drei Mal.
»Hier ist Jotapa … Es tut mir leid, ich …«
Königlicher Palast –
Damman, Saudi-Arabien
Jotapa saß auf der Kante des vergoldeten Himmelbetts, die Hände um die Knie geschlungen, und wiegte sich hin und her. Sie starrte auf das blitzende Licht auf ihrem Handy, dann griff sie danach.
Zum fünften Mal in dieser Stunde las sie dieselbe Meldung. »Kein Anschluss.«
Sie warf das Handy aufs Bett und schlug die Hände vors Gesicht.
Mont-Saint-Michel –
Normandie, Frankreich
Lorcan de Molay stand auf der Terrasse des Westflügels und blickte hinaus in die Nacht.
»Die Bundeslade ist unterwegs nach Jerusalem.« Adrian De Vere war leise zu ihm getreten. »Van Slagel ist mit an Bord und wird darauf achten, dass die ganze Operation unter Kontrolle bleibt. Die Lade wird in die Schließkammern unter dem Tempelberg verbracht, wo sie vor jedem Zugriff sicher ist.«
»Bis der Bau des Tempels vollendet ist«, murmelte de Molay. »Dann wird man sie erneut im Allerheiligsten aufstellen.«
Sein Blick war starr ins Weite gerichtet, als sähe er die goldene Lade mit den Cherubim vor seinem inneren Auge.
»›Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den
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