Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
und Nick drehte sich langsam um.
In dem Halbdunkel, das in der ehemaligen Kirche herrschte, konnte Nick etwa fünfzig elegant gekleidete Männer und Frauen erkennen. Sie saßen an reich gedeckten Tischen, die im Langhaus der Kirche aufgestellt worden waren, und blickten ihn alle schweigend an.
Verwirrt wandte er den Blick zurück zu Adrian. Dieser legte väterlich den linken Arm um Nicks Schultern.
»Mein Bruder«, sagte er, an die Versammelten gewandt, »ist Archäologe.«
Er drückte Nick den Daumen seiner linken Hand ins Kreuz und schob ihn vorwärts.
»Ein brillanter Archäologe. Er hat sein ganzes Leben der Suche nach Antiquitäten gewidmet – wie etwa der, die der Anlass unserer heutigen Zusammenkunft ist.« Adrian griff mit seiner freien rechten Hand nach einem Glas Portwein und hob es hoch. »Ich bitte daher um ein wenig Verständnis für sein Verhalten heute Abend.«
Adrian trank einen Schluck von seinem Portwein und zog dann seinen Bruder beiseite, als sich Gemurmel unter den Anwesenden erhob.
Nick sah ihn entgeistert an. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte.
Adrian seufzte. »Schau, Nicky. Ich werde dir alles erklären.«
Er winkte zu den Gästen hinüber. »Mr. Levin?«
Ein älterer, staatsmännisch wirkender Herr mit einem weißen Haarschopf stand auf, gefolgt von einem modisch gekleideten, olivenhäutigen Mann Anfang vierzig. Die zwei traten auf die Brüder zu. Nick erkannte den Jüngeren der beiden sofort und sah verblüfft zu seinem Bruder.
Adrian nickte. »Daniel Rabin, israelischer Botschafter bei den Vereinten Nationen.«
Rabin schüttelte Nicks Hand.
»Mosche Levin, Ministerpräsident von Israel.«
Der alte Patriarch mit dem Adlerblick deutete eine Verbeugung an.
Nick rieb sich mit der Hand die Stirn. Er fühlte sich plötzlich unglaublich erschöpft. Er erkannte Levin, den angesehenen israelischen Ex-General, von den Fotos in der Jerusalem Post wieder. Sein Blick ging über die Gesichter der Besucher, die am nächsten Tisch saßen.
Er erkannte drei Generäle des Pentagon, den britischen Premierminister, den Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Direktor der CIA und den Präsidenten des Council of Foreign Relations.
Adrian wies auf einen anderen Tisch. Dort saßen die drei ältesten Söhne der Bankiersdynastie Lombardi und ihr Vater Raffaello Lombardi, Naotake Yoshido, Chef des Bankenkonsortiums Yoshido, und Xavier Chessler, Präsident der Weltbank – James De Veres engster Freund und Jasons Taufpate.
Nick seufzte. Erneut ging sein Blick in die Runde. Jetzt, da sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, erkannte er noch weitere der Anwesenden. Die Hälfte der Leute im Raum waren viele Jahre lang enge Freunde und Bekannte seines Vaters gewesen.
Adrian steuerte Nick sanft auf einen weiteren Tisch zu.
»Meine Herren, ich möchte Ihnen gern meinen Bruder Nicholas De Vere vorstellen.«
Er führte Nick herum.
»König Faisal von Jordanien.«
Jotapas älterer Bruder. Nick sah durch ihn hindurch.
»Der russische Präsident, der Kronprinz des Iran, der Präsident von Syrien. Alle wichtigen Mitwirkenden am Ischtar-Abkommen sind heute hier zugegen.«
Levin, der den Brüdern gefolgt war, berührte Nicks Schulter.
»Die zweite Phase des Nahostabkommens sieht vor, dass Israel über einen Zeitraum von sieben Jahren seine Atomwaffen abrüstet«, sagte der alte Mann mit einem starken israelischen Akzent. »Für unsere Beteiligung an einem Pakt mit den Terroristen haben wir eine gleichermaßen hohe Gegenleistung verlangt.«
Adrian forderte Levin mit einem Nicken auf, fortzufahren.
»Die Rückgabe des kostbarsten Besitzes unserer Nation …«, Levins Augen glühten vor heiligem Eifer, »der einst unserem König David gehörte – der Bundeslade.«
Rabin trat zu ihnen. »Unsere Regierung hat seit Generationen danach gesucht … in Jerusalem … am Berg Nebo … in Äthiopien … Wir haben Hunderte Millionen Dollar dafür aufgewendet. Die heilige Lade wurde vor zehn Tagen gefunden, und zwar unter dem Tempelberg, und dann von Söldnern im Dienst von Terroristen gestohlen, die unsere Nation in den Abgrund stoßen wollten.«
Levin fasste Nick am Oberarm. »Ihre Mutter Lilian war eine wahre Freundin Israels. Sie hat ihre Wurzeln nie vergessen.« Er sah Nick tief in die Augen. »Und Ihr Bruder auch nicht.«
»Wir haben Ihrem Bruder das Leben ziemlich schwergemacht«, erzählte Rabin und lächelte Nick freundschaftlich zu. »Wir haben nichts weniger verlangt als die
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