Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird …‹«
Er senkte den Kopf und sprach leise weiter in einer seltsamen, gutturalen Sprache, die weder eines Engels noch eines Menschen Mund je gesprochen hatte.
»Dann werde ich mich selbst zum König krönen. Im Allerheiligsten des Tempels.«
Er hob den Kopf zu Adrian und lächelte.
»In Jerusalem.«
Nick saß am Steuer. Er hätte gern angehalten und eine kurze Pause eingelegt, doch er konnte es sich nicht leisten. Die Zeit war kostbar. Er wusste, dass sein Leben in Gefahr war.
Zwei Autoscheinwerfer erschienen im Rückspiegel des Aston Martin. Hektisch gab er erneut Jasons Handynummer ein. Er wartete.
»Dies ist der Anschluss von Jason De Vere.«
»Komm, Jason. Nimm schon ab!«
»Leider kann ich Ihren Anruf derzeit nicht entgegennehmen …«
New York City
Jason saß mit aufgerollten Hemdsärmeln, das Smokingjackett über die Stuhllehne gehängt, an einem Marmortisch. Er nahm einen Schluck von seinem Whisky und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Müßig hörte er der platinblonden Schönen zu, die ihre mühsam zurechtgelegten Dankesworte zur alljährlichen VOX -Musikpreis-Zeremonie stammelte.
Sein Handy vibrierte, dann leuchtete es kobaltblau auf. Er nahm es auf.
Auf dem Display wurde Nicks Handynummer eingeblendet.
Jason nahm einen langen Zug von seiner Zigarre.
Dann schaltete er das Handy aus.
Normandie, Frankreich
Nick sah in den Rückspiegel. Die Scheinwerfer des Verfolgers kamen näher. Darüber war der Schatten eines Hubschraubers eher zu erahnen als zu erkennen.
Der Ruf nach Alexandria ging endlich durch. Das Telefon läutete und läutete.
Ein Knacken in der Leitung. Eine Stimme in kaum verständlichem Arabisch meldete sich.
»Ich muss Lawrence St. Cartier sprechen!«, schrie Nick auf Arabisch. »St. Cartier – Yallah! «
Zwei weitere verzerrte arabische Stimmen waren zu hören, gefolgt von Lawrence’ glockenklarer Stimme.
»Nicholas? Lawrence hier. Hallo, mein Junge.«
»Lawrence … Lawrence, ich bin in Schwie – «
Nick brach mitten im Wort ab. Sein Kopf fühlte sich an, als explodiere er in eine Million Splitter.
Sein Herz schlug wie ein Schmiedehammer in seiner Brust, als er auf die Brücke hinauffuhr, die zur Autobahn weiterführte.
Seine Gedanken waren plötzlich völlig durcheinander. Nick hatte das Gefühl, als ob er die Kontrolle über seinen Körper verloren hätte. Das war verrückt – was um alles in der Welt geschah da mit ihm?
Bilder von Lawrence, Jotapa, Adrian, der Bundeslade, James De Vere und Lorcan de Molay schossen ihm durch den Kopf.
Eine plötzliche Übelkeit überkam ihn. Er musste sich übergeben, aber er konnte es nicht. Er hörte Lawrence’ Stimme, die seinen Namen rief, aber er war nicht imstande, ihm zu antworten.
Jason … Jotapa …
Er versuchte, einen Gang herunterzuschalten, doch die ganze linke Seite seines Körpers fühlte sich seltsam gelähmt an. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er sah Jotapas Kreuz vom Spiegel baumeln und griff mit zitternden Fingern danach. Plötzlich ließ er das Lenkrad los und nahm den Kopf in die Hände, als ein entsetzlicher Schmerz seine Augen traf. Es war, als blicke er in ein intensives, blendendes Licht, das den ganzen Innenraum des Wagens erfüllte.
Im Hintergrund konnte er undeutlich Lawrence’ Stimme hören, die das Vaterunser sprach.
Nick schloss die Augen. Er wusste, dass er jetzt sterben würde. Und doch spürte er eine seltsame Ruhe.
»Dein Reich komme …«
Nur noch ein einziges Mal dieses wunderbare Gesicht schauen …
Er lächelte leicht, als der rote Aston Martin das metallene Geländer durchbrach.
»Dein Wille geschehe …«
Nur noch ein Mal …
Er lächelte immer noch, als der Sportwagen die steile Böschung hinunterstürzte.
»Und vergib uns unsere Schuld …«
Tiefer … tiefer … auf die tosenden schwarzen Fluten zu.
»… erlöse uns von dem Bösen …«
Nach unten … auf die Felsenklippen.
Ein einziges Mal …
Hinab in die endlose Dunkelheit.
Nick streckte seine rechte Hand Christos entgegen.
»Denn Dein ist das Reich …«
Und dann erlosch das Licht.
XXIV
SCHOCKWELLE
23 . Dezember 2021 New York City
J ason lag bäuchlings auf dem Bett, alle viere von sich gestreckt, das Gesicht in das Kissen gepresst. Das Telefon läutete unaufhörlich. Er drehte den Kopf und öffnete ein Auge. Dann
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