Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Kräfte seines Klons in starkem Maße eingeschränkt sein.«
»Genügt wirklich nur ein Einziger?«
»Selbst der schwächste Anhänger des Nazareners stellt eine Bedrohung für die Macht der Gestürzten dar, wenn sie in der Welt der Menschen ausgeübt wird«, erklärte Issachar.
»Die Überführung der Anhänger des Nazareners in den Ersten Himmel soll in der Mitte der Zeit der Drangsal stattfinden«, sagte Methusalem in seinem langsamen, gemessenen Ton. »Dreieinhalb Jahre nach der Öffnung des Ersten Siegels.«
»So ist es«, pflichtete Jether ihm bei. »Bis dahin wird Lucifers Klon nur eine sehr begrenzte übernatürliche Macht ausüben können. Die Zeit drängt. Wir wissen, dass Lucifer seinen Plan bereits in die Tat umgesetzt hat. Es ist erwiesen, dass sein Genom vor einem Monat der geheimen Elite überbracht wurde. Von einem, der in vergangenen Äonen selbst an diesem Tisch saß. Von Charsoc dem Dunklen.«
Er blickte sich um. Die Ältesten sahen einander in bestürztem Schweigen an.
»Charsoc ist in die Welt der Menschen eingetreten, um das Genom an seinen Bestimmungsort zu bringen«, führte Jether weiter aus. »Als einer von ihnen, in menschlicher Gestalt. Charsoc ist offenbar das Addendum nicht bekannt, das dem Ewigen Gesetz nach dem Aufstand der Nephilim zu Babel hinzugefügt wurde. Lucifer, der davon weiß, hat es ihm anscheinend nicht gesagt.« Er wandte sich dem goldenen Buch zu, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Hier steht geschrieben: ›Wenn je wieder einer der Gestürzten das Portal von Schinar durchschreitet, wird die menschliche Form, die er in der irdischen Welt annimmt, unumkehrbar sein.‹« Nach diesem Zitat blickte er wieder zu den anderen Ältesten auf. »Zuerst wird Charsoc noch über die Fähigkeit verfügen, sich in eine Engelsgestalt zurückzuverwandeln, doch mit jedem Jahrzehnt unter dem Menschengeschlecht wird sie immer weiter schwinden. Am Ende der Zeit der Drangsal wird er seines ursprünglichen Wesens zur Gänze verlustig gehen. Am Ende der siebenjährigen Zeit der Drangsal wird Charsoc die Ödnis durchwandern und dabei weder gefallener Engel noch Mensch sein … bis zu seiner Verbannung in den Feurigen Pfuhl.«
Schweigen herrschte in der Runde. Nur das Plätschern der Brunnen und das Rascheln der Blätter des Gartens waren zu hören.
»Unglücklicherweise«, fuhr Jether fort, »war Charsoc nicht der Einzige, der das Portal passiert hat. Wie Zalaliel, der Wächter des Tors von Schinar, berichtet, sind Sargon, der Großfürst von Babylonien, und fünfhundert von seiner Horde durch das Tor gelangt und haben in menschlicher Gestalt die Welt der Menschen betreten, ebenso wie Hunderte von Lucifers Königlicher Garde. Und Astaroth.«
Ein kollektives Aufstöhnen war zu vernehmen.
»Das Portal ist wieder gesichert«, erklärte Jether. »Doch die Gestürzten wandeln nun in menschlicher Gestalt auf Erden – vor ihrer Zeit.«
»Das weiß Lucifer sehr wohl«, sprach Methusalem mit leiser Stimme.
»Er hat auch schon eine Familie auserkoren, die seinen ›Sohn‹ empfangen und aufziehen soll«, fügte Xacheriel hinzu und konsultierte seine Unterlagen. »Es handelt sich dabei um eine der dreizehn herrschenden Familien jener geheimen Gesellschaft, die man als Illuminati bezeichnet. Ihr Name unter dem Menschengeschlecht ist De Vere.«
Jether erhob sich. »Drei von uns, die hier an diesem Tisch sitzen, sind für eine neue Aufgabe auserwählt worden«, verkündete er. »Eine gefährliche Aufgabe. Drei von uns sind zu Beschützern dieser Familie ernannt worden. Als Abgesandte des Himmels, die sich nun in menschlicher Gestalt manifestieren werden. Als Schutzengel, wenn man so will.«
Er blickte in die Runde der Ältesten. »Ich bin einer dieser drei«, fügte er leise hinzu und fuhr dann fort: »Das Ewige Gesetz gebietet, dass keiner von uns drei Erwählten sich als Engel enthüllen darf – außer unter besonderen mildernden Umständen. Und dann nur mit ausdrücklicher Genehmigung durch Jehovah höchstselbst. Bis das Erste Siegel der Offenbarung aufgetan ist, müssen wir für die Gestürzten unsichtbar bleiben. Wir werden die Welt des Menschengeschlechts durch die heiligen Portale der Engel betreten. Wir werden als Wächter fungieren. Das Kloster von Alexandria in Ägypten, wo das Christkind Schutz fand, wird ein Zufluchtsort für jeden sein, der zwischen dem Ersten Himmel und der Welt der Menschen wandelt.« Er schlug das goldene Buch zu. »Wenn unsere Existenz entdeckt wird, bevor das
Weitere Kostenlose Bücher