Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
weißen Augenbrauen an.
»Lucifers Schoßhunde«, knurrte er. »Was sie betreiben, ist allenfalls eine Perversion der Wissenschaft.«
Jether bedachte ihn mit einem warnenden Blick.
Xacheriel holte tief Luft.
»Wie dem auch sei …«, fuhr er fort, »jedenfalls … seit mehr als zweitausend Jahren hat jenseits der Gewölbe von Vagen, anderthalbtausend Kilometer unter den Labyrinthen von Angor, ein Sarkophag gelegen, der von den Zwillingen von Malfecium bewacht wurde. Der Sarkophag der Furien. In ihm liegt die Phiole des heiligen Samens. Sie enthält ein einzelnes Genom.«
Er hielt inne. Seine Augen schossen Blitze. »Lucifers Genom.«
Xacheriel setzte sich schwer auf seinen Thron nieder. Offenkundig war er nicht in der Lage, unverzüglich weiterzusprechen.
»Das Erbgut von Lucifer«, half Jether ihm aus, »aus dem er einen Klon zu schaffen gedenkt. Eine Nachbildung seiner selbst. Es ist der hinterhältigste und schändlichste aller seiner Pläne.«
Xacheriel nahm einen Schluck von dem Glockenblumennektar aus dem Kelch, der vor ihm auf dem Tisch stand, und wandte sich dann wieder seinen mit Blütenstaub befleckten Notizen zu.
»Seine Superwissenschaftler«, nahm er das Wort wieder auf, »haben sich darauf vorbereitet, seit Alexander der Große zur Eroberung der Welt aufbrach. Die Alchimisten des Mittelalters und der Renaissance wie der berühmte Doktor Faustus haben mit ihrem unvollkommenen Verständnis der Natur auf dieses Ziel hingearbeitet, und an den deutschen Universitäten des neunzehnten Jahrhunderts wurde es weiterverfolgt.« Er raschelte mit seinen Papieren und wandte das nächste Blatt um. »Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik war eine Basis für Hitlers übelste genetische und rassenhygienische Experimente. Othmar von Verschuer, Grebe, Mengele … allesamt Schlächter und Unmenschen!«
Jether runzelte die Stirn.
»Sie hatten alle ein einziges Ziel vor Augen, das ihnen ihr dunkler Meister gewiesen hatte. Klonen … Doch selbst die skrupellosen Wissenschaftler der Nazis hatten nicht die Technologie, um aus dem Samen Lucifers einen Klon zu züchten.« Xacheriel blickte von seinen Papieren auf. »Im Jahre 1945 , als der Krieg zu Ende ging, galt das Projekt als in vollem Maße gescheitert. Es war in der Welt der Menschen technisch unmöglich, mit den Mitteln der damaligen Zeit einen Klon zu erzeugen. Doch in den Folgejahren haben die Zwillinge von Malfecium den dunkleren Elementen des Menschengeschlechts technologische Vorlagen geliefert, nach denen ihre Geheimdienste in verborgenen Forschungszentren in Nordamerika – Los Alamos, Dulce – erstmals mit echten Klonexperimenten beginnen konnten und rasch Fortschritte machten. Ein Wissenschaftler insbesondere …« Xacheriel hob die Hände in einer Mischung von Widerwillen und Bewunderung. »Ein Nobelpreisträger. Ein absolut brillanter Kopf!«
Jether seufzte.
»Aber Lucifers DNS gleicht der unseren«, warf Issachar ein. »Es ist das Genom der Engel. Es ist keine niedere Materie, hochwohllöblicher Xacheriel.«
»Das, verehrter Issachar, ist der Punkt, an dem das üble Genie der Zwillinge ins Spiel kommt. Maelageor, der einst mein bester Schüler war …« Xacheriel fing Jethers Blick auf und fuhr eilends fort: »Er hat die DNS -Sequenz des Genoms aus der Phiole des heiligen Samens so manipuliert, dass ihre Entwicklung genau mit den Wachstumsschritten und -zyklen der menschlichen DNS übereinstimmt. Der Klon wird die geistigen Fähigkeiten der Engel besitzen, aber in einem materiellen Körper gefangen sein. Er wird aussehen wie Lucifer. Seine äußeren Attribute – Gesichtszüge, Haar- und Augenfarbe – werden die seines Vaters widerspiegeln, aber seine körperliche Entwicklung wird die eines Menschen sein. Eines Menschen der Erde.«
Maheel ergriff das Wort. »Hochwürdiger Xacheriel, wird er die übernatürlichen Fähigkeiten der gefallenen Engel behalten?«
Xacheriel nickte.
»Seine Kräfte werden freilich beschränkt bleiben, verehrter Maheel. Beschränkt durch die Eigenschaften der materiellen Welt. Trotzdem – der Klon wird Zugang zu den übernatürlichen Kräften der Welt der Engel haben.«
Doch Jether ließ es dabei nicht bewenden. »Lucifer«, führte er aus, »ist sich dessen wohl bewusst, dass die Gegenwart eines jeden, der das Siegel des Nazareners trägt, seine Macht beeinträchtigt. Solange auch nur ein einziger Anhänger des Nazareners auf Erden weilt, werden die übernatürlichen
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