Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
einem Haufen Lügen und falschen Zeugenaussagen zugedeckt und das Wenige, was von Nicks Reputation übrig geblieben war, gerettet. Alles im Interesse von Adrians politischer Karriere.
Gruber verabscheute Nick fast so sehr wie Nick ihn und seine Handlanger.
Gruber arbeitete schon seit vielen Jahren für Adrian, zuerst in der Downing Street und jetzt als Direktor des EU -Sicherheitsdienstes. Darüber hinaus war er ein Experte für Waffen aller Art.
Grubers Großvater war zu Zeiten des Dritten Reiches Leiter eines geheimen Waffenentwicklungsprogramms der Nazis gewesen. Ob irgendjemand wohl wusste, was Gruber in seiner Waffenküche in den Katakomben unter Mont-Saint-Michel alles zusammenbraute?
Geschützt hinter seiner Sonnenbrille, sah Nick auf Gruber hinab. Gruber sah blass aus, fand er. Vermutlich verbrachte er zu viel Zeit in seinem Bunker. Nick grinste.
Gruber ging über den Rasen des Kreuzgangs. Zufällig glitt sein Blick hoch zur Terrasse. Nick winkte ihm demonstrativ zu.
Grubers Miene versteinerte, als er Nick erkannte.
Er schritt weiter zu einem der Wandelgänge, wo er sich mit einem anderen Mann traf. Sogleich waren beide tief ins Gespräch vertieft. Nick konnte das Gesicht des zweiten Mannes nicht erkennen, da es von Grubers Kopf verdeckt wurde.
Nick schaute wieder hinaus aufs Meer, dann wandte er sich erneut dem Kreuzgang zu. Gruber war verschwunden. Nur sein Begleiter stand noch dort und blickte zu Nick hinauf.
Nick sah ihn an – und schaute noch einmal genauer hin, um sicherzugehen. Mit bebenden Fingern griff er in seine Innentasche und holte das Foto von Julius De Vere und seinen vier Begleitern heraus. Anschließend ging sein Blick zu Adrians Amtszimmer. Durch die Fenster sah er seinen Bruder ins Gespräch vertieft an seinem Schreibtisch sitzen. Nick ging mit raschen Schritten zu dem überwölbten Treppengang, der nach unten führte. Er eilte eine Treppe hinunter, dann die nächste, bis er auf einen Erker stieß, der sich nur drei Meter über der Stelle befand, wo der Mann stand.
Erneut zog Nick das Foto zu Rate, während er heimlich nach unten schaute. Die Ähnlichkeit war unübersehbar. Dieselbe hohe, gewölbte Stirn, das silberne, kurz geschnittene Haar, die Falkennase … und vor allem die Augen. Sie waren von so einem hellen Blau, dass sie fast farblos wirkten.
Es war kein Zweifel möglich: Der Mann, der sich da unten im Kreuzgang aufhielt, war derselbe wie die Gestalt rechts neben Julius De Vere auf dem Foto. Und er stand in irgendeiner Verbindung zu Gruber.
Wie hatte Lawrence ihn noch genannt? Kester van Slagel. Ein ungewöhnlicher Name, der Nick in Erinnerung geblieben war.
Er musste sofort Adrian davon erzählen.
Nick war schon im Begriff, sich umzudrehen und wieder hinaufzueilen, als er aus dem Augenwinkel sah, wie Gruber wieder ins Blickfeld kam.
»Es ist alles vorbereitet?«, hörte er van Slagel fragen.
Gruber nickte.
»Allen zivilen Mitarbeitern hat man dienstfrei gegeben, und alle, die auf dem Gelände wohnen, wurden ausquartiert. Das Militär wurde zu einer Übung abgezogen. Ab 18 . 00 Uhr wird nur noch unsere Privatarmee auf dem Gelände sein.«
Van Slagel sagte: »Du kennst die Anweisungen meines Meisters.«
Gruber nickte wieder.
»Flugverbotszone ab 16 . 00 Uhr. Luftraumüberwachung. Die Hawks landen um 20 . 00 Uhr. Der Eagle wird genau um 20 . 20 Uhr landen. Die Übergabe der Lade an De Vere wird um 21 . 00 Uhr abgeschlossen sein.«
Nick richtete seine Digitalkamera direkt auf van Slagels Gesicht.
»Die Wünsche Seiner Exzellenz sind mir wie stets Befehl.«
»Es fehlt ihm an nichts?«
»Er hat den ganzen Westflügel zu seiner Verfügung. Falls es noch irgendetwas gibt, was ich tun kann …«
Van Slagel lächelte. »Mein Gespräch mit De Vere gestern Abend hat alle noch verbliebenen Fragen geklärt.«
Nick sog scharf die Luft ein. Adrian kannte van Slagel! Sein Bruder hatte ihn angelogen, was das Foto betraf. Er hatte van Slagel nicht nur zuvor gesehen, er hatte sogar erst gestern mit ihm gesprochen. Nick wurde es flau im Magen. Er hob die Spiegelreflexkamera an das Erkerfenster, blickte durch die Linse und drückte den Auslöser.
Van Slagel schaute auf und sah Nick dort stehen. Er runzelte die Stirn. Gruber folgte seinem Blick.
»Haben Sie sich verlaufen, Mr. De Vere?« Gruber sah verärgert auf die Kamera in Nicks Hand.
»Ein toller Ausblick, Gruber.« Nick grinste ihn mit voller Absicht an. »Meinen Sie nicht auch?«
Gruber würdigte ihn keiner
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