Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
konnte das nicht warten?«
»Schau, Adrian, ich komme direkt zur Sache. Lawrence St. Cartier ist der Ansicht, dass Dad keines natürlichen Todes gestorben ist. Er wurde getötet …«, Nick zögerte, »… von einer elitären Clique. Einer extrem mächtigen, globalen Verschwörergruppe. Auch dein Leben könnte in Gefahr sein.«
Adrian sah von seinen Papieren auf. »Getötet …« Er runzelte die Stirn. »Du meinst … ermordet? « Er starrte seinen Bruder ungläubig an. »Das ist lächerlich. Er hatte einen Herzinfarkt. Es gab eine Autopsie.« Adrian schüttelte den Kopf. »Der alte Professor hat dich mit seinen Verschwörungstheorien irre gemacht«, sagte er sanft. »Dad hat ihn hinter seinem Rücken für verrückt erklärt, was das betrifft.«
»Ja, ich weiß, dass es so aussah, Adrian, aber –«
»Hör mal, ich weiß deine Besorgnis um mich zu schätzen, Nicky …«
Adrian trat zu seinem Bruder an das Fenster und zeigte auf ein Schiff im Ärmelkanal in der Ferne.
»Siehst du das Schiff da? Es ist einer von acht Panzerkreuzern der NATO , die Tag und Nacht vor der Küste patrouillieren. Hinzu kommen eine Luftüberwachung rund um die Uhr, vier Helikopter, vier Kampfbomber, Dutzende von Kuttern und Schnellbooten, hunderteinundzwanzig magnetische Tore, sechzig Scanner, hundertzweiunddreißig Metalldetektoren, achtzehn Sprengstoffdetektoren, hundertsechsundneunzig Überwachungskameras und zweiundsechzig Fahrzeugortungssysteme. Gruber hat das C 41 -System unter sich – drahtlose digitale Kommunikations- und IT -Systeme, die jederzeit Bild, Ton und Daten an sechsunddreißig Sicherheitsbeauftragte übermitteln: alles, um den europäischen Präsi–« Er unterbrach seinen Satz mitten im Wort, als er auf dem Schreiben in Nicks Hand James De Veres Signatur erkannte.
»Was ist das, Nicky?«
»Ein Brief von Dad an St. Cartier und ein Dokument, das er diesem Brief beigefügt hat«, erklärte Nick und reichte seinem Bruder die Unterlagen. »Abgeschickt am Tag vor seinem Tod. Das beigefügte Dokument ist ein Beweis dafür, dass die Nadeln, die ich und die anderen an jenem Abend in Amsterdam benutzt haben, vorsätzlich mit dem Aids-Virus präpariert worden waren. Schau hier. Die Anforderung aus Fort Detrich. Geld, das an Ganoven in Amsterdam gezahlt wurde.«
Adrian ließ den Brief sinken und überflog das Dokument. Er drehte das Papier um und runzelte die Stirn.
Nick deutete auf eine bestimmte Stelle.
»›Aktives Aids-Virus geliefert am 4 . April 2017 . Injiziert um 0 . 07 Uhr.‹ Eine Vollstreckungsmeldung für meine Hinrichtung. Man hat mich mit Aids infiziert.«
»Wer, Nicky?« Adrians Finger verkrampften sich um das Dokument. »Überleg mal – wer würde dich mit Aids anstecken wollen?« Für den Bruchteil einer Sekunde gerann Adrians Herzlichkeit zur Maske, aber er hatte sich schnell wieder gefasst.
»Vergib mir, kleiner Bruder«, fuhr er fort. »Das ist nichts als eine simple Fälschung. Auch wenn das jetzt brutal klingt, Nick – aber du bist harmlos. Niemand würde sich solch eine Mühe machen, um dich zu eliminieren. Du kennst doch St. Cartier. Ex- CIA -Agent. Und Ex-Jesuit. Der Mann ist über achtzig. Wenn einer von denen die Agency verlässt, dann ist es für ihn schwer, Wirklichkeit und Fantasie zu unterscheiden. Er muss im ersten Stadium der Demenz sein. Dads Namen zu benutzen, um sich den Anschein von Glaubwürdigkeit zu geben …« Adrian schüttelte den Kopf. »Der alte Mann ist nicht mehr richtig im Kopf.«
Adrians Telefonanlage auf seinem Schreibtisch summte. Er beachtete es nicht.
Nick griff nach dem Umschlag in seiner Jackentasche, und das Foto von Julius De Vere und den vier anderen Männern fiel heraus.
Adrian nahm das Foto auf und sah es sich an.
»Erkennst du irgendjemanden darauf?«, fragte Nick.
»Nein. Außer natürlich Großvater und Chessler, Jasons Paten. Und der hier …« Er runzelte die Stirn. »Ist das nicht Aspinall, der ehemalige Chef des MI 6 ?« Adrians Stimme war leise. »Die beiden anderen aber habe ich definitiv noch nie gesehen.«
»Auf der Rückseite des Fotos steht ein Name. Der Name einer Frau …«
Adrian drehte das Foto um.
Nick zeigte darauf. »Das ist Dads Handschrift.«
Adrian studierte die Inschrift. Sein Gesicht war aschfahl.
»Aveline«, murmelte er.
Langsam schüttelte er den Kopf. »Der Name einer Frau, wie du sagst. Es ist Dads Handschrift, da hast du recht. Aber ich habe keine Ahnung, was es bedeutet.« Er sah Nick seltsam an. »Woher hast du das,
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