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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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Nicholas?«
    »Aus einer alten Schachtel mit Mutters Fotos«, log Nick. Sofort regte sich sein Gewissen, aber dann sagte er sich, dass hier mildernde Umstände vorlagen. Er sah Adrian scharf an. Sein Bruder hatte ihn nie Nicholas genannt, außer wenn er verärgert war. Jetzt oder nie! Er musste die Sache so weit vorantreiben, wie er konnte.
    »Sag mir eins, Adrian. Ist es wahr, dass wir so reich sind?«
    Nick stellte sein Glas auf einen Beistelltisch, ging zu Adrian hinüber und nahm seinem Bruder das Foto aus der Hand.
    »Ich meine – so reich wie niemand sonst?«
    Adrians Augen wurden schmal. »Du weißt, wie viel Geld die Familie besitzt, Nicky.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, ich glaube, ich weiß es nicht, Adrian. Wie viel Geld haben wir?«
    Adrian strich über den Rand seines Cidre-Glases.
    »Etwa fünfhundert Milliarden Dollar, nach heutiger Rechnung. Die Hälfte unseres Vermögens wurde in dem Bankencrash von 2018 vernichtet.« Er bedachte Nick mit einem durchdringenden Blick. »Worauf willst du hinaus? Das weißt du doch alles!«
    Nick zögerte, dann ließ er alle Vorsicht fahren. »Ist dabei auch berücksichtigt, dass wir mehr als vierzig Prozent der weltweiten Goldreserven besitzen, ein weltweit funktionierendes Monopol in der Diamantenindustrie haben und einen erheblichen Anteil am russischen Öl?«
    Adrian sah seinen Bruder an. Sein Blick war undurchschaubar wie immer.
    Die Telefonanlage summte erneut, diesmal mit einem eindringlicheren Ton, und sie hörte nicht auf. Adrian drückte mit einer untypischen Heftigkeit auf den Knopf.
    »Was ist?«
    »Ihre für 14 . 00 Uhr angesetzte Konferenzschaltung, Herr Präsident. Der russische und der iranische Premierminister warten bereits.«
    Laurent Chastenay kam herein. Adrian blickte auf seine Armbanduhr und seufzte. »Stellen Sie sie durch.«
    Er drückte die Stummschaltung des Mikrofons und sah zu Nick hinüber. Dann studierte er das Schriftstück in seiner Hand zum zweiten Mal. Er faltete es zusammen und steckte es in die Tasche.
    »Hast du mit Jason darüber gesprochen?«
    Nick hob die Schultern.
    »Du kennst Jason. Er redet nicht mehr mit mir.«
    »Geh mal ein bisschen frische Luft schnappen, Nicky.« Adrian wies auf die Terrassentüren. »Gib mir dreißig Minuten.«
    Der Summer ertönte erneut. Adrian drückte den Knopf. Dann betätigte er eine Fernbedienung, und ein Paneel mit zwölf riesigen Flachbildschirmen senkte sich an der gegenüberliegenden Wand aus der Decke herab. Zwei hochmoderne Computerterminals mitsamt Ledersesseln schoben sich aus dem Fußboden.
    Im nächsten Augenblick betraten der Leiter von Adrians internationalem Sicherheitsdienst und der europäische Verteidigungsminister den Raum.
    Bevor Nick den Raum verließ, sah er noch, wie das Gesicht des iranischen Premierministers auf der Bildschirmwand erschien.
    Er trat auf die große Terrasse hinaus. Vor ihm lag das Meer als eine glatte graue Fläche. Er nahm seine Sonnenbrille aus der Jackentasche und setzte sie auf. Langsam ging er zur Nordseite hinüber, wo die Insel in einem bewaldeten, felsigen Abhang zum Meer hin abfiel. Etwa fünfzehn Meter unter ihm lag der Kreuzgang, in dessen Wandelgängen er die Militärpolizei patrouillieren sah. Nur der Rasen im Innern des Hofes mit seinen gestutzten Buchsbaumhecken war frei von Menschen.
    Bis auf einen. In der Mitte des Innenhofs stand ein hagerer, schwarz gekleideter Mann mit strengen Gesichtszügen und kurzem, pechschwarz gefärbtem Haar. Diesen Haarschnitt , dachte Nick, würde ich überall wiedererkennen .
    Es war Kurt Gruber.
    Gruber hegte eine intensive Abneigung gegen Nick, die fast schon an Hass grenzte. Nick kannte auch den Grund dafür.
    Vor vier Jahren, mit siebenundzwanzig, hatte sich ein hübscher, junger Playboy darangemacht, die erste Tranche seines riesigen Treuhänderfonds in jedem nur denkbaren Club von London bis Monte Carlo auf den Kopf zu hauen. Unglücklicherweise war dieser junge Mann nicht nur ein De Vere, sondern auch Adrian De Veres jüngster Bruder gewesen, und seine Eskapaden wurden auf allen Klatschseiten der britischen Presse von den Society-Reportern genüsslich breitgetreten.
    Nicks Narreteien wurden somit bald zum Problem für Adrians Position als britischer Premierminister. Und so war es Gruber als Adrians Leiter des Sicherheitsdienstes zur Aufgabe gemacht worden, hinter Nick den Dreck aufzukehren. Gruber hatte die schlimmsten Londoner Paparazzi in ihre Schranken gewiesen, Nicks Kokainexzesse mit

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